Weltweit erstarkt die extreme Rechte, die radikale Linke wird aber marginalisiert. Der Grund ist ihre Radikalität, faschistische Methoden und extrem reiche Unterstützer.
Die Antwort darauf sollte nicht in einer linken Gegenbewegung liegen, sondern in der Stärkung der politischen Mitte, des Liberalismus und unserer freiheitlichen Grundordnung.
Das liest sich nicht wie „Die Linke bekommt eh nicht genug Prozente, deswegen müssen wir jetzt die Mitte™ stärken“, das liest sich wie „die Linke ist genauso radikal wie die AfD, deswegen sollten wir sie nicht wählen.“
Kp, ob man sich da noch lange selber vormachen möchte, dass der ganz große linke Systemwechsel in Deutschland ja eigentlich jeden Augenblick kommen müsste
Wie kommst du denn darauf, ich würde mir so etwas vormachen?
gelben Handwerkzeugen auf den roten Fahnen
Was willst du damit sagen, links = Sowjetunion?
Die pöhsen “erleuchteten Zentristen” haben ja wenigstens noch Gewicht, was sie dem entgegenwerfen können.
Wenn sie es nur mal täten. Stattdessen schmieden sie Hufeisen und halten bestenfalls einen Status Quo am laufen, der überhaupt erst dazu führt, dass so viele enttäuschte und abgehängte Wähler*innen die AfD in Betracht ziehen. Und die reichweitenstärksten Medien leisten Schützenhilfe sondergleichen.
Das liest sich nicht wie „Die Linke bekommt eh nicht genug Prozente, deswegen müssen wir jetzt die Mitte™ stärken“, das liest sich wie „die Linke ist genauso radikal wie die AfD, deswegen sollten wir sie nicht wählen.“
Er hat seine Argumente in Schnipseln im Text verteilt und leider nicht an einer Stelle bündig zusammengefasst.
Fehlende Unterstützung der Mächtigen:
Ein dritter Grund für den politischen Erfolg der (extremen) Rechten ist die Macht ihrer Unterstützer. Donald Trump wäre in den USA ohne die Unterstützung vieler hochvermögender und einflussreicher Personen und Medien nicht so stark geworden. Und auch der AfD gelingt es in Deutschland immer mehr Unterstützung von Hochvermögenden und Unternehmern zu erhalten. All dies ist der politischen Linken nie gelungen, auch weil sie genau diese zu ihren politischen Gegnern erklärt hat.
Wähler wählen im Zweifel lieber “nationallinks”:
So ist es nicht überraschend, dass die AfD nicht nur Stimmen von der Union gewonnen hat, sondern vor allem auch von der Linken. Einer der Gründe für den beachtlichen Erfolg des BSW ist ihre clevere Art und Weise, Verteilungsthemen der politischen Linken mit denen der extremen Rechten zu kombinieren: Das Bündnis fordert mehr Umverteilung von Reich zu Arm, aber nur für Deutsche.
Stärkung der Mitte statt des linken Rands:
Und eine Radikalisierung der politischen Linken, die die Methoden der extremen Rechten nutzt, würde Demokratie und Wohlstand noch stärker gefährden. Ein zentraler Teil der Antwort muss die Versachlichung des öffentlichen Diskurses sein.
Wie kommst du denn darauf, ich würde mir so etwas vormachen?
Ob du das persönlich dir vormachst, kann ich nicht beurteilen. Sondern eher diesen Typus Linken, der auch deinen nächsten Punkt betrifft:
Der Systemwechsel ist schon in Gange. Nur halt nicht der mit den gelben Handwerkzeugen auf den roten Fahnen, sondern der mit den weißen Kreisen und den schwarzen Kreuzen drauf.
Damit meine ich diejenigen Linken, die, irgendwelche Arbeiterlieder pfeifend, nach wie vor von einer großen Revolution des Proletariats wie vor 100 Jahren träumen, während der “Fabrikarbeiter” heute in einem Großraumbüro Akten sortiert, bevor er um 17 Uhr gemütlich nach Hause fährt und der “Feldarbeiter” als stockkonservativer mit seinem Traktor wütend und hupend gegen die GRÜÜÜÜNEN blockiert. Es nützt doch nix, in einer Vergangenheit zu schwelgen, wenn die akuten Probleme aktueller Lösungen bedürfen.
Wenn sie es nur mal täten. Stattdessen schmieden sie Hufeisen und halten bestenfalls einen Status Quo am laufen, der überhaupt erst dazu führt, dass so viele enttäuschte und abgehängte Wähler die AfD in Betracht ziehen. Und die reichweitenstärksten Medien leisten Schützenhilfe sondergleichen.
Das Hufeisen wird gerade äußerst erfolgreich von der Zarenknecht geschmiedet. Aus dem Stand direkt in mehrere Landesregierungen. Während ihre alte Partei vor der politischen Implosion steht, bzw schon dabei ist. Die Hochburgen der Partei die Linke, Kämpferin gegen den Faschismus, sind mittlerweile Hochburgen einer faschistischen Partei. Was ist eine Partei wert, wenn sie selbst in diesem Umfeld, was du da beschreibst, nicht genügend Wähler hinter ihren Ideen versammeln kann, um überhaupt sicher in den Bundestag zu kommen, von einer Machtoption selbst in den Ländern mal völlig zu schweigen. Schau dir den Niedergang Ramelows in Thüringen an. Selbst von dem wollten die Wähler nichts mehr wissen.
Okay, nochmal von vorne, da du mich anscheinend nicht verstanden hast.
