Ein Jurist und Privatdozent der Universität zu Köln hat als Redner an einem Geheimtreffen mit Mitgliedern der Identitären Bewegung und AfD-Politikern teilgenommen. Das Recherchezentrum Correctiv hatte zuerst berichtet. Gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigte der Dozent seine Teilnahme.

Ulrich Vosgerau sprach demnach auf der Veranstaltung über Briefwahlen, Wahlgeheimnis und seine „Bedenken in Bezug auf junge Wählerinnen türkischer Herkunft, die sich keine unabhängige Meinung bilden könnten“. Zudem antwortete der Jurist unter anderem auf Fragen zur Sinnhaftigkeit eines möglichen Musterschreibens, um die Rechtmäßigkeit von Wahlen in Zweifel zu ziehen. „Als er schließt, gibt es Applaus“, heißt es in dem Text.

Vosgerau sagt, er sei nicht als Redner gebucht gewesen, sondern spontan gebeten worden, einen Vortrag über Probleme der Briefwahl zu halten. Vom Thema „Remigration“ habe er vorab nichts gewusst. In seiner Gegenwart habe „niemand die Ausbürgerung von bereits eingebürgerten Deutschen verlangt“, so Vosgerau. Zum Thema „Remigration“ im Allgemeinen sagt er: „Das muss ja nicht rechtswidrig sein.“

Martin Sellners Teilnahme hingegen sei Vosgerau bekannt gewesen. Ihn habe er dort zum ersten Mal getroffen. „Ich selber neige der Identitären Bewegung nicht zu, sondern bin CDU-Mitglied“, so der Jurist.

Nachdem unter anderem Studierende und das Kölner Ratsmitglied Jörg Detjen („Die Linke“) nach der Correctiv-Veröffentlichung Aufklärung gefordert hatten, teilte die Uni Köln dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Mittwochabend auf Anfrage mit, dass Vosgerau seit 2018 nicht mehr an der Universität lehre. Ob die Voraussetzungen für den Status „Privatdozent“ noch gegeben seien, werde die Universität zu Köln prüfen, so ein Sprecher.

Die Uni Köln stehe „für Weltoffenheit und Diskriminierungsfreiheit – und für Vielfalt und Diversität, wie sie die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland insgesamt auszeichnen.“

Auf seiner Website dokumentiert Vosgerau auch seine zahlreichen Veröffentlichungen in konservativen bis grenzrechten Medien, wie zum Beispiel in „Junge Freiheit“, sowie seine Auftritte und Vorträge. Auch sein Redebeitrag bei der Veranstaltung mit Martin Sellner ist dort gelistet: „Das Problem der Briefwahl – Vortrag in Potsdam, 25. November 2023, 18 Uhr.“ Als Kontaktmöglichkeit hat Vosgerau seine E-Mail-Adresse der Uni Köln hinterlegt.

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    10 months ago

    Die Universität sollte nicht nur den Status von Vosgerau (“Privatdozent” oder nicht) überprüfen, sondern sich auch mal die Frage stellen, wie es denn sein kann, dass der werte Herr fünf Jahre nach Beendignung seiner Tätigkeit als Privatdozent noch immer über die ihm zur Verfügung gestelle E-Mail-Adresse der Universität verfügt - und diese zudem für die Korrespondenz mit rechten Kreisen verwendet. Oder teilt die Universität etwa die Gesinnung von Herrn Vosgerau?