Mal ein differenzierter Artikel zu dem durch und durch komplexen Thema

  • Quittenbrot@feddit.de
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    10 months ago

    Währenddessen verdreifachte sich die Gesamtzahl der jüdischen Siedler in den 4 Jahren.

    …und als Deutscher sollte man wissen, warum das so war. Ob ausgerechnet wir Juden den Vorwurf machen sollen, dass sie Mitte/Ende der 40er die Flucht in ein eigenes Land angetreten haben…

    Die Nakba startete bereits im November 1947, der Krieg der Arabischen Staaten begann erst im Mai 1948.

    Die ersten Opfer nach Annahme der UN-Resolution waren Passagiere eines jüdischen Busses. Diskutiert wird, ob der Angriff eventuell eine Rache für einen Gegenangriff war, der jedoch wiederum eine Rache für einen vorherigen Angriff war. Du siehst, wie eigentlich immer in diesem Konflikt ist es nicht schwarz/weiß. Zusätzlich spitzte sich die Situation durch den arabischen Generalstreik zu, denn sie lehnten den Teilungsplan in Gänze ab. Den Schuh müssen sich “die Araber” meiner Meinung nach anziehen, dass sie latent stets den aktuellen Status quo ablehnen, eskalieren, um dann nach der Niederlage eigentlich das haben zu wollen, was sie davor noch abgelehnt haben.

    • tryptaminev 🇵🇸 🇺🇦 🇪🇺@feddit.de
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      10 months ago

      Ob ausgerechnet wir Juden den Vorwurf machen sollen, dass sie Mitte/Ende der 40er die Flucht in ein eigenes Land angetreten haben…

      Und warum sollten die Palästinenser davon benachteiligt werden? Der Satz “free Palestine from German guilt” ist nicht umsonst entstanden. Die Palästinenser sind damit ebenfalls Opfer des Naziregimes geworden und wäre Deutschland an Gerechtigkeit interessiert, wäre die Lösung gewesen, einen Teil Deutschlands zur Gründung eines jüdischen Staates aufzugeben.

      Und natürlich ist nichts schwarz/weiß. Aber die Rechtfertigung aus gegenseitigen Angriffen in einem Bürgerkrieg die Vertreibung und Vernichtung eines Volkes zu ziehen, so wie sie heute von Israels Regierung gefordert, und von großen Teilen der Bevölkerung unterstützt wird, ist einfach nicht tragbar. Genauso ist es nicht tragbar, dass die grundsätzliche Realität von besetzten Gebieten und den damit verbundenen Rechten der Besetzten und Pflichten der Besatzer im deutschen medialem und politischen Diskurs gerne unter den Tisch gekehrt wird.

      Das passiert auch in dem Artikel hier, wo die grundsätzliche Anerkennung der Besatzung als solche und des völkerrechtlich verbrieften Rechts der Besetzten auf Widerstand mit einer Absolution der Hamas gleichgesetzt wird.

      • Quittenbrot@feddit.de
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        10 months ago

        Der Satz “free Palestine from German guilt” ist nicht umsonst entstanden.

        Es war nicht “German guilt”, die den Teilungsplan gemacht hat, sondern die UN. Grundsätzlich ist der Gedanke, beiden Bevölkerungsgruppen einen Staat zu geben, auch nicht falsch in meinen Augen.

        und wäre Deutschland an Gerechtigkeit interessiert, wäre die Lösung gewesen, einen Teil Deutschlands zur Gründung eines jüdischen Staates aufzugeben.

        Das scheitert alleine deshalb schon daran, da zu dem Zeitpunkt noch gar kein (souveränes) Land “Deutschland” existierte. Unser Land hatte bei der ganzen Thematik genau null mitzureden, weil es gar nicht existierte. Die Siegermächte hätten ein Stück Deutschlands für einen jüdischen Staat heraustrennen können und “wir” hätten gar nichts dagegen tun können. Insofern kannst du “Deutschland” da weder Vorwurf noch Unterstellungen machen.

        Aber die Rechtfertigung aus gegenseitigen Angriffen in einem Bürgerkrieg die Vertreibung und Vernichtung eines Volkes zu ziehen

        Die wirst du bei mir auch nicht finden. Ich wehre mich aber dagegen, in Diskussionen zu diesem Konflikt “die Araber” latent immer ein wenig zu entmündigen. Ob nun damals der Überfall in der Gründungsnacht oder heute die Unterstützung der Hamas, die Verantwortung für ihr Handeln müssen sie tragen.