Die Empfehlung der Kinderärzte (BVKJ) deckt sich damit mit den Empfehlungen der DGE. In beiden Fällen wird das Risiko einer Mangelernährung sowie die unzureichende Studienlage angeführt:
Die Studienlage zu veganer Ernährung in kritischen Wachstumsphasen ist noch immer nicht ausreichend, sodass wir Kinder- und Jugend*ärztinnen von einer veganen Ernährung vor allem im Säuglings- und Kleinkindalter abraten
Auf Basis der gleichen Studienlage kommen andere Ernährungsgesellschaften (z.B. in Kanada, Portugal) zu einem anderen Ergebnis und haben keine Bedenken gegen eine vegane Ernährung in allen Lebensphasen. Die unterschiedlichen Empfehlungen sind durch den je nach Land variierenden Nährstoffgehalt (z.B. durch Anreicherung, unterschiedliche Böden) und die unterschiedliche Bereitschaft, angereicherte Produkte bzw. Nahrungsergänzungsmittel zu nehmen, zu erklären, sodass sich Studienergebnisse nicht einfach von Land zu Land übertragen lassen.
Jetzt mal unabhängig vom Thema: wieso kriegen Medien es nicht gebacken, zwischen “vegan” und “rein pflanzlich” zu unterscheiden. Ist das Klarstellen dieser Trennschärfe nicht eigentlich deren Auftrag?
Solche Headlines triggern doch nur Bashing von allen Seiten, wie man dort in den Kommentaren sieht. Und vermutlich sind genau diese Reaktionen einkalkuliert, denn sie bringen Reichweite.
Jede halbwegs brauchbare Definition von Veganismus hat eine “soweit wie praktisch möglich” Klausel. Wenn mein Kind nur überlebt, indem ich bei Vollmond fünf Rinderherzen im Wald verbrenne, wäre das nicht “rein pflanzlich”, aber trotzdem “vegan”. Kinder können daher definitiv vegan ernährt werden.
Gibt es denn echt Leute die sich “rein pflanzlich” ernähren und dann zB kein Steinsalz essen? Oder hast du irgendein konkretes Beispiel für das was du meinst? Ich hab noch nie jemanden “veganen” getroffen der gesagt hat “klar, Kinder brauchen Fleisch, also ist das in dem Fall vegan”.
Steinsalz wollte ich nicht explizit ausschließen, ein anderer Begriff wäre dann wohl “tierfrei”.
Wenn du auf etwas angewiesen bist, wofür ein Tier die alternativlose Quelle ist, gilt das natürlich als vegan.
Finde ich eine sehr merkwürdige Definition. Bei einer schwammigen Definition à la “soweit möglich” blickt dann endgültig niemand mehr durch, wer jetzt was, in welcher Situation isst. Nur, weil ein Veganer in einer Notsituation trotzdem tierische Produkte isst, um nicht zu hungern o.ä., ist das dann trotzdem keine vegane Mahlzeit.
Und wenn man Kindern aus gesundheitlichen Gründen regelmäßig tierische Produkte zu essen gibt, ist das ebenfalls keine vegane Ernährung.
Nicht falsch verstehen. Ich finde das völlig OK. Jede® darf sich ernähren, wie er/sie möchte und gerade bei der Ernährung von Kindern sollte man besonders vorsichtig sein und sich an die Empfehlungen halten.
Aber den Begriff Veganismus dafür zu verwenden, führt in diesem Fall dann nur zu Verwirrung.
Man sagt ja auch nicht, ich bin heute mit dem Bus zur Arbeit gefahren, wenn man wegen eines ÖPNV-Streiks ausnahmsweise das Auto genommen hat.
Das ist die Definition der “Vegan Society”:
“possible and practicable” hat man absichtlich mit reingenommen, um verschiedenen Szenarien vorzubeugen, wie z.B. das unabsichtige Zertreten eines Käfers beim Gehen oder dass man sterben muss, weil das lebensrettende Medikament an Tieren getestet wurde.
Ja, aber man definiert “Bus fahren” auch nicht mit der “soweit möglich” Ausnahme.
Das mit Käfer zertreten und Fliege verschlucken sehe ich ein. Auch, wenn ich versehentlich ein vermeintlich veganes Gericht esse, das sich nachträglich als nicht vegan herausstellt, kein Thema.
Aber sobald ich bewusst und absichtlich tierische Produkte konsumiere, ist es für mich nicht vegan. Das ursprüngliche Beispiel mit dem Kind, das auch Milchprodukte und Fleisch isst würde ich nicht im Rahmen dieser Definition sehen.
Angenommen, es gäbe einen Menschen, der sich gerne vegan ernähren würde aber durch eine ultra seltene Krankheit ausschließlich Fleisch essen kann. Für mich steht außer Frage, dass dieser Mensch dann Fleisch essen sollte. Genauso aber auch, dass er dann kein Veganer ist.
Ich gehe da insoweit mit, dass das tierische Produkt nicht als vegan gekennzeichnet werden darf. Der Konsum ist aber u.U. eine Grauzone, z.B. bei lebensnotwendigen Maßnahmen.
Ich auch nicht. Zumindest dann nicht, wenn es adäquate pflanzliche Alternativen gibt, die den Nährstoffbedarf abdecken.
Ziemliches Extrembeispiel, aber bis hierhin sind wir uns ja einig.
Das ist halt der Knackpunkt an “soweit praktikabel”. Wenn er ansonsten vegan lebt (keine Zoobesuche, Lederprodukte etc.), vielleicht sogar Aktivismus betreibt oder daran forscht seine Krankheit mit pflanzlichen Mitteln zu meistern, sehe ich das anders. So inklusiv muss die vegane Bewegung sein.