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Das ist eine Analyse von31 US-Studien. Nicht, dass wir und in D darauf ausruhen könnten.

  • Saleh@feddit.org
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    4 days ago

    aus der verlinkten Studie:

    https://www.mpg.de/24130191/0205-bild-online-misinformation-149835-x

    Während ältere Erwachsene oft als anfälliger für Fake News dargestellt werden, zeigte die Analyse, dass sie tatsächlich besser als jüngere Erwachsene darin waren, wahre von falschen Schlagzeilen zu unterscheiden. Ältere Erwachsene waren zudem skeptischer und tendierten eher dazu, Schlagzeilen als falsch einzustufen. Paradoxerweise hat die bisherige Forschung jedoch wiederholt gezeigt, dass sich ältere Erwachsene häufiger mit Fehlinformationen beschäftigen und diese online teilen. Die Studie unterscheidet dabei drei Altersklassen: 18-31 Jahre, 32-47 und 48-88 Jahre.

    Hat hier Heise frech mal selbst eine entscheidende Information rausgelassen. Nicht dass sich das ältere Zielpublikum von Heise damit auseinandersetzen muss.

    Menschen hielten Nachrichten, die ihrer politischen Identität entsprachen, eher für wahr und lehnten Nachrichten ab, die nicht mit ihrer politischen Identität übereinstimmten – ein Phänomen, das als parteiische Verzerrung bekannt ist. Ein kontraintuitiver Befund war jedoch, dass Personen mit höherem analytischem Denken stärker von parteiischer Verzerrung betroffen waren. Diese Tendenz ist als motivierte Reflexion bekannt, ein kognitiver Prozess, bei dem analytisches Denken gegen die eigene Urteilsfähigkeit arbeitet, um bestehende Überzeugungen, Werte oder politische Zugehörigkeiten zu schützen

    Anders gesagt, wer schlauer ist, hält sich meist auch für schlauer und verweigert dann eher Wahrheiten, die seinem Weltbild widersprechen.

    Der stärkste Effekt in der Metaanalyse war der Einfluss der Vertrautheit. Wenn Teilnehmende angaben, eine Nachrichtenschlagzeile bereits gesehen zu haben, hielten sie diese eher für wahr.

    Auch hier wäre in der Berichterstattung der stärkste Effekt erwähnenswert. Und das bedeutet letztlich, dass die eigenen Bubbles den größten Einfluss haben.

  • einkorn@feddit.org
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    4 days ago

    Na ja, die Zeit als nur Experten im Internet unterwegs waren, die es als Werkzeug betrachtet haben, sind schon lange vorbei. Für den allergrößten Teil der heutigen Nutzer ist es eine reine Anwendung zur Unterhaltung, nichts, mit dem man sich kritisch auseinandersetzen muss.

    Um es mal plakativ zu sagen: Für die meisten ist das Internet ein Äquivalent zur Bild “Zeitung”.

    • luciferofastora@feddit.org
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      3 days ago

      Ich behaupte, das Internet ist noch schlimmer als die BILD:

      Die BILD und ihre verschiedenen Internet-Äquivalente haben den Dreh raus, wie man mit kurzer, flüchtiger Aufmerksamkeit die Leute packt. Aber wenn ich als nicht-Stammkunde im Supermarkt oder Kios die BILD sehe, krieg ich halt nur die Titelseite vorgehalten und müsste dann genauer hinschauen, womöglich das ganze Ding in die Hand nehmen oder gar kaufen um zu sehen was noch so drin ist. Wenn die Hauptschlagzeile mich nicht packt, geht der Rest vermutlich an mir vorbei.

      Im Internet krieg ich die Artikel individuell verpackt vorgeschlagen, je nach Thema. Ich weiß nicht, wie viele Artikel so eine BILD enthält, aber ich schätze mal für den Vergleich mindestens zehn. Bei den selben zehn Artikeln sind das dann also im Internet bis zu zehnmal so viele Chancen, mich zu erwischen.

      Dazu kommt noch, dass ich nicht nur die aktuelle Ausgabe sehe, sondern auch Artikel aus vergangenen angeboten bekomme, die ich im Kiosk nicht sehen würde. Wenn sie nicht an die Inhalts-Limits einer Papierausgabe gebunden sind, können sie auch mehr Artikel veröffentlichen. Wenn sie nicht auf Druck-Layout und -Umfanf achten müssen, haben sie mehr Spielraum bei den Artikeln. Dann ist das ganze auch noch zielgerichteter: Wenn ich mich tatsächlich nur für den Sport-Teil interessiere, müssen sie für mich den Rest nicht ausdrucken.

      Obendrein sind die Vorab-Kosten für die Veröffentlichung billiger, wenn ich mir eben die Herstellung (Zusammenstellung und Layout) und den Druck sparen kann, keine Verträge mit Druckereien brauch und entsprechend auch keinen Poker, wie viele Exemplare ich tatsächlich verkaufe. Das heißt, dass das Investitionsrisiko für weitere Anbieter niedriger ist. Und da die dann auch nicht unbedingt gleich den Ruf der BILD haben, ist damit noch ein Abschreckfaktor für nicht-BILD-Leser weg.

      Und das Internet selbst ist viel kompakter. Ich muss keine Papierzeitung in der Bahn oder Pause auspacken, mein Handy reicht. Der Nebeneffekt ist, dass ich einen Eindruck mitnehme, selbst wenn ich nicht drauf klicke und nicht prüfen kann, wie akkurat das ist.

      Alles in allem bietet das Internet viel bessere Chancen, Leute mit packenden Überschriften zu erreichen. Klar, es bietet auch mehr Chancen für legitimen Journalismus, aber der ist u.U. schwerer zu vermarkten, vor allem wenn er die finanziellen Mittel nicht ohnehin schon hat.

      Das Ergebnis ist eine viel größere Flutwelle an Scheiße, die nicht immer als solche erkennbar ist, was es schwieriger macht, brauchbare Informationen rauszuholen. Keiner ist immun gegen Täuschung, Irrtum und vor allem nicht gegen absichtliche Propaganda.