Ich widersprechen nicht der Ansicht, dass Die Linke keine Unterstützung von Reichen und Mächtigen bekommt, weil sie diesen zu ihren Gegnern erklärt hat (was ja auch irgendwie logisch ist und in der Natur der Sache liegt. Die Linke möchte eine gerechtere Verteilung der Ressourcen, und Menschen und Institutionen, die diese Ressourcen horten, stehen dem im Weg), noch zweifle ich an dass diese Unterstützung ein gewichtiger Faktor ist
Ich finde aber, dass das alleine zu kurz gegriffen ist, und kritisiere, dass die Rolle der Medien ignoriert wird, und dass das an dem angesprochen „erleuchteten Zentrismus“ liegt, der sich eben in der Aussage veranschaulichen lässt: „Die Rechten sind schon schlimm, aber die Linken sind auch radikal und deswegen genauso schlimm.“
Dass Fratzscher diese Ansicht in diesem Text vertritt, wird meiner Meinung nach durch diese Zitate deutlich:
Die Antwort darauf sollte nicht in einer linken Gegenbewegung liegen, sondern in der Stärkung der politischen Mitte, des Liberalismus und unserer freiheitlichen Grundordnung.
und
Und eine Radikalisierung der politischen Linken, die die Methoden der extremen Rechten nutzt, würde Demokratie und Wohlstand noch stärker gefährden. Ein zentraler Teil der Antwort muss die Versachlichung des öffentlichen Diskurses sein.
Nicht nur, dass Fratzscher „die Mitte™“ beschwört, impliziert er damit auch, dass linke Bewegungen der freiheitlichen Grundordnung entgegenstehen (was falsch ist). Außerdem müsste er belegen, inwiefern Linke die Methoden Rechtsextremer nutzen und warum das auch angesichts völlig unterschiedlicher Ziele gleichzubehandeln wäre.
Abgesehen davon:
So ist es nicht überraschend, dass die AfD nicht nur Stimmen von der Union gewonnen hat, sondern vor allem auch von der Linken.
Das bezweifle ich. Ich habe das (so tiefgehend mir das in der Kürze der Zeit und mit allem, was ich sonst noch um.die Ohren habe, eben möglich ist) recherchiert und alles, was ich finde, zeigt dass die Wählerwanderung zur AfD von den Grünen und der Linken zur AfD am geringsten ausfällt (mit gelegentlichen Ausnahmen wie der Union bei der Hessen- und Bayernwahl 2023).
Ob du das persönlich dir vormachst, kann ich nicht beurteilen. Sondern eher diesen Typus
Du redest aber nicht mit irgendwem, sondern mit mir. Bleibe bitte bei meinen Argumenten, und baue keine Strohleute auf.
Das Hufeisen wird gerade äußerst erfolgreich von der Zarenknecht geschmiedet.
Ähm, das folgende ist ein (bereits oben und von dir verwendetes) Fratzscher-Zitat, und nicht von Zarenknecht:
Und eine Radikalisierung der politischen Linken, die die Methoden der extremen Rechten nutzt, würde Demokratie und Wohlstand noch stärker gefährden.
Das BSW als faschistisch einzustufen, darüber kann man streiten. Ich bin auch kein Fan, aber das Hauptproblem ist, dass es sich um einen populistischen Personenkult handelt, der Möglicherweise schon wieder vor dem Aus steht (weil er möglicherweise am Personenkult zerbricht).
Das BSW ist allerdings auch keine Partei, die ausschließlich linke Positionen vertritt, insbesondere das populistische Gehabe um irgendwelche beschworenen „Woke-Ideologien“ und die Ausländerfeindlichkeit sind alles andere als links. Da von einem Hufeisen zu sprechen ist mindestens unvollständig.
„Die Rechten sind schon schlimm, aber die Linken sind auch radikal und deswegen genauso schlimm.“
Steht das denn irgendwo?
Und eine Radikalisierung der politischen Linken, die die Methoden der extremen Rechten nutzt, würde Demokratie und Wohlstand noch stärker gefährden. Ein zentraler Teil der Antwort muss die Versachlichung des öffentlichen Diskurses sein.
Daraus erkenne ich das von dir aufgestellte Mantra nicht. Natürlich würde weitere Radikalisierung zu stärkerer Gefährdung führen.
impliziert er damit auch, dass linke Bewegungen der freiheitlichen Grundordnung entgegenstehen (was falsch ist).
Nein, das tut er eben nicht. Sondern die Radikalisierung der politischen Linken würde Demokratie und Wohlstand entgegenstehen.
Du redest aber nicht mit irgendwem, sondern mit mir. Bleibe bitte bei meinen Argumenten, und baue keine Strohleute auf.
Gut, dann du persönlich: was möchtest du für eine linke Bewegung? Hältst du eine radikalere Linke für eine bessere Antwort als eine gestärkte Mitte? Für eine erfolgreichere Antwort?
Ähm, das folgende ist ein (bereits oben und von dir verwendetes) Fratzscher-Zitat, und nicht von Zarenknecht:
Das behaupte ich auch nicht. Ich beziehe mich auf deine Aussage, die “erleuchteten Zentristen” würden Hufeisen schmieden.
Das BSW ist allerdings auch keine Partei, die ausschließlich linke Positionen vertritt
Natürlich nicht. Steht ja auch im Artikel: was bei den Wählern so gut ankommt, ist der linke Ansatz, nur halt nur für sie als Deutsche. Daher ja auch das Hufeisen, denn so wird die Brücke zwischen linken und rechten Ansätzen geschlagen.
Nein, das tut er eben nicht. Sondern die Radikalisierung der politischen Linken würde Demokratie und Wohlstand entgegenstehen.
Wie oft muss ich das Zitat eigentlich noch benutzen? Vielleicht helfen ja Hervorhebungen?
Die Antwort darauf sollte nicht in einer linken Gegenbewegung liegen,sondernin der Stärkung der politischen Mitte, des Liberalismus und unserer freiheitlichen Grundordnung.
Wie wird damit nicht impliziert, dass eine linke Gegenbewegung zur AfD nicht eine Stärkung der freiheitlichen Grundordnung ausschließt und somit eine Linke Gegenbewegung der freiheitlichen Grundordnung entgegensteht?
Das behaupte ich auch nicht. Ich beziehe mich auf deine Aussage, die “erleuchteten Zentristen” würden Hufeisen schmieden.
Also wenn ich sage, dass Fratzscher hier zum Zentrismus aufruft und zeige, dass Fratzscher Hufeisen schmiedet, ist deine Antwort „Ja aber Wagenknecht“?
