Habt ihr auch das Gefühl, dass bei Kritik gewalttätig werdende Muslime (nicht nur hier sondern auch bei Charlie Hebdo o.ä.) dazu führen, dass sich Islamkritik öfter verkniffen wird als Kritik an anderen Religionen? Insofern könnte man dieses Verhalten aus Sicht der muslimischen Fundamentalisten durchaus als “erfolgreich” bewerten, auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht, oder?

  • aaaaaaaaargh
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    29 days ago

    Natürlich sind andere Religionen für ihre Praktiken zu verurteilen, wenn diese Menschenrechte verletzen. Aber das wird halt oft einfach nur missbraucht, um andere Religionen abzuwerten.

    Schwierig. Ich sehe das so: Eine Religion, die so ein Verhalten wie von dir genannt billigt, wertet sich selbst ab, weil sie eben dann über keine Werte verfügt. Aber das ist ja nicht der Fall, natürlich auch nicht im Islam. Da gibt es Punkte, wo man mit dem Finger drauf zeigen kann und sollte und sagen: Das ist veraltet/falsch/dumm/menschenverachtend. Aber diese Punkte gibt es bei den Christen mindestens in dem gleichen Maße.

    Der Unterschied ist die Säkularisierung, die nunmal in unserer westlichen Welt stark vorangeschritten ist. In 2016 (? … ich weiß es auch nicht mehr genau) war das nicht vorrangig ein Thema der Relgion, es war ein Thema zweier völlig unterschiedlicher Sozialisierungen, die mit eine Himmelsgewalt aufeinandergeprallt sind. Ich kann mich auch noch an Siutationen erinnern, wo ein Flüchtling in meiner damaligen Lieblings-Studentenkneipe plötzlich seinen Pullermann ausgepackt hat (warum auch immer). Aber seien wir mal ehrlich: diese Situationen haben sich doch sehr schnell relativiert und heute hört man von sowas gar nichts mehr. Aber es sorgt natürlich im ersten Moment für Ärgernis/Irritation, weil es eben eingegenseitiges Missverständnis oder eben eine (meist nicht beabsichtigte) Missachtung von Werten ist. Religion ist indes hartnäckiger und tiefer verwurzelt und lässt extreme Positionen zuweilen zu und legitimiert sie.

    Mir ist es wichtig, das hier nochmal zu unterscheiden: Kultur und Religion sind immer verwoben, aber dennoch individuell nicht untrennbar. Und das schöne an Kultur ist eigentlich, dass man sich darüber eben ohne jeden Dogmatismus einander nähern kann - zumindest in der Theorie. In der Praxis besteht leider keine breite Bereitschaft für eine Annährung - und zwar oftmals von beiden Seiten - dann ist der Vektor auch egal. Da müssten wir ran, das müssen wir aufbrechen. Ich weiß, das ist sicherlich auch ein Henne-Ei-Problem, aber wir müssen ganzheitlich mit allen Beteiligten in diese Sache, es bringt nichts, nur die Probleme und Lösungen bei einer Seite zu suchen.

    ch glaube, man kann ja auch ohne Bildung oder Taten ein guter Mensch sein, wenn man Leute nicht für ihre Anderssein verurteilt und sie so nimmt, wie sie sind. Das gilt natürlich für alle möglichen Arten, anders zu sein. Auch eben gegenüber obdachlosen Menschen oder Leuten in psychischen Krisen z.B.

    Das kann man, aber ich glaube, dieses Dasein nicht anzustreben, hat andere Gründe als nur Normen und Sitten. Dazu gleich mehr.

    Und da kommen wir full circle zurück zu den Normen. Denn diese ganzen scheiß Normen und Regeln, die die Menschen leben und selber aber nicht merken, ist für so viel Ausgrenzung und Gewalt verantwortlich.

    Ich stimme dir teilweise zu, teilweise nicht. Also… ja, es stimmt, Normen und Regeln sorgen für Ausgrenzung. Aber eben auch für Inklusion. Das meine ich so: Ich hatte mal das Glück, mich eine Zeit mit philosophischer Staatstheorie zu beschäftigen (bitte nicht drauf festnageln, ich bin heute höchstens noch Küchenphilosoph). Was mir da sehr in Erinnerung blieb, war die Betrachtung von Regeln für eine Gesellschaft, und zwar einmal durch die Bank von Platon über Rousseau bis zu Russell.

    Ich fasse das mal so in eigenen Worten für mich zusammen: Eine Gesellschaft, egal welcher Art, braucht gemeinsame Regeln und Normen, um überhaupt friedvoll koexistieren zu können. Das ist im Kern durch Inklusion der Fall und zu den Rändern entsteht dann die Paradoxie des umgekehrten Effektes. Man kann das leider auch an allen möglichen anderen Ecken, auch bei Gleichstellungsthemen, Genderthematik o.ä. beobachten. Die Idee sollte nun eigentlich darin bestehen, diese Normen nicht aufzubrechen, sondern zu erweitern, bis sie sich ggf. selbst verflüchtigen. Aufbrechen bedeutet Gewalt und die erzeugt Gegengewalt. Das mag sich vielleicht gerechter anfühlen, aber es hilft in der Sache leider nicht.

    Den Bogen zurückgeschlagen auf das Ursprungsthema der Religion bzw Kultur, um mal dabei zu bleiben, hieße das für mich, dass die Öffnung füreinander im Fokus stehen muss - okay, keine bahnbrechende Neuigkeit soweit. Aber man muss weg vom Verteidigen irgendwelcher Kulturen hin zum bewussten Verschmelzen, denn nur so kann was besseres daraus werden. Ich glaube aber, wer das Problem löst, hat auch den Schlüssel zum Weltfrieden in der Hand.

    Zuletzt noch eine kleine Anmerkung, die nichts mit dem Thema, sondern deiner letzten Aussage zu tun hat: Verstehe ich, fühle ich (ich spare mir die Hintergründe, warum). Ist es wirklich so, dass man dich angewidert anstarrt? Ich meine, vielleicht ist es eher Neugier, was auch nervt und ungehörig ist, aber eben vielleicht andere Motive als Ablehnung andeutet.