Hallo zusammen,
ich habe folgenden Post gefunden (verlinkt im Post-TItel), der Ausschnitt aus einem Interview von Jan von Aken bei Tilo Jung zeigt. Das vollständige Interview kann man hier gucken: https://www.youtube.com/live/ls0tBHgy_xI?cbrd=1
Aber ich fands sehr spannend, zu hören und es klärte einige Fragen bzgl deren Politik.
Die da wären? Ölraffinerien, die den Treibstoff für Logistik dieses Krieges liefern? Die Fabriken, die die Panzer bauen? Das sind militärische Ziele.
Ölraffinerien sind keine militärischen Ziele. Das ist genau die Art von Eskalation die zu großem Leid in der Zivilbevölkerung führt und die Fronten auf beiden Seiten immer weiter verhärtet.
Das sehe ich anders. Russland finanziert einerseits diesen Krieg hauptsächlich durch den Verkauf seiner fossilen Brennstoffe. Außerdem fußt die komplette Kriegsmaschinerie (auf beiden Seiten) darauf, dass sie genug Treibstoff hat.
Es ist etwas völlig anderes, ob ich Infrastruktur angreife, die diesen Krieg überhaupt erst ermöglichen, wie eben Ölraffinerien und deren Zerstörung nur sekundär zu Leid in der Zivilbevölkerung führen. Klar, ist es suboptimal, wenn Treibstoff rationiert werden muss, damit Rettungswägen etc. noch fahren können. Aber vergleiche das bitte doch mal mit der Bombardierung von Kranken- und Wohnhäusern von russischer Seite.
Krieg ist grausam und das Leid muss so gut es geht minimiert werden. Und wenn die russische Seite der Ansicht ist, dass das Leid ihrer Zivilbevölkerung, das in keinem Verhältnis zu dem Leid steht, dass sie den Ukrainern zufügen, zu groß ist, kann Russland jederzeit die Kampfhandlungen beenden.
Ich (und nebenbeibemerkt auch die Linke) sind völlig bei dir das die Geldflüsse nach Russland über den Ölverkauf unterbunden werden müssen.
Aber der Angriff ziviler Infrastruktur, und das sind Ölraffinarien eindeutig, ist ein Kriegsverbrechen und warum man diese angreift (und dabei zivile Opfer als Kollateralschaden billigend in kauf nimmt), ist dafür völlig unerheblich. Krankenhäuser und Ambulanzen werden übrings auch dazu eingesetzt Soldaten zu behandeln und die Wehrfähigkeit dieser wiederherzustellen… also nach deiner Logik ein legitimes Angriffsziel?
Ich hoffe du wirst irgendwann mal verstehen das es gute Gründe gibt warum Kriegsverbrechen geächtet sind und es völlig unerheblich ist welche Seite diese begeht oder wer “schuld” ist.
Ich hoffe, die Linke (und nebenbei bemerkt auch du) wird eines Tages verstehen, dass es einfach ist, den absolutistischen Pazifismus zu predigen, wenn man in einem warmen Zuhause sitzt, mit genug Essen und dem Wissen, dass einem nichts passiert.
Es soll sich haarklein an jede noch so moralische Vorstellung von “ehrenhafter Kriegsführung” gehalten werden?
Gut, dann müssen wir der Ukraine trotzdem die Unterstützung liefern, die sie braucht, um das umzusetzen, ohne langsam aber sicher zu kollabieren. Und vor allem bedeutet das auch diese Unterstützung in Quantität zu liefern, damit nicht überlegt werden muss, ob, um den Mangel an Material auszugleichen, in Grauzonen vorgestoßen werden muss. Was die Linke (und nebenbei bemerkt auch du) ablehnen.
Damit sind die Linken (und nebenbei bemerkt auch du) nicht besser als unsere Regierungsmitglieder, die sich beharrlich weigern auf die Frage “Soll die Ukraine diesen Krieg gewinnen” eine konkrete Antwort zu geben. Denn diese Antwort muss sein “Ja, die Ukraine muss gewinnen”. Wenn wir fordern, es darf keine Kriege mehr geben, müssen wir diese Forderung auch durchsetzen, wenn Russland unmissverständlich klarmacht, dass es davon nichts hält. Sonst ist sie wertlos.
Stell dir bitte mal vor, ich würde morgen bei dir auftauchen und anfangen, deine Wohnung auszuräumen. Würdest du dich daneben stellen und mit mir verhandeln “Nach dem Badezimmer ist aber Schluss”? Was, wenn ich einfach weitermache? Würdest du dann sprichwörtlich auch noch die andere Wange hinhalten? Sicher nicht. Du würdest die Polizei rufen, die würde mich auffordern wird aufzuhören, dir deine Sachen zurückzugeben und wenn ich das nicht tue, mich gewaltsam festnehmen.
Leider gibt es keine internationale Polizei, die die Ukraine rufen kann, wenn ein anderes Land die allgemeine Forderung “Wir dürfen keine Kriege führen” in den Wind schlägt. Sie ist darauf angewiesen, sich mit den Mitteln, die sie hat und die wir ihnen geben, zu verteidigen. Wenn diese nicht ausreichen, um unsere gemeinsame Forderung “Keine Kriege” durchzusetzen, ist die Forderung wertlos und dann haben wir auch nicht das Recht darüber zu urteilen, wenn uns die Art, wie die Ukraine ihren Überlebenskampf führt, nicht passt.
Also da kann ich wirklich nur mit den Augen rollen.
Weder ich (noch die Linke) vertreten “absolutistischen Pazifismus” sondern nur ganz normales Völkerrecht und internationale Abkommen wie die Genfer Konvention.
Und so an den Haaren herbeigezogene Beispiele kenn ich noch damals von der Musterung bei der Bundeswehr (habe übrings nicht verweigert und wurde auch nicht ausgemustert).
Achja, ich war übrings kürzlich in der Ukraine und habe dort den Menschen geholfen, du auch? Ist nicht besonders lustig dauert in den Luftschutzbunker zu müssen wegen der ganzen Kriegsverbrechen.
Diese “an den Haaren herbeigezogenen” Beispiele zeigen auf, wie unsere Gesellschaft funktioniert: In einem wie auch immer gestalteten Prozess, im besten Fall Wahlen, wird festgelegt, was unsere sozialen Normen sind, wie diese durchgesetzt werden und was mit denen passiert, die dagegen verstoßen.
Wenn du dieses Beispiel so haarsträubend findest, dann frage ich jetzt einfach mal direkt:
Was ist deine Idee einer Lösung dieses Krieges? Wie kann sichergestellt werden, dass unsere Forderung “Keine Kriege” in Zukunft durchgesetzt wird?
Es wird immer Kriege geben und Kriege enden meist mit Verhandlungen 🤷♂️
OK, tolle nichts sagende Antwort. Also mehr wie schöne Phrasen oder “thoughts and prayers” hast du nicht zu bieten? Von ehrbaren Zielen sprechen, aber keine Idee wie man dahin kommt?