Daher ja auch das Hufeisen, denn so wird die Brücke zwischen linken und rechten Ansätzen geschlagen.
Das Brückenschlagen ist kein Hufeisen. Das Hufeisen ist eine Metapher, die aus der Behauptung abgeleitet wird, wenn man nur weiter genug nach links gehe, käme man irgendwann rechts wieder raus. Diese Behauptung bezieht sich in der Regel auf Methodik (zum Beispiel eine Gleichsetzung rechtsextremer Baseballschlägermobs mit Lina E. oder dem schwarzen Block), nicht darauf, dass das BSW linke Politik ausschließlich für deutsche Arbeiter machen will und dabei marginalisierte Gruppen unter den Bus wirft.
Gut, dann du persönlich: was möchtest du für eine linke Bewegung? Hältst du eine radikalere Linke für eine bessere Antwort als eine gestärkte Mitte? Für eine erfolgreichere Antwort?
Ich möchte eine Umkehrung des gesamtgesellschaftlichen Rechtsrutsches und dass Forderungen wie mehr soziale Gerechtigkeit, eine Ressourcenumverteilung von Oben nach Unten oder der Kampf gegen Diskriminierung mehr in den Mainstream rücken. Das ist keine Aufgabe, die von einer außerparlamentarischen Bewegung oder der Partei Die Linke alleine umgesetzt werden kann. Dafür ist es nötig, dass sich in der Medienlandschaft etwas ändert, dass Intellektuelle wie Fratzscher keinen Zentrismus in der Zeit bewerben, dass Lang, Maischberger und Misoga kritischer mit ihren Gäst*innen umgehen, dass Medienoutlets nicht einfach nur berichten, was gesagt wird sondern direkt einordnen, ob das überhaupt der Wahrheit entspricht und so weiter.
Aber als Gegenfrage, was glaubst du denn, wie eine Stärkung der Mitte aussehen würde? Wer ist deiner Meinung nach Teil der Mitte und wie könnte man diese stärken?
Wie wird damit nicht impliziert, dass eine linke Gegenbewegung zur AfD nicht eine Stärkung der freiheitlichen Grundordnung ausschließt und somit eine Linke Gegenbewegung der freiheitlichen Grundordnung entgegensteht?
Da brauchen wir nicht spekulieren, denn das schreibt er ja im Text, anbei ebenfalls abermals sein Zitat:
Und eine Radikalisierung der politischen Linken, die die Methoden der extremen Rechten nutzt, würde Demokratie und Wohlstand noch stärker gefährden. Ein zentraler Teil der Antwort muss die Versachlichung des öffentlichen Diskurses sein.
Die Interpretation “Linke genau so schlimm wie Rechte” kommt von dir. Er lehnt die Radikalisierung der Linken ab, plädiert dagegen für die Stärkung der Mitte. Mehr nicht. Daher, und nun kommen wir zu deinem Zitat, sieht er die Lösung nicht in einer linken Gegenbewegung (“Gegen” iSv ebenso radikalisiert wie die Rechte), sondern in der Stärkung der politischen Mitte und darüber der freiheitlichen Grundordnung. Deinen Vorwurf sehe ich da nicht.
und zeige, dass Fratzscher Hufeisen schmiedet, ist deine Antwort „Ja aber Wagenknecht“?
Ich wundere mich nur, warum du einem “erleuchteten Zentristen” unterstellen möchtest, “Hufeisen zu schmieden”, wenn dieses Hufeisen längst durch eine Wagenknecht reale Wirklichkeit geworden ist. Müsstest du nicht folglich eher ihr den Vorwurf machen, als demjenigen, der es hier beschreibt?
Diese Behauptung bezieht sich in der Regel auf Methodik (zum Beispiel eine Gleichsetzung rechtsextremer Baseballschlägermobs mit Lina E. oder dem schwarzen Block)
Nun, hier tut sie das nicht - insofern, wie du dir oben auch schon wünschtest, lass uns doch bei den tatsächlich gemachten Argumenten bleiben.
und dass Forderungen wie mehr soziale Gerechtigkeit, eine Ressourcenumverteilung von Oben nach Unten oder der Kampf gegen Diskriminierung mehr in den Mainstream rücken.
Wenn du die Forderungen in den Mainstream (=Mitte) rücken möchtest, stimmst du Fratzscher ja zu, dass eine Radikalisierung der Linken nicht sinnvoll ist, sondern man den Weg über die Mitte gehen sollte. Auch die restlichen Forderungen stehen in meinen Augen nicht im Widerspruch. Ich sehe es auch nicht als Aufgabe der Partei die Linke allein, den Rechtsruck aufzuhalten. Ich denke jedoch schon, dass sie sich selbstkritisch fragen muss, warum sie nicht mehr zum Wähler durchdringt und inwiefern das mit dogmatischen, inwiefern mit realistischen Ansätzen zu tun hat.
Im Übrigen wäre das auch Teil meines Ansatzes. Die Mitte ist für mich, in Anbetracht der Gegner unserer Gesellschaft, mittlerweile eigentlich das gesamte Parteienspektrum von links bis rechts, sofern mit beiden Beinen auf dem Boden unserer Verfassung. Das fängt letztendlich irgendwo in der Linkspartei an und hört irgendwo in der CSU auf. Innerhalb dieses Rahmens müssen die Antworten der Menschen auf die Fragen der Zeit gefunden werden. Und die Grenzen zu denjenigen außerhalb dieses Feldes müssen wieder schärfer gezogen werden. Ich halte nichts davon, radikal rechten Systemdemonteuren radikal linke Systemdemonteure entgegenzusetzen. Die Antwort auf einen zweiten Aufguss Nationalsozialismus ist nicht ein zweiter Aufguss Realsozialismus. Nicht, weil der Schwarze Block oder Lina E für mich genau so schlimm sind wie Baseballschläger-Nazis, sondern weil beide Kräfte jeweils in eine Gesellschaftsform führen möchten, die ich, jede für sich, ablehne und die, jede für sich, sich bereits als Irrweg herausgestellt haben. Wenn überhaupt radikal, dann radikale Mitte, die unsere Verfassung gegen ihre Feinde verteidigt.
