Sorry muss hier gerade etwas venten. Bin in Berlin Mitte aus der Stadt rausgefahren, Sbahn Richtung Brandenburg und dann haben sich vier Nazi-Teenager neben uns gesetzt.

Im Endeffekt ist „nichts“ passiert und die wussten auch nicht dass ich sie verstehe da ich mit meiner Freundin englisch gesprochen habe, aber ich bin irgendwie gerade sau wütend und frage mich ob man in solchen Situationen überhaupt irgendwas machen kann.

Die haben dann halt über „Schwuchteln“ und „Moluken“ gesprochen und damit angegeben wie sie Ausländer verprügelt haben. Einer hat seinem Freund von seinem Outing als Rechter erzählt und dass er in der AFD aktiv ist und dass dies sein Lebensweg sei bis er sterbe. Komplett Nazideutschland.

Ich meine ich bin gut gebaut und habe lange Kampfsport gemacht und habe keine Angst vor ein paar Halbstarken, aber ich frage mich ob es überhaupt etwas bringt, im Zweifel das Risiko einzugehen falls ich denen etwas sage. Vor allem, was soll ich sagen? Ist es das wert, meine Freundin deshalb in Gefahr zu bringen?

Solche Fragen stellt man sich dann. Aber andererseits dachte ich mir auch, wenn selbst Politik, Polizei und Justiz nicht auf meiner Seite sind, was kann ich dann überhaupt tun außer weiterhin lange Haare tragen (was Nazis anscheinend nicht mögen?) und mich komisch anziehen und englisch zu sprechen, was ja alles Nazis das Heimatgefühl raubt.

Bin dann jedenfalls am Rand vom S-Bahn Ring ausgestiegen und die Typen dann wahrscheinlich weiter bis nach Brandenburg in ihr Nazidorf. Was gesagt oder komisch geguckt hat auch sonst niemand. Ich sehe sowas nicht häufig aber wenn’s gerade nach dieser Wahl und während der EM passiert dann fällt es einem irgendwie besonders auf und man fragt sich wie man damit umgehen soll.

Naja danke jedenfalls fürs lesen, ich wollte das nur mal teilen.

  • beetsnuami@slrpnk.net
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    před 5 měsíci

    Ich als ziemlich introvertierte Person denke dann immer: Vielleicht sollte ich mich offener (queer und) antifaschistisch zeigen. Also zB durch Anstecker. Das ist nicht viel, aber vielleicht besser als nichts. Denn es darf nicht passieren, dass Nazi-Positionen normalisiert werden in öffentlichen Räumen, nur weil sie eben sichtbarer (oder hörbarer) sind.

    Naja, und eben kollektiv denken. Also bevor du alleine was sagst, und Angst hast, verprügelt zu werden, denke ich hilft es, mal die Situation bei anderen Leuten anzusprechen und Aufmerksamkeit zu schaffen.

    • fantasty@programming.devOP
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      před 5 měsíci

      Hmm das finde ich eine ziemlich interessante Strategie andere Leute anzusprechen. Darüber hab ich ehrlich gesagt noch nie nachgedacht. Das werde ich sicherlich mal versuchen, in Berlin ist es manchmal schwierig genügend privilegiert aussehende Menschen in der Bahn zu finden aka weiße Deutsche, wäre für mich irgendwie wichtig gerade die und nicht potentielle Opfer da mit einzubeziehen.

      Ich würde aber auch sagen probier es mal aus mit den sichtbaren Zeichen. Ich bin öfters mal mit linken Symbolen unterwegs und in Ostberlin ist das z.B. noch ne andere Geschichte als in ner westdeutschen Stadt, da muss man sich schon Gedanken drüber machen dass man sich dadurch auch zur Zielscheibe machen kann oder ungewollte Aufmerksamkeit erzeugt. Ist ja ein Stück weit auch das Ziel, aber das kann es schon unentspannt machen rauszugehen wenn man nicht dran gewöhnt ist.

      • punkisundead [they/them]@slrpnk.net
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        před 5 měsíci

        Zum andere Menschen ansprechen ist auch zu sagen: Es muss dabei gar nicht um.ejne Konfrontation gehen, manchmal geht es auch darum einen enorm aufwühlenden (und teilweise gefährlichen) Moment gemeinsam durchzustehen oder sich danach zu supporten.