Kommentar von Anna Lehmann
Wenn sich Liberale mit Rechtsextremen verbünden, steht es nicht gut um die Demokratie. Auch Grüne und SPD tragen Schuld an der Verrohung der Debatte.
Kommentar von Anna Lehmann
Wenn sich Liberale mit Rechtsextremen verbünden, steht es nicht gut um die Demokratie. Auch Grüne und SPD tragen Schuld an der Verrohung der Debatte.
Ich stimme dir inhaltlich zu. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie wir die Menschen da noch in ausreichendem Maße erreichen können um die Propaganda zu entschärfen. Wenn man zu forsch ist, fühlen sich Leute schnell vor den Kopf gestoßen und sind nicht mehr verfügbar für weiteren Austausch, ist man zu lasch, so wird man ignoriert oder verharmlost die Situation.
Das eigentliche Problem ist die Existenz der Propaganda an sich, und dem werden wir nicht mehr Herr ohne eine breite gesellschaftliche Mehrheit zu versammeln, die den Propagandakanälen der Superreichen und der Autokraten den Hahn abdreht. “Flood the zone with shit” funktioniert ganz hervorragend und da wird jedes rationale, mit Fakten belegte Argument gegen abstinken, denn bis eine Lüge widerlegt ist, kursieren schon 10 weitere und die Widerlegung erfährt nicht im Ansatz dieselbe Reichweite wie der algorithmisch gepushte Ragebait auf den sozialen Hetzwerken oder die absichtlich zugespitze, selektive Berichterstattung in den Printmedien.
Das was wir gerade durchlaufen ist Manufactured Consent für Faschismus. Und das ist in Teilen der kaputten Struktur einer durch die Aufmerksamkeitsökonomie zerstörten Medienlandschaft geschuldet, der Rest wird absichtlich durch Superreiche Feudalherrscher in sozialen Netzwerken, rechte Think-Tanks, verfeindete Autokratien und co geliefert. Der Nährboden dafür ist eine atomisierte, durch neoliberale Austerität und Verzicht gedemütigte Gesellschaft.
Kann man das noch kurzfristig aufhalten? Ganz ehrlich: ich denke nicht. Der Kurs auf die Orbanisierung des Westens ist gesetzt, zumindest für die nahe Zukunfts wird es schlimmer werden. Das einzige was wir tun können ist einen Widerstand aufzubauen. Und dafür kann man nur dadurch Leute gewinnen, indem man geduldig ist und indem man offen diskutiert, solange das Gegenüber zumindest die eigenen Grundwerte teilt. Und wer weiß was noch kommt, die gesellschaftliche Stimmung kann sich schneller ändern als man denkt - für diesen Zeitpunkt gilt es sich vorzubereiten.
Ob du diesbezüglich deine Sprache so oder anders wählen möchtest ist dir überlassen und da ist meine Abschätzung auch nicht mehr als meine persönliche Überzeugung. Es gibt aber in meinem Menschenbild einige, die man aus ihrer Parallelrealität zurückholen kann, wenn man es sachte angeht, zumindest hoffe ich das. Anekdotisch konnte ich sogar in meinem Freundeskreis zwei Leute überzeugen, dass die AfD nicht die Lösung ist. Einer davon wählt jetzt sogar Linke. Das gibt mir ein wenig Hoffnung in die Zukunft.