Da brauchen wir nicht spekulieren, denn das schreibt er ja im Text, anbei ebenfalls abermals sein Zitat:
Gutes Zitat, vor allem doch auch das, was dem Zitat vorweg geht:
Auch eine Stärkung der politischen Linken kann wie gezeigt nicht die Antwort sein.
Abgesehen davon, dass Fratzscher das meiner Meinung nach nicht aufzeigt, sondern nur dass die Linke deswegen nicht so stark ist, weil ihr die Unterstützung der Reichen fehlt, weil sie ebendiese zum Gegner erklärt hat, lese ich es so, dass er eine starke Verknüpfung zwischen der Stärkung linker Bewegungen und einer Radikalisierung sieht, fast schon eine logische Folge. Und er zieht eine logische Folge von „Radikalisierung“ zu „Methoden der AfD nutzend“, die ich auch nicht als gegeben sehen kann.
Das ist aber eben ein Fehler, den sehr viele Zentristen machen und auf dem sie achten ihre Pro-Mitte Argumentation aufbauen. Deswegen werfe ich Fratzscher Zentrismus vor. Und ja, natürlich ist das „nur meine Interpretation“, wie alles, worüber wir hier nur unsere Interpretation des Textes ist. Ist doch trivial.
Ich wundere mich nur, warum du einem “erleuchteten Zentristen” unterstellen möchtest, “Hufeisen zu schmieden”, wenn dieses Hufeisen längst durch eine Wagenknecht reale Wirklichkeit geworden ist. Müsstest du nicht folglich eher ihr den Vorwurf machen, als demjenigen, der es hier beschreibt?
Weder ist Wagenknecht die Erfinderin des Hufeisens noch ist es unmöglich, dass Zentristen ihre Hufeisen ohne Wagenknechts Einfluss schmieden. Und wie gesagt, Wagenknecht ist kein Hufeisen, sie ist der Gegenbeweis der Hufeisentheorie (im Sinne der Eindimensionalität des politischen Spektrums)
Nun, hier tut sie das nicht - insofern, wie du dir oben auch schon wünschtest, lass uns doch bei den tatsächlich gemachten Argumenten bleiben.
Hä? Erst sagst du, es geht Fratzscher nur um Linke, die sich soweit radikalisieren, dass sie Methoden der AfD verwenden (was übrigens keine Radikalisierung sondern Extremismus ist und auch wenn beides oft einhergeht sind beide nicht untrennbar miteinander verknüpft, man kann auch radikal aber nicht extremistisch sein), aber jetzt geht es plötzlich nicht mehr um Methoden?
Wenn du die Forderungen in den Mainstream (=Mitte) rücken möchtest, stimmst du Fratzscher ja zu, dass eine Radikalisierung der Linken nicht sinnvoll ist, sondern man den Weg über die Mitte gehen sollte.
Nein, im Gegenteil. Ich will nicht die politische Mitte (als vermeintlicher Balancepunkt zwischen links und rechts) stärken, sondern ich will, dass sich die Bevölkerung nach links bewegt.
Die Mitte ist für mich, in Anbetracht der Gegner unserer Gesellschaft, mittlerweile eigentlich das gesamte Parteienspektrum von links bis rechts, sofern mit beiden Beinen auf dem Boden unserer Verfassung. Das fängt letztendlich irgendwo in der Linkspartei an und hört irgendwo in der CSU auf.
Das ist viel zu weit gefasst. Gerade was dann die Folgen einer „Stärkung der Mitte“ bedeutet, denn ich will keinesfalls so Populisten wie Merz und Söder gestärkt sehen, und ich glaube, du auch nicht.
Ich schon. Unser aktuelles Sytem ist nämlich nicht dazu geeignet, Probleme wie den Klimawandel oder soziale Gerechtigkeit zu lösen. Und bevor du das in den falschen Hals bekommst, ich will nicht die Demokratie abschaffen, genausowenig wie die Partei Die Linke das will, noch irgendeine andere Linke Person, die ich kenne und ernst nehme (ein paar Extreme mag es geben, aber die sind im politischen Diskurs noch viel irrevanter).
Die Antwort auf einen zweiten Aufguss Nationalsozialismus ist nicht ein zweiter Aufguss Realsozialismus.
Darf ich annehmen, dass du mit Realsozialismus die DDR und die Sowjetunion meinst? Wenn ja, das fordert kaum jemand, der nicht in der MLPD ist (wo wir bei den eben schon genannten irrelevanten Akteuren sind).
Wenn überhaupt radikal, dann radikale Mitte, die unsere Verfassung gegen ihre Feinde verteidigt.
Cool, einfach weiter schnurgerade gegen die Wand. Läuft bei dir.
Nichts gegen die Verteidigung der Verfassung, die ist größtenteils echt gut, vor allem die ersten zwanzig Artikel. Aber unser System ist nicht nur das Grundgesetz, und es wird in Teilen nicht einmal von der Mitte respektiert (vgl vor allem Art 20a). Unter dem aktuellen System leiden Menschen. Und die Teilen des Systems, die dafür verantwortlich sind, müssen demontiert und ersetzt werden. Dringend. Global.
Zum Abschluss noch eine Sache:
Ein zentraler Teil der Antwort muss die Versachlichung des öffentlichen Diskurses sein.
Diesen Satz hast du zitiert und hervorgehoben. Guck dir doch mal an, wer derzeit am sachlichsten und faktenbasiertesten diskutiert. Spoiler Alarm: Grüne und Linke. Und auch wenn man definitiv argumentieren kann, dass die Grünen eine Partei der Mitte ist, bei der Linken bist nur du der Ansicht. Beide Parteien argumentieren in ihren jeweiligen Fachbereichen am fundiertesten und am sachlichsten. Ich finde, das sollte man definitiv stärken. Ob mit oder ohne reiche Säcke im Rücken.
