Warum müssen solche Diskussionen im Internet eigentlich immer ein einziger Haufen scheiße sein?
Gefühlt gibt es im Internet nur Leute die diesbezüglich immer nur eine absolute Sichtweise haben und auch null in der Lage sind die Lebensrealitäten anderer Leute anzuerkennen. Konkret ging es halt darum, dass ich einen Artikel zum Thema “Vorteile auf die Umwelt wenn man den Fleischkonsum reduziert” und diejenige die das pfostiert hat hat allen ernstes in den Kommentaren argumentiert, dass ein reduzierter Fleischkonsum ja schlecht sei, weil man halt immer noch Fleisch isst. In dem Kommentar auf den sie geantwortet hat ging es aber nicht mal um die Ethik des Fleischkonsums.
Rant Ende.
Warum disskutiert man darüber überhaupt? Das ist ein Thema, bei dem jede/-r eine informierte Entscheidung für sich treffen sollte. Und niemand für wen anders entscheidet. Warum also mehr als Informationen bieten, um sich diese Meinung bilden zu können?
Veganes Bullshit Bingo #6
Weil diejenigen mit dieser Entscheidung, dass “andere ihr Leben dafür geben mussten” offenbar gut leben können. Das kann man jetzt nachvollziehen oder nicht, aber dieses Argument scheitert daran, dass der andere diese “Empörung” darüber gar nicht empfindet und sie auch mit äußerem Zwang nicht empfinden wird, sondern nur, wenn er selber im Inneren diesen Gesinnungswandel durchläuft.
Und hier wird es dann emotional:
Ich bin Veganer, weil ich die Videos angeschaut habe, die die meisten Menschen nicht sehen wollen. Es ist nicht auszuhalten, es ist lebensverändernd, ich habe viel geweint. Es ist sehr wichtig diese Bilder zu sehen.
“Ist mir egal” sagt sich leicht, wenn du mit dem Leid und der Vernichtung, für die du jeden Tag bezahlst, niemals konfrontiert wirst. Was ist also die Schlussfolgerung, wenn Menschen vor dem Horror, den sie verursachen die Augen verschließen? Konfrontation.
Ich kenne diese Videos selber. Für mich war die Konsequenz daraus, meinen Fleischkonsum zu beschränken und möglichst nur noch aus bestmöglichster Haltung. Das ist dir wahrscheinlich als Konsequenz zu wenig, aber es ist meine Konsequenz, die ich mit mir ausgemacht habe, so wie du deine mit dir ausgemacht hast. Ich kann deine Konsequenz tolerieren, ich hoffe du meine auch.
Stell dir vor wir würden in einer Gesellschaft aufwachsen, in der es keinen Konsens für Sex geben würde. Das war ja bis vor wenigen Jahrzehnten noch so. (Ich gendere jetzt mal der Einfachheit halber nicht)
Wenn jemand Sex will holt er ihn sich, weil er gerade Bock drauf hat und körperlich dazu in der Lage ist. Das ist eine Vergewaltigung. Nun versucht ein kleiner Teil der Bevölkerung diesen Menschen zu erklärten, dass ihr Spaß ein Opfer hat. Viele wollen das gar nicht hören, ein paar werden nachdenklich und entscheiden dann … nur noch seltener zu vergewaltigen? Und sich nur Opfer zu suchen, die vorher nicht geschlagen werden? (Quelle)
Ich will mich nicht mit dir streiten und erkenne deinen Schritt an. Ich bin ja nicht vegan geboren und habe auch eine Reise aus einzelnen Schritten hinter mir. Es fällt mit aber schwer hier von Toleranz zu reden.
Diese Vorschau von Dominion teile ich am liebsten, weil sie in 4 Minuten ohne Worte und ohne exzessive Gewalt alles erzählt.
Ja, du bringst dieses Beispiel aber, weil du weißt, dass wir da beide ähnlich drüber denken, es für uns beide ein klares Tabu ist. Der Punkt ist aber, dass das bei Fleisch essen trotz allem nicht so ist. Für dich ist das ein vergleichbares Tabu, für jemand anderen jedoch absolut nicht. So, wie es auch heute Gesellschaften auf der Welt gibt, die das mit dem Konsens und Sex nicht so sehen wie wir - und entsprechend verwirrt auf deine Analogie reagieren würden. Es kommt immer auf den jeweiligen Blickwinkel an und darauf, die Existenz dieser Blickwinkel anzuerkennen.
