Vor Jahren sah ich einen Vortrag zum Thema und bin seitdem sehr skeptisch bei der Osteopathie. In jüngerer Vergangenheit häuften sich in meinem Umfeld jedoch positive Berichte über Besuche beim Osteopathen, auch und besonders mit Kind. Nun bin ich zwiegespalten. Wissenschaftlich ist an „Blockaden“ oder gar „Organfehlstellungen“ offenbar nichts dran, trotzdem sind in Einzelfällen dadurch anscheinend sogar Schreibabies „kuriert“ worden.
Habt ihr Erfahrungen und/oder Meinungen dazu? Der Nachwuchs in unserem Hause ist ebenfalls nicht der unkomplizierteste der Welt, aber irgendwie hätte ich kein gutes Gefühl dabei, ihm etwas angedeihen zu lassen, von dem ich so wenig überzeugt bin wie von der Osteopathie.
Dazu muss ich sagen, dass mir die Unterscheidung zu Chiropraktikeker*innen schwer fällt und vielleicht ein Teil meiner schlechten Meinung zu Osteopathie daher rührt, dass ich davon noch weniger halte.
Meinst du mit “wissenschaftlich” medizinisch? Ich halte die Medizin nur bedingt für eine wissenschaftliche Disziplin. Zu viele Interessenskonflikte, zu viele geschönte Studien, zu viele lukrative Deals.
Die Medizin hat meiner Meinung nach ein starkes Interesse daran, die Osteopathie klein zu halten da sie selber (meist teurere und weniger wirksame) Behandlungen für diese Art von Problemen anbieten. Und anstatt wissenschaftlich vorzugehen und die Vorzüge osteopathischer Behandlungen anzuerkennen, werden Studien angefertigt, die besagen, dass das alles nur Humbug sei. Hinter vorgehaltener Hand anerkennen aber auch viele Ärzt*innen die Wirksamkeit der Osteopathie. Insbesondere deshalb, weil es entgegen den besagten Studien durchaus gute wissenschaftliche Erklärungen dafür gibt.
Moin! Sei bitte nicht böse, aber das ist doch die selbe Erzählung wie bei allen sog. alternativmedizinischen Verfahren wie Homöopathie, Schüßler-Salzen oder Handauflegen: Anwender*innen sind überzeugt von der Wirksamkeit ihres Verfahrens, weil diese aber in objektiven Studien nie sichtbar wird, muss es die verdorbene Welt der Medizin o.ä. sein, was diese Erkenntnisse unterdrückt.
Das mag bei oberflächlicher Betrachtung vielleicht plausibel klingen. Dass eine lukrative Gegenwart neue Erkenntnisse und damit Fortschritt verhindert, ist aber gerade in stark vom Markt geprägten Sektoren einfach nicht zu beobachten. Man schaue sich mal die Entwicklungsschritte bei Smartphones an, der Multimediatechnologie allgemein oder vergleiche die heutige Psychiologie/Psychiatrie mit der von vor 50 Jahren. Ja, selbst die an Kartellen nicht arme Autoindustrie macht aktuell eine Zwangsinnovation durch, in der sie die Antriebstechnologie austauscht - gegen den zumindest anfänglichen Widerstand deutscher Unternehmen, wohlgemerkt. Nach der Logik hätten sich z.B. Sony, Microsoft und Nintendo schon lange darauf geeinigt haben müssen, die kostspielige Weiterentwicklung ihrer Plattformen einzustellen. Sehe ich nicht, ehrlich gesagt.
Zusammenfassend muss ich daher sagen, dass mich Deine Argumentation eher in meinem Verdacht bestärkt, dass die Osteopathie nicht über den Placeboeffekt hinaus wirkt, als ihn zu entkräften.
Du kannst das nicht einfach alles in einen Topf werfen. Osteopathie kann auch als Massagetherapie betrachtet werden und hat viele Überschneidungen mit der Physiotherapie. Auch Handauflegen geht in dieselbe Richtung. Homöopathie ist Teil der Anthroposophie und damit etwas völlig anderes, da es einen (für mich nicht nachvollziehbaren) gesamtheitlichen Ansatz verfolgt. Du würdest ja wahrscheinlich auch Massage nicht einfach als wirkungslos bezeichnen, nur weil der Effekt nicht direkt nachgewiesen werden kann, auch Akupunktur wäre ein weiterer Fall, wo Wirkmechanismen nicht restlos geklärt sind aber allgemein anerkannt.
Elektroautos sind übrigens keine Innovation, die gabs bereits im 19. Jh. und sie lösen auch die Probleme nicht, die von der Autoindustrie ausgeht. Klassischer Placebo-Effekt ;)
Woher hast Du, Homöopathie sei ein Teil der Antroposophie? Die erste ist knapp 100 Jahre älter als die zweite und wird meines Wissens dort in Teilen goutiert, ist damit aber nicht Teil derselben.
Mit Handauflegen meine ich so was wie Therapeutic Touch (ein absolut pseudowissenschaftliches Verfahren). Sorry, falls das unklar war. Massage habe ich allerdings nicht als wirkungslos bezeichnet, man sollte damit bloß keine Heilsversprechen verknüpfen wie die Linderung von irgendetwas, was nicht mit der Entspannung von Muskeln o.ä. erreicht werden kann (was weiß ich, Krebs heilen oder so). Den entspannenden Effekt kann man allerdings durchaus nachweisen.
Akupunktur hingegen ist keineswegs so anerkannt wie Du anscheinend annimmst. Man braucht gar nicht weit absteigen um zu sehen, dass die Wirksamkeit bestenfalls umstritten ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Akupunktur#Wissenschaftliche_Beurteilung
Über Elektroautos brauchen wir uns tatsächlich nicht streiten. Der motorisierte Individualverkehr hat keine Zukunft, wenn der Mensch und seine Städte eine haben wollen. Gleichwohl sind die heutigen E-Autos technisch natürlich eine ganz andere Nummer als die von vor > 100 Jahren und können damit wohl durchaus als Beispiel für technologische Umwälzung gelten.
Was das mit Placebo zu tun hat, verstehe ich allerdings nicht.