Was ist die Kratky-Methode?

Hier wird alles vom Erfinder der Methode erklärt.
Das ist ein passives Hydroponik-Setup, bei dem ein Teil der Wurzeln an der Luft, und ein Teil in die Nährlösung getaucht sind.
Dadurch kriegt man eine ausreichende Sauerstoffversorgung hin, ohne, dass man Luftpumpen o.ä. benutzen muss.

Mein Setup

Ich hatte 3 Behälter mit je 3 Liter Fassungsvermögen, die ich so modifiziert habe, dass ich meinen Netcup und einen Wasserstandsanzeiger darin platzieren konnte.

Anfangs war der Wasserstand genau so ausgerichtet, dass er bis zum Boden des Netcups reichte, und je weiter die Wurzeln wuchsen, desto mehr sank er.

Die Skala des Gießanzeigers ging genau so, dass er ca. halb voll war, wenn er auf “Max” stand, und nur noch ein paar cm tief Nährlösung vorhanden ist, wenn er auf “Min” ist. Auf “Opt” war er 1/3 voll, wo ich ihn auch immer versucht habe zu halten.

Ich habe jedes Mal, wenn er leer war, ein bisschen Nährlösung nachgegossen, und alle paar Male diese entleert und frisch aufgefüllt.

Dazwischen hab ich immer versucht, den EC und pH zu messen, aber dazu komme ich jetzt.

Messwerte

Ich versuche das so zu erklären, dass auch Nicht-Hydro-Grower daraus schlau werden.

Am elektrischen Leitwert (EC) merkt man, wie hungrig die Pflanze ist, damit misst man die Menge an Dünger.
Und am pH merkt man teilweise, welche Nährstoffe die Pflanze aufnimmt.

Anfangs war beides sehr stabil. Das bedeutet, dass die Pflanzen in der Veggie-Phase gleichmäßig Nährstoffe gezogen haben.

In der Blütephase dagegen stieg mir der pH konstant an. Das bedeutet, dass die Pflanzen deutlich mehr Phosphor als andere Nährstoffe gefuttert haben.
Der EC stieg ebenfalls die meiste Zeit. Das heißt, dass sie mehr Wasser als Dünger benötigt haben, weil sie wohl mehr “geschwitzt” haben als angenommen.

Messwerte für die Nerds

Beobachtungen generell

Die Sauerstoffversorgung war super, auf Peroxid o.ä. hab ich gänzlich verzichtet.

Die Wurzeln sind extrem kompakt geblieben, obwohl die Blattmasse der Pflanzen im Verhältnis enorm war.

Die Behälter selbst erschienen mir deutlich effizienter als die vergleichbaren Blumentöpfe mit Blähton, besonders was den Platzbedarf angeht.

Die Behälter waren etwas instabil und wackelig, deshalb musste ich im Growareal Schnüre aufspannen, die ähnlich wie ein SCROG-Netz funktionierten und alles stabil gehalten haben, weil sie mir sonst umgekippt wären.

Ich hatte effektiv nur ca. 1 l Reservoirgröße, da ich die 3l-Behälter nie ganz auffüllen konnte. Deswegen sind die Schwankungen im EC und pH stärker gewesen.

Gießen musste ich ca. 1x die Woche, und gemessen hab ich anfangs kaum, am Ende häufiger.

Das Wachstum war unauffällig, also sehr schnell.
Für die Menge an Licht (insgesamt 50W aufs gesamte Growzelt) hab ich ordentliche Pflanzen hinbekommen würde ich sagen.

Extrem günstig war es auch, da ich keine extra Behälter kaufen musste. Das waren umgebaute alte Proteinshake-Dosen.

Mit Algen oder Schädlingen hatte ich nie Probleme. Da die Behälter aber schwarz sind, kann ich mir gut vorstellen, dass sie sich im Sonnenlicht stark aufheizen könnten.
Und hässlich fand ich sie dazu :D

Fazit

Ich bin sehr überrascht. Ich dachte nicht, dass das alles SO gut funktioniert.

Online wird von Kratky ja immer wieder abgeraten, weil viele Leute nicht checken, dass man die Behälter ja auch entleeren und frisch auffüllen kann. Deswegen gehen viele davon aus, dass es zwangsläufig zu Nährstoffproblemen kommt, und die paar Liter nicht ausreichen.
Aber wenn man den Füllstand und Messwerte im Blick behält, funktioniert es echt gut.

Ich werde es Indoor definitiv wieder tun. Man braucht deutlich weniger Material und Platz als bei meinem “Konkurrenten”, der Hydrokultur mit Blähton.

Für Outdoor halte ich das alles aber für weniger optimal und schwieriger, zumindest mit diesem Setup.
Die Behälter sind mir schon drinnen, ohne Wind, durch den schieren einseitigen Überhang, mehrfach fast umgekippt. Draußen wäre das VIEL zu wackelig.

Außerdem hätte ich Angst, dass Sonnenlicht mir die Wurzeln an der Luft grillt.

Für ein High-Value-Crop wie Cannabis ist mir das alles zu riskant.
Für Basilikum und co. hab ich das letztes Jahr schon auf dem Balkon gemacht, und da hat es super funktioniert.
Aber bei Gras geh ich lieber auf Nummer sicher und entscheide mich für ein Setup, wo ich keinen plötzlichen Tod meiner Pflanzen riskiere.

Aber ich denke trotzdem, dass es echt gut funktionieren kann, insbesondere bei kleineren Pflanzen.

Bilder

  • Kwdg
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    2 days ago

    Sehr interessant! Wie schätzt du die Methode für Anfänger ein? Ich überlege mir eine Planze anzulgen

    • Guenther_Amanita 🍄@slrpnk.netOP
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      2 days ago

      Schwer zu sagen. Wenn du schon Erfahrung mit Hydro gesammelt hast, dann kannst du es gerne probieren, am besten zuerst mit Low-Value-Crops wie Basilikum oder Salat.

      Aber wenn du es direkt mit Hanf probieren willst, dann würde ich eher DWC oder ähnliche Systeme empfehlen, da hat man mehr Spielraum für Fehler.
      Und messen muss man auch definitiv.

      Durch die geringe Menge an Nährstofflösung kann es schnell mal zu Überdüngung oder Mängel kommen, wenn man noch nicht genug Erfahrung gesammelt hat und das noch nicht so gut einschätzen kann.

      • Kwdg
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        2 days ago

        Danke, ich guck mir mal DWC genauer an