Der Knackpunkt ist, dass du dein persönliches Tabu schlicht nicht jemand anderem überstülpen kannst. Also du kannst es einem natürlich mit Gewalt aufzwingen wollen, aber dann musst du damit rechnen, dass die Gegenseite ebenfalls zur Gewalt greift. Ich denke, über den Punkt sind wir seit Inquisition usw. hinweg. Überzeugung geht einzig über den Kopf und nicht mit der Faust.
Wir alle schauen subjektiv auf die Welt und keiner kann in Gänze nachvollziehen, wie der andere auf sie blickt. Geschweige denn seine Perspektive mit Zwang übernehmen. Was du beeinflussen kannst, ist letztendlich nur dein eigenes Leben. Wenn du für dich so eine Entscheidung klar getroffen hast, ist das doch super! Damit macht der einzige Mensch, den du letztlich zu verantworten hast, das, was du für richtig erachtest. Und das ist viel wert. Das auch von den anderen Menschen zu erwarten, garantiert allenfalls ein Leben in der fruchtlosen Frustration, denn es kann gar nicht gelingen. Darum streiten wir uns auch nicht, denn es bringt nichts, sich über eine Sache zu streiten, die man nur mit sich selber ausmacht.
Du hast Recht, meine Entscheidung für mich persönlich ist das Wichtigste und eine Menge wert. Sei die Veränderung die du in der Welt sehen willst und so. Und das funktioniert auch, mein Umfeld bewegt sich tatsächlich mit. In unterschiedlichem Tempo, aber merklich.
Und damit sind wir bei deiner These von der Unveränderbarkeit der Menschen. Die ist mir nämlich ein bisschen zu steil. Denn wir sind ja soziale Wesen, die miteinander in Beziehung stehen und ständig Regeln, Normen und Werte aushandeln und ändern. Tabus verschieben sich. Unsere Gesellschaft ist deswegen eine andere als vor 30, 80 oder gar 150 Jahren. Und bei 115.000 toten Schweinen pro Tag fühle ich einen gewissen Handlungsdruck, mich auch in der Öffentlichkeit für die Toten ohne Stimme einzusetzen. Weil es ein großes Unrecht ist, das fühlst du ja offensichtlich auch.
Das ist teilweise definitiv ermüdend und frustrierend, aber ganz so fruchtlos wie du schreibst ist es nicht. Auf der Arbeit, am Geburtstagsbuffet, in der Kita, überall werden wir sichtbar. Das hinterlässt Spuren. Und Studien haben gezeigt: Wer aus gesundheitlichen oder Klima-Gründen weniger Fleisch isst, der wird mit der Zeit auch empathischer für Tiere. Wenn man die Mittäterschaft bei der abstoßenden industriellen Tierhaltung nicht mehr vor sich selbst rechtfertigen muss, lassen die Verdrängungsmechanismen nach. Das öffnet das Herz, wenn ich das hier mal so platt schreiben darf. :) Und so funktioniert er dann, der gesellschaftlicher Wandel. Also alles auf dem richtigen Weg. Es geht mir nur nicht schnell genug.
Sofern du damit leben kannst, dass es nicht in der von dir gewollten Geschwindigkeit passieren wird und du auch diejenigen trotzdem akzeptieren kannst, die du trotz allem nicht erreichen wirst, ist das finde ich eine reife Einstellung - und glücklicherweise ja auch meilenweit von diesem problematischen militant-dogmatischen Veg-Missionseifer mit der Brechstange.
Ich persönlich muss sagen, dass das schon etwas ist wo man drüber diskutieren kann, da man als Fleischesser sich ja bewusst sein muss, das man gerade ein Tier ist welches dafür gestorben ist. Ich persönlich finde, dass man aus solchen Gesprächen unfassbar viel mitnehmen kann und dies auch schon so erlebt habe. Es geht halt oft auch um verschiedene Vorstellungen von Moral. Problematisch wird es halt, wenn man dabei beleidigend wird.