Ich beende hier erstmal, weil der Tag sehr anstrengend war und ich mich in Ghost of Tsushima versenken will und nicht garantieren kann, zwischendurch noch die mentalen Kapazitäten für diese Diskussion erübrigen zu können. Ich hab schlicht keine Löffel mehr.
Abgesehen davon, dass Fratzscher das meiner Meinung nach nicht aufzeigt
Das stimmt. Er macht es nicht so klar, wie er es an dieser Stelle im Text vermeintlich darstellt. Darum habe ich zu Beginn die Bausteine seines Arguments noch mal hintereinandergestellt. Die fehlende Unterstützung der Reichen und Mächtigen ist ein Faktor für die Schwäche der Linken im Vergleich zur Stärke der Rechten. Dann spricht er davon, dass eine radikale Linke, die ebenfalls die Methoden der Rechten benutzen würde, Demokratie und Wohlstand noch weiter gefährden würden. Du magst mit dieser Aussage aus Gründen nicht einverstanden sein. Mir fehlt jedoch die Phantasie, wie eine weitere radikale, auf Zuspitzung und Populismus setzende Partei gut für unsere Gesellschaft sein sollte. Du magst erwidern, dass die Linke ja nicht auf die gleichen Methoden setzen würde. Fratzschers Argument ist jedoch, dass die Rechten ja genau durch diese Methoden Erfolg haben und demnach auch Linke (siehe Wagenknecht) versucht sein könnten, sich dieser Methoden zu bedienen. Würdest du nicht behaupten, dass Wagenknecht eine weitere Belastung für unser System ist?
Wagenknecht ist kein Hufeisen, sie ist der Gegenbeweis der Hufeisentheorie (im Sinne der Eindimensionalität des politischen Spektrums)
Ob man es nun Hufeisen nennt, was ja offenbar sehr polarisierend scheint, oder sonst wie: am Ende kommt es doch aufs Gleiche hinaus. Ehemals linke Kernlande wählen mittlerweile mehrheitlich populistische Bauernfänger entweder komplett rechts (AfD) oder einer populistischen Melange aus Links-Rechts (Wagenknecht) und entzieht der Linken damit das letzte Überlebensrefugium. Wie du das nennen möchtest, ist dabei doch letztlich vollkommen wurscht.
Hä?
Mir geht es nicht um die oft bemühte Gleichsetzung von “rechtsextremer Baseballschlägermobs mit Lina E. oder dem schwarzen Block”.
Nein, im Gegenteil. Ich will nicht die politische Mitte (als vermeintlicher Balancepunkt zwischen links und rechts) stärken, sondern ich will, dass sich die Bevölkerung nach links bewegt.
Tja, das setzt jedoch voraus, dass man sich in diese Mitte hineinbegibt und argumentativ mit ihr auseinandersetzt, statt ein sektiererisches Dasein am politischen Rand zu führen. Die Linke muss umdenken, um im politischen Diskurs überhaupt wieder zu Relevanz zu kommen. So wie bisher jedenfalls klappt es ja offenbar nicht.
ich will keinesfalls so Populisten wie Merz und Söder gestärkt sehen, und ich glaube, du auch nicht.
Natürlich nicht.
Ich schon. Unser aktuelles Sytem ist nämlich nicht dazu geeignet, Probleme wie den Klimawandel oder soziale Gerechtigkeit zu lösen.
Ich sehe keinen großen Appetit auf großen linken Systemwechsel. Sollte man, gerade wenn die Zeit drängt, auf Dinge hoffen, die nicht mal im Ansatz mehrheitsfähig sind?
Wenn ja, das fordert kaum jemand, der nicht in der MLPD ist (wo wir bei den eben schon genannten irrelevanten Akteuren sind).
Einen neuen Nationalsozialismus fordert auch keiner offen bei der AfD. Nimm es als überspitzte Formulierung meinerseits. Denn was es schon gibt, ist der Wunsch, das System abzuschaffen und radikal nach eigenen Wünschen zu verändern. Darauf habe ich, bei allen Problemen, keinen Bock.
Cool, einfach weiter schnurgerade gegen die Wand. Läuft bei dir.
Naja, und die Linke? Kommt sie im Februar überhaupt in den Bundestag? Wo ist er, der vielversprechende Ansatz, wie jetzt alles anders wird? Entscheiden kann, verändern kann, wer relevant ist.
Guck dir doch mal an, wer derzeit am sachlichsten und faktenbasiertesten diskutiert. Spoiler Alarm: Grüne und Linke.
Da wirst du von mir keine Widerrede bekommen. Und diese sachliche und faktenbasierte Diskussion ist für mich ja auch ein Schlüssel für die Zukunft.
Das liest sich nicht wie „Die Linke bekommt eh nicht genug Prozente, deswegen müssen wir jetzt die Mitte™ stärken“, das liest sich wie „die Linke ist genauso radikal wie die AfD, deswegen sollten wir sie nicht wählen.“
Wie kommst du denn darauf, ich würde mir so etwas vormachen?
Was willst du damit sagen, links = Sowjetunion?
Wenn sie es nur mal täten. Stattdessen schmieden sie Hufeisen und halten bestenfalls einen Status Quo am laufen, der überhaupt erst dazu führt, dass so viele enttäuschte und abgehängte Wähler*innen die AfD in Betracht ziehen. Und die reichweitenstärksten Medien leisten Schützenhilfe sondergleichen.
Er hat seine Argumente in Schnipseln im Text verteilt und leider nicht an einer Stelle bündig zusammengefasst.
Fehlende Unterstützung der Mächtigen:
Wähler wählen im Zweifel lieber “nationallinks”:
Stärkung der Mitte statt des linken Rands:
Ob du das persönlich dir vormachst, kann ich nicht beurteilen. Sondern eher diesen Typus Linken, der auch deinen nächsten Punkt betrifft:
Damit meine ich diejenigen Linken, die, irgendwelche Arbeiterlieder pfeifend, nach wie vor von einer großen Revolution des Proletariats wie vor 100 Jahren träumen, während der “Fabrikarbeiter” heute in einem Großraumbüro Akten sortiert, bevor er um 17 Uhr gemütlich nach Hause fährt und der “Feldarbeiter” als stockkonservativer mit seinem Traktor wütend und hupend gegen die GRÜÜÜÜNEN blockiert. Es nützt doch nix, in einer Vergangenheit zu schwelgen, wenn die akuten Probleme aktueller Lösungen bedürfen.
