Das Deutschlandticket gilt als Erfolgsmodell - doch ob es über dieses Jahr hinaus fortgesetzt werden kann, war lange strittig. Nun haben Bund und Länder weitere Schritte zur Finanzierung des Tickets vereinbart.
Hoffen wir Mal dass das D-Ticket nun nicht nochmal so bald diskutiert wird
Das Deutschlandticket muss sterben, damit die Verkehrswende in Deutschland passieren kann.
Es ist das beste vergiftete Geschenk seit Jahren.
Politisch populär, deckelt es die Summe die zur Finanzierung für den ÖPNV zur Verfügung steht.
Insbesondere Kommunen und Städte die finanziell sowieso bereits an der Wand stehen haben so keinerlei Möglichkeiten Ausbau oder auch nur Ersatzinvestitionen zur Erhaltung des Bestandes zu Refinanzieren. Gleichzeitig sind Preiserhöhungen unpopulär weil der Preis so ein Politikum ist. Deshalb werden die Politiker dann lieber den Preis gleich lassen, aber die Mittel nicht oder nicht ausreichend erhöhen was langfristig dann zu Angebotskürzungen oder Qualitätsverschlechterungen führt.
Die Idee ist toll, aber aktuell brauchen wir Investitionen wie nie zuvor in den ÖPNV wenn das mit der Verkehrswende und dem Klimawandel was werden soll, und keinen zementierten Stillstand wie ihn das Deutschlandticket bringen wird
Wie viel wir in Öffis investieren ist unabhängig von den Ticketpreisen. Wir haben auch vor dem Deutschlandticket schon wesentlich mehr in Autoinfrastruktur als alles andere geballert, und machen das auch weiterhin.
Wo ich mitgehe: Autoalternativen müssen vor allem besser sein, günstig(er) reicht nicht. Auch Gratisöffis wie in Tallin, Luxemburg und co haben die Zahl der Autofahrten nicht wirklich reduziert.
Nein ist es leider nicht.
Vor Deutschlandticket haben die Ticketpreise durchaus einen beachtlichen Teil der Finanzierung getragen was auch in Leistungen investiert wurde
Der Einnahmenausfall wird ja kompensiert. In unserer Verkehrsverbundbilanz war das 9€ Ticket auch nicht zu sehen. Der kommunale Zuschuss betrug 10 Mio. Euro / Jahr bei einem Haushaltsbudget von 1,1 MRD. Euro. Und Investitionen kamen immer on Top und wurden nie vom Ticketpreis refinanziert.
Der ÖPNV ist ein ziemlich lächerlicher Posten im kommunalen Haushalt. Nur wird er halt gerne von Konservativen bespielt, weil Wähler wie du darauf anspringen. Da kann man schön gegen bashen.
Bei uns renovieren sie eine Tiefgarage für 60 Mio. (!!!) Euro. Da müsste der Parkplatz 100€ / h kosten, damit sich das rentiert. Interesse daran: 0. Dann haben sie dort in der Nähe noch ein Parkhaus gebaut mit einer maximalen Auslastung von 7 %. Aufschrei: Gering.
Genauso wie neue Parkbänke. Über den Haushalt.
Straßenbahninfrastruktur jedoch mit zahlreichen Zuschüssen. Bis zu 90% mit einem Mix aus Bundes-, Landes- und EU-Fördermittel.
Für E-Busse gabs auch Bundeszuschüsse.
Das Problem an kommunalen Haushalten ist eher, dass niemand bereit ist sein “Lieblingsprojekt” aufzugeben. Und am Ende wird dann halt eher das Parkhaus gebaut, als die Straßenbahn oder die Fahrradbrücke, wegen Auto-Mehrheiten im Stadtrat.
Bei uns scheitert es auch oft an der Planungskapazität. Ich kann im Stadtrat noch so viel Infrastruktur beschließen, wenn die Verwaltung nicht die Ressourcen hat es umzusetzen.
Naja, das ist schon arg verkürzt das weißt du auch.
Normalerweise würde die Stadt dann auch von den Mehrverkauften Tickets, mehr PKm in ihrem Netz einen Anteil bekommen
Sie bekommt auch jetzt schon einen Anteil der verkauften Deutschlandtickets. Ich weiß nur noch nicht wie viel, weil ich das nicht finde und die Bilanz für 2