Kampen (Sylt). Die Partygäste, die „Ausländer raus“ riefen, waren wohl kein Einzelfall. Clubbetreiber beziehen Stellung. Weitere Zwischenfälle werden bekannt.

Sie sangen ausgelassen „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“ und wippten dazu: Ein Video mit Partygästen im Nobelclub Pony auf **Sylt **erschüttert seit Donnerstag das Land. Inzwischen ist klar: Der Skandal ist offenbar kein Einzelfall. Auch in zwei weiteren Lokalen in Kampen soll es zu Pfingsten zu rassistischen Vorfällen gekommen sein.

So wurde im Club Rotes Kliff offenbar ebenfalls Gigi d’Agostinos Partyhit „L’amour toujours“ („I’ll fly with you“) mit dem ausländerfeindlichen Text gegrölt.

Der Club räumte bei Instagram einen Rassismus-Vorfall ein. Dies sei „erbärmlich und widerlich“, heißt es in der Erklärung: „Wir distanzieren uns eindeutig und unmissverständlich von jeglicher Form von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.“ Man habe die betreffenden Personen des Clubs verwiesen und ihnen Hausverbot erteilt.

Am Sonnabendabend dann ein offizielles Pressestatement von den Betreibern des Roten Kliffs. Darin wird erklärt, dass einer der Resident DJs an besagtem Abend „einen 25 Jahre alten Partyklassiker“ gespielt hatte. „Nicht wissend, dass das Lied in Deutschland missbräuchlich zur Verbreitung diskriminierender und rassistischer Parolen verwendet wurde.“

Als das Lied gespielt wurde, soll eine, dem Club „unbekannte, kleine Zahl an Gästen die rassistischen Parolen mitgesungen“ haben.

Ein Gast soll den Club schließlich darauf aufmerksam gemacht haben. Dieser konnte jedoch nur eine Person identifizieren. Anschließend wurde der Beschuldigte laut Clubbetreiber umgehend dem Etablissement verwiesen und ein „zeitlich unbegrenztes Hausverbot“ erteilt.

In der Sturmhaube soll es ebenfalls zu einem rassistischen Zwischenfall gekommen sein, bei dem eine schwarze Frau beleidigt und beim Filmen körperlich attackiert worden sein soll.

Der frühere linke Bundestagsabgeordnete Niema Movassat verbreitete auf der Plattform X ein Video, das den Angriff zeigen soll.

https://x.com/NiemaMovassat/status/1794296506180387277?ref_src=twsrc^google|twcamp^serp|twgr^tweet

https://www.reddit.com/r/sylt51/comments/1d0xtpu/rassistischer_angriff_auf_sylt_flawlessjazz_sucht/?rdt=65431

Der Polizei sind die Vorfälle nach Angaben des Lagedienstes in Flensburg vom Sonnabendmittag noch nicht bekannt. Nach Veröffentlichung des Videos aus dem Club Pony hatte der Staatsschutz Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung eingeleitet.

Die Sylter Schokoladenmanufaktur Café Wien hat bereits am Freitag via Facebook Stellung zu dem Vorfall bezogen. Die Gastronomie auf der Nordseeinsel will „ein klares Zeichen setzen“, sagte Tania Langmaack (57), Inhaberin der beliebten Konditorei in Westerland. „Wir sind alle entsetzt und fassungslos“, ergänzt ihre Tochter Janna Langmaack (26), auch im Namen der Belegschaft.

Das mutmaßliche Video aus der Sturmhaube habe die Restaurantleiterin noch nicht gesehen. Auf Abendblatt-Nachfrage gilt ihre Solidarität trotzdem der Frau aus dem Video: „Ich hoffe, dass wir solche Gäste nie verlieren. Das sind nämlich die Gäste, für die wir morgens aufstehen und für die wir gerne zur Arbeit gehen.“

Anders verhält es sich mit den grölenden und handgreiflichen Menschen auf den Videos. Sie könne nicht verstehen, wie man so mit seinen Mitmenschen umgehen könne. „Dafür wollen wir nicht stehen. Wir sind schon 56 Jahre ein kunterbunter Laden, und ohne Ausländer geht hier gar nichts“, so die 26-Jährige.

Sie hofft, dass der deutschlandweite Aufschrei vor allem für junge Leute – wie sie auch in dem Video zu sehen sind – ein Weckruf ist: „Schließlich möchten wir doch eine bunte Zukunft, keine braune“, so Landmaack. Deshalb appelliert sie an die Erstwähler, ihren Stimmen bei der Europawahl Ausdruck zu verleihen.