Das Hufeisen wird gerade äußerst erfolgreich von der Zarenknecht geschmiedet. Aus dem Stand direkt in mehrere Landesregierungen. Während ihre alte Partei vor der politischen Implosion steht, bzw schon dabei ist. Die Hochburgen der Partei die Linke, Kämpferin gegen den Faschismus, sind mittlerweile Hochburgen einer faschistischen Partei. Was ist eine Partei wert, wenn sie selbst in diesem Umfeld, was du da beschreibst, nicht genügend Wähler hinter ihren Ideen versammeln kann, um überhaupt sicher in den Bundestag zu kommen, von einer Machtoption selbst in den Ländern mal völlig zu schweigen. Schau dir den Niedergang Ramelows in Thüringen an. Selbst von dem wollten die Wähler nichts mehr wissen.
Okay, nochmal von vorne, da du mich anscheinend nicht verstanden hast.
Ich widersprechen nicht der Ansicht, dass Die Linke keine Unterstützung von Reichen und Mächtigen bekommt, weil sie diesen zu ihren Gegnern erklärt hat (was ja auch irgendwie logisch ist und in der Natur der Sache liegt. Die Linke möchte eine gerechtere Verteilung der Ressourcen, und Menschen und Institutionen, die diese Ressourcen horten, stehen dem im Weg), noch zweifle ich an dass diese Unterstützung ein gewichtiger Faktor ist
Ich finde aber, dass das alleine zu kurz gegriffen ist, und kritisiere, dass die Rolle der Medien ignoriert wird, und dass das an dem angesprochen „erleuchteten Zentrismus“ liegt, der sich eben in der Aussage veranschaulichen lässt: „Die Rechten sind schon schlimm, aber die Linken sind auch radikal und deswegen genauso schlimm.“
Dass Fratzscher diese Ansicht in diesem Text vertritt, wird meiner Meinung nach durch diese Zitate deutlich:
und
Nicht nur, dass Fratzscher „die Mitte™“ beschwört, impliziert er damit auch, dass linke Bewegungen der freiheitlichen Grundordnung entgegenstehen (was falsch ist). Außerdem müsste er belegen, inwiefern Linke die Methoden Rechtsextremer nutzen und warum das auch angesichts völlig unterschiedlicher Ziele gleichzubehandeln wäre.
Abgesehen davon:
Das bezweifle ich. Ich habe das (so tiefgehend mir das in der Kürze der Zeit und mit allem, was ich sonst noch um.die Ohren habe, eben möglich ist) recherchiert und alles, was ich finde, zeigt dass die Wählerwanderung zur AfD von den Grünen und der Linken zur AfD am geringsten ausfällt (mit gelegentlichen Ausnahmen wie der Union bei der Hessen- und Bayernwahl 2023).
Du redest aber nicht mit irgendwem, sondern mit mir. Bleibe bitte bei meinen Argumenten, und baue keine Strohleute auf.
Ähm, das folgende ist ein (bereits oben und von dir verwendetes) Fratzscher-Zitat, und nicht von Zarenknecht:
Das BSW als faschistisch einzustufen, darüber kann man streiten. Ich bin auch kein Fan, aber das Hauptproblem ist, dass es sich um einen populistischen Personenkult handelt, der Möglicherweise schon wieder vor dem Aus steht (weil er möglicherweise am Personenkult zerbricht).
Das BSW ist allerdings auch keine Partei, die ausschließlich linke Positionen vertritt, insbesondere das populistische Gehabe um irgendwelche beschworenen „Woke-Ideologien“ und die Ausländerfeindlichkeit sind alles andere als links. Da von einem Hufeisen zu sprechen ist mindestens unvollständig.
Steht das denn irgendwo?
Daraus erkenne ich das von dir aufgestellte Mantra nicht. Natürlich würde weitere Radikalisierung zu stärkerer Gefährdung führen.
Nein, das tut er eben nicht. Sondern die Radikalisierung der politischen Linken würde Demokratie und Wohlstand entgegenstehen.
Gut, dann du persönlich: was möchtest du für eine linke Bewegung? Hältst du eine radikalere Linke für eine bessere Antwort als eine gestärkte Mitte? Für eine erfolgreichere Antwort?
Das behaupte ich auch nicht. Ich beziehe mich auf deine Aussage, die “erleuchteten Zentristen” würden Hufeisen schmieden.
Natürlich nicht. Steht ja auch im Artikel: was bei den Wählern so gut ankommt, ist der linke Ansatz, nur halt nur für sie als Deutsche. Daher ja auch das Hufeisen, denn so wird die Brücke zwischen linken und rechten Ansätzen geschlagen.
Wie oft muss ich das Zitat eigentlich noch benutzen? Vielleicht helfen ja Hervorhebungen?
Wie wird damit nicht impliziert, dass eine linke Gegenbewegung zur AfD nicht eine Stärkung der freiheitlichen Grundordnung ausschließt und somit eine Linke Gegenbewegung der freiheitlichen Grundordnung entgegensteht?
Also wenn ich sage, dass Fratzscher hier zum Zentrismus aufruft und zeige, dass Fratzscher Hufeisen schmiedet, ist deine Antwort „Ja aber Wagenknecht“?
Das Brückenschlagen ist kein Hufeisen. Das Hufeisen ist eine Metapher, die aus der Behauptung abgeleitet wird, wenn man nur weiter genug nach links gehe, käme man irgendwann rechts wieder raus. Diese Behauptung bezieht sich in der Regel auf Methodik (zum Beispiel eine Gleichsetzung rechtsextremer Baseballschlägermobs mit Lina E. oder dem schwarzen Block), nicht darauf, dass das BSW linke Politik ausschließlich für deutsche Arbeiter machen will und dabei marginalisierte Gruppen unter den Bus wirft.
Ich möchte eine Umkehrung des gesamtgesellschaftlichen Rechtsrutsches und dass Forderungen wie mehr soziale Gerechtigkeit, eine Ressourcenumverteilung von Oben nach Unten oder der Kampf gegen Diskriminierung mehr in den Mainstream rücken. Das ist keine Aufgabe, die von einer außerparlamentarischen Bewegung oder der Partei Die Linke alleine umgesetzt werden kann. Dafür ist es nötig, dass sich in der Medienlandschaft etwas ändert, dass Intellektuelle wie Fratzscher keinen Zentrismus in der Zeit bewerben, dass Lang, Maischberger und Misoga kritischer mit ihren Gäst*innen umgehen, dass Medienoutlets nicht einfach nur berichten, was gesagt wird sondern direkt einordnen, ob das überhaupt der Wahrheit entspricht und so weiter.
Aber als Gegenfrage, was glaubst du denn, wie eine Stärkung der Mitte aussehen würde? Wer ist deiner Meinung nach Teil der Mitte und wie könnte man diese stärken?
Da brauchen wir nicht spekulieren, denn das schreibt er ja im Text, anbei ebenfalls abermals sein Zitat:
Die Interpretation “Linke genau so schlimm wie Rechte” kommt von dir. Er lehnt die Radikalisierung der Linken ab, plädiert dagegen für die Stärkung der Mitte. Mehr nicht. Daher, und nun kommen wir zu deinem Zitat, sieht er die Lösung nicht in einer linken Gegenbewegung (“Gegen” iSv ebenso radikalisiert wie die Rechte), sondern in der Stärkung der politischen Mitte und darüber der freiheitlichen Grundordnung. Deinen Vorwurf sehe ich da nicht.
Ich wundere mich nur, warum du einem “erleuchteten Zentristen” unterstellen möchtest, “Hufeisen zu schmieden”, wenn dieses Hufeisen längst durch eine Wagenknecht reale Wirklichkeit geworden ist. Müsstest du nicht folglich eher ihr den Vorwurf machen, als demjenigen, der es hier beschreibt?
Nun, hier tut sie das nicht - insofern, wie du dir oben auch schon wünschtest, lass uns doch bei den tatsächlich gemachten Argumenten bleiben.
Wenn du die Forderungen in den Mainstream (=Mitte) rücken möchtest, stimmst du Fratzscher ja zu, dass eine Radikalisierung der Linken nicht sinnvoll ist, sondern man den Weg über die Mitte gehen sollte. Auch die restlichen Forderungen stehen in meinen Augen nicht im Widerspruch. Ich sehe es auch nicht als Aufgabe der Partei die Linke allein, den Rechtsruck aufzuhalten. Ich denke jedoch schon, dass sie sich selbstkritisch fragen muss, warum sie nicht mehr zum Wähler durchdringt und inwiefern das mit dogmatischen, inwiefern mit realistischen Ansätzen zu tun hat.
Im Übrigen wäre das auch Teil meines Ansatzes. Die Mitte ist für mich, in Anbetracht der Gegner unserer Gesellschaft, mittlerweile eigentlich das gesamte Parteienspektrum von links bis rechts, sofern mit beiden Beinen auf dem Boden unserer Verfassung. Das fängt letztendlich irgendwo in der Linkspartei an und hört irgendwo in der CSU auf. Innerhalb dieses Rahmens müssen die Antworten der Menschen auf die Fragen der Zeit gefunden werden. Und die Grenzen zu denjenigen außerhalb dieses Feldes müssen wieder schärfer gezogen werden. Ich halte nichts davon, radikal rechten Systemdemonteuren radikal linke Systemdemonteure entgegenzusetzen. Die Antwort auf einen zweiten Aufguss Nationalsozialismus ist nicht ein zweiter Aufguss Realsozialismus. Nicht, weil der Schwarze Block oder Lina E für mich genau so schlimm sind wie Baseballschläger-Nazis, sondern weil beide Kräfte jeweils in eine Gesellschaftsform führen möchten, die ich, jede für sich, ablehne und die, jede für sich, sich bereits als Irrweg herausgestellt haben. Wenn überhaupt radikal, dann radikale Mitte, die unsere Verfassung gegen ihre Feinde verteidigt.
Gutes Zitat, vor allem doch auch das, was dem Zitat vorweg geht:
Abgesehen davon, dass Fratzscher das meiner Meinung nach nicht aufzeigt, sondern nur dass die Linke deswegen nicht so stark ist, weil ihr die Unterstützung der Reichen fehlt, weil sie ebendiese zum Gegner erklärt hat, lese ich es so, dass er eine starke Verknüpfung zwischen der Stärkung linker Bewegungen und einer Radikalisierung sieht, fast schon eine logische Folge. Und er zieht eine logische Folge von „Radikalisierung“ zu „Methoden der AfD nutzend“, die ich auch nicht als gegeben sehen kann.
Das ist aber eben ein Fehler, den sehr viele Zentristen machen und auf dem sie achten ihre Pro-Mitte Argumentation aufbauen. Deswegen werfe ich Fratzscher Zentrismus vor. Und ja, natürlich ist das „nur meine Interpretation“, wie alles, worüber wir hier nur unsere Interpretation des Textes ist. Ist doch trivial.
Weder ist Wagenknecht die Erfinderin des Hufeisens noch ist es unmöglich, dass Zentristen ihre Hufeisen ohne Wagenknechts Einfluss schmieden. Und wie gesagt, Wagenknecht ist kein Hufeisen, sie ist der Gegenbeweis der Hufeisentheorie (im Sinne der Eindimensionalität des politischen Spektrums)
Hä? Erst sagst du, es geht Fratzscher nur um Linke, die sich soweit radikalisieren, dass sie Methoden der AfD verwenden (was übrigens keine Radikalisierung sondern Extremismus ist und auch wenn beides oft einhergeht sind beide nicht untrennbar miteinander verknüpft, man kann auch radikal aber nicht extremistisch sein), aber jetzt geht es plötzlich nicht mehr um Methoden?
Nein, im Gegenteil. Ich will nicht die politische Mitte (als vermeintlicher Balancepunkt zwischen links und rechts) stärken, sondern ich will, dass sich die Bevölkerung nach links bewegt.
Das ist viel zu weit gefasst. Gerade was dann die Folgen einer „Stärkung der Mitte“ bedeutet, denn ich will keinesfalls so Populisten wie Merz und Söder gestärkt sehen, und ich glaube, du auch nicht.
Ich schon. Unser aktuelles Sytem ist nämlich nicht dazu geeignet, Probleme wie den Klimawandel oder soziale Gerechtigkeit zu lösen. Und bevor du das in den falschen Hals bekommst, ich will nicht die Demokratie abschaffen, genausowenig wie die Partei Die Linke das will, noch irgendeine andere Linke Person, die ich kenne und ernst nehme (ein paar Extreme mag es geben, aber die sind im politischen Diskurs noch viel irrevanter).
Darf ich annehmen, dass du mit Realsozialismus die DDR und die Sowjetunion meinst? Wenn ja, das fordert kaum jemand, der nicht in der MLPD ist (wo wir bei den eben schon genannten irrelevanten Akteuren sind).
Cool, einfach weiter schnurgerade gegen die Wand. Läuft bei dir.
Nichts gegen die Verteidigung der Verfassung, die ist größtenteils echt gut, vor allem die ersten zwanzig Artikel. Aber unser System ist nicht nur das Grundgesetz, und es wird in Teilen nicht einmal von der Mitte respektiert (vgl vor allem Art 20a). Unter dem aktuellen System leiden Menschen. Und die Teilen des Systems, die dafür verantwortlich sind, müssen demontiert und ersetzt werden. Dringend. Global.
Zum Abschluss noch eine Sache:
Diesen Satz hast du zitiert und hervorgehoben. Guck dir doch mal an, wer derzeit am sachlichsten und faktenbasiertesten diskutiert. Spoiler Alarm: Grüne und Linke. Und auch wenn man definitiv argumentieren kann, dass die Grünen eine Partei der Mitte ist, bei der Linken bist nur du der Ansicht. Beide Parteien argumentieren in ihren jeweiligen Fachbereichen am fundiertesten und am sachlichsten. Ich finde, das sollte man definitiv stärken. Ob mit oder ohne reiche Säcke im Rücken.
Ich beende hier erstmal, weil der Tag sehr anstrengend war und ich mich in Ghost of Tsushima versenken will und nicht garantieren kann, zwischendurch noch die mentalen Kapazitäten für diese Diskussion erübrigen zu können. Ich hab schlicht keine Löffel mehr.
Das stimmt. Er macht es nicht so klar, wie er es an dieser Stelle im Text vermeintlich darstellt. Darum habe ich zu Beginn die Bausteine seines Arguments noch mal hintereinandergestellt. Die fehlende Unterstützung der Reichen und Mächtigen ist ein Faktor für die Schwäche der Linken im Vergleich zur Stärke der Rechten. Dann spricht er davon, dass eine radikale Linke, die ebenfalls die Methoden der Rechten benutzen würde, Demokratie und Wohlstand noch weiter gefährden würden. Du magst mit dieser Aussage aus Gründen nicht einverstanden sein. Mir fehlt jedoch die Phantasie, wie eine weitere radikale, auf Zuspitzung und Populismus setzende Partei gut für unsere Gesellschaft sein sollte. Du magst erwidern, dass die Linke ja nicht auf die gleichen Methoden setzen würde. Fratzschers Argument ist jedoch, dass die Rechten ja genau durch diese Methoden Erfolg haben und demnach auch Linke (siehe Wagenknecht) versucht sein könnten, sich dieser Methoden zu bedienen. Würdest du nicht behaupten, dass Wagenknecht eine weitere Belastung für unser System ist?
Ob man es nun Hufeisen nennt, was ja offenbar sehr polarisierend scheint, oder sonst wie: am Ende kommt es doch aufs Gleiche hinaus. Ehemals linke Kernlande wählen mittlerweile mehrheitlich populistische Bauernfänger entweder komplett rechts (AfD) oder einer populistischen Melange aus Links-Rechts (Wagenknecht) und entzieht der Linken damit das letzte Überlebensrefugium. Wie du das nennen möchtest, ist dabei doch letztlich vollkommen wurscht.
Mir geht es nicht um die oft bemühte Gleichsetzung von “rechtsextremer Baseballschlägermobs mit Lina E. oder dem schwarzen Block”.
Tja, das setzt jedoch voraus, dass man sich in diese Mitte hineinbegibt und argumentativ mit ihr auseinandersetzt, statt ein sektiererisches Dasein am politischen Rand zu führen. Die Linke muss umdenken, um im politischen Diskurs überhaupt wieder zu Relevanz zu kommen. So wie bisher jedenfalls klappt es ja offenbar nicht.
Natürlich nicht.
Ich sehe keinen großen Appetit auf großen linken Systemwechsel. Sollte man, gerade wenn die Zeit drängt, auf Dinge hoffen, die nicht mal im Ansatz mehrheitsfähig sind?
Einen neuen Nationalsozialismus fordert auch keiner offen bei der AfD. Nimm es als überspitzte Formulierung meinerseits. Denn was es schon gibt, ist der Wunsch, das System abzuschaffen und radikal nach eigenen Wünschen zu verändern. Darauf habe ich, bei allen Problemen, keinen Bock.
Naja, und die Linke? Kommt sie im Februar überhaupt in den Bundestag? Wo ist er, der vielversprechende Ansatz, wie jetzt alles anders wird? Entscheiden kann, verändern kann, wer relevant ist.
Da wirst du von mir keine Widerrede bekommen. Und diese sachliche und faktenbasierte Diskussion ist für mich ja auch ein Schlüssel für die Zukunft.
Insofern viel Erfolg auf Tsushima!