• federalreverse-old@feddit.de
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    9 months ago

    Ich gebe zu, du hast irgendwie Recht. Es ist ja nur eine Modellfrage:

    • Ausgleichszahlungen oder keine?
    • Kostet die erste Tonne CO2 genauso viel wie die hundertste wie tausendste?

    (Ich weise mal darauf hin, dass ich “reine CO2-Besteuerung” geschrieben habe — womit ich ein Modell ohne Ausgleichszahlungen meinte (und das hätte ich definitiv explizit schreiben sollen).)

    • gajustempus@feddit.de
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      9 months ago

      in der Theorie könnte man das Modell tatsächlich so gestalten, dass jede zusätzliche Tonne jeweils immer mehr kostet. Effektiv ist das aber denke ich nicht nötig, da die Kosten so oder so einen Lenkungseffekt hätten.

      Und auch ich könnte das ganze noch erweitern. Nämlich indem ich vorgebe, dass die CO2-Kosten AUCH auf Importe erhoben werden. Welche CO2-Kosten in den jeweiligen Ländern so anfallen, kann man ja schließlich mittlerweile auch relativ gut beziffern. DIE würden dann im Rahmen einer CO2-Importsteuer auf importierte Güter ebenfalls erhoben.

      Auf diese Weise hört dann auch der Quatsch mit den “Bio-Kartoffeln” aus Ägypten auf. Denn an Obst und Gemüse, das im Gewächshaus mitten in der Wüste gezogen wird und dafür ENORME Mengen Trinkwasser in einer der trockensten Regionen der Welt verschlingt, nur damit Tante Gerda auch im Dezember noch eine Erdbeertorte backen und besagte Kartoffeln mit “Bio”-Siegel die heimischen Bio-Bauern aus dem Markt drängt, gibt es leider keinen Mangel und es verzerrt den Markt.

      Außerdem hätten dann die Billigprodukte in China damit ein Ende. Würde bedeuten, dass sich die Herstellung im EU-Ausland oder gar hier im Land plötzlich wieder rechnet und der “hohe Strompreis” bei uns kein so großer Faktor mehr wäre, da dem dann eben andere Kosten entgegen stünden. Effektiv würde es bedeuten “CO2 kostet überall gleich viel. Es ist billiger, in ein Land mit sauberem Strom zu gehen!”

      Kurzum: Auf den ersten Blick ist es ein sehr simples Modell. Aber eines, das man wirklich ENORM aufpusten und komplex gestalten könnte, wenn man denn wollte und sich herantrauen würde.

      • federalreverse-old@feddit.de
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        9 months ago

        in der Theorie könnte man das Modell tatsächlich so gestalten, dass jede zusätzliche Tonne jeweils immer mehr kostet. Effektiv ist das aber denke ich nicht nötig, da die Kosten so oder so einen Lenkungseffekt hätten.

        Einerseits. Aber andererseits, wenn eine superreiche Person einen hundertfach höheren CO2e-Ausstoß als ich hat, aber ein zehntausendfach höheres Vermögen und zudem die Möglichkeit Schlupflöcher auszunutzen ergibt das ein bisschen Sinn für mich, nicht jede Tonne CO2e gleich zu behandeln.

        Denn an Obst und Gemüse, das im Gewächshaus mitten in der Wüste gezogen wird und dafür ENORME Mengen Trinkwasser in einer der trockensten Regionen der Welt verschlingt, nur damit Tante Gerda auch im Dezember noch eine Erdbeertorte backen und besagte Kartoffeln mit “Bio”-Siegel die heimischen Bio-Bauern aus dem Markt drängt, gibt es leider keinen Mangel und es verzerrt den Markt.

        Da hast du dich eventuell ein bisschen verstiegen. Erst mal ist die Frage, was die Kartoffeln auf der Erdbeertorte sollen. :)

        Zweitens sind Wasser und CO2 nicht dasselbe. Man kann das Wasser der einfach umliegenden Bevölkerung wegnehmen, aber das kommt in der CO2-Rechnung so gut wie nicht vor.

        Und drittens produziert Deutschland ja nicht genug Obst/Gemüse (25% des Eigenbedarfs), dafür aber zu viel Fleisch und andere Tierprodukte (bei Schweinefleisch mW 200% des Eigenbedarfs). Und das liegt ganz stark an der landwirtschaftlichen Förderung, bei der es jahrzehntelang nur um maximale Mengen an Tierprodukten und maximal große Flächen mit maximalem Ertrag ging. Um das Problem mit dem Wasserexport aus trockenen Ländern in Form landwirtschaftlicher Produkte zu bekämpfen, braucht man den CO2-Preis nicht, sondern nur Reformen der Förderung.

        Ich würde auch eine Unterscheidung zwischen Kartoffeln und Erdbeeren machen — Erdbeeren sind toll, aber nicht besonders lagerbar oder nahrhaft (die braucht man also nur saisonal). Kartoffeln hingegen sind extrem nahrhaft und lassen sich ziemlich gut lagern. Wenn die deutsche Kartoffelproduktion hoch genug wäre und die Förderung dafür passen würde, dann wären die ägyptischen Kartoffeln automatisch aus dem Markt. So ist das heute schon bei Tierprodukten, die ja aus der EU nach Afrika geliefert werden und dort billiger sind als einheimische Produkte.

        Außerdem hätten dann die Billigprodukte in China damit ein Ende. Würde bedeuten, dass sich die Herstellung im EU-Ausland oder gar hier im Land plötzlich wieder rechnet und der “hohe Strompreis” bei uns kein so großer Faktor mehr wäre, da dem dann eben andere Kosten entgegen stünden. Effektiv würde es bedeuten “CO2 kostet überall gleich viel. Es ist billiger, in ein Land mit sauberem Strom zu gehen!”

        Bei chinesischen Produkten geht es nicht nur um den Preis sondern auch um die Flexibilität. Wenn ich auf Alibaba 500 motorisiert auf-/zuklappende Klobrillen mit Nerzfell und meinem Firmenlogo haben möchte, gibt es irgendwo in China eine Firma, die in drei Tagen ein Sample demonstrieren kann und in einem Monat eine Lieferung fertig hat. Vielleicht kommt eine Firma in einem anderen Niedriglohnland auf einen niedrigeren Preis, aber die braucht dann fünfmal so lange, bis alles funktioniert.

        In einem westlichen Umfeld geht das aber alles nicht. Es gibt kein Alibaba, es gibt keinen Schmelztiegel wie Shenzhen und es gibt auch nicht die gleiche Menge an schlecht bezahlten superflexiblen Arbeitskräften, denen entweder der chinesische Traum™ verkauft wurde oder die unter Zwang arbeiten. Gleichzeitig hat die KP teilweise ein sehr gutes Händchen bei der Auswahl von Zukunftstechnologie, Solar-PV/WKA/Akkus/E-Fahrzeuge sind alles Volltreffer, die von langer Hand vorbereitet wurden und für die Studierende gezielt ausgebildet wurden, als es noch gar keinen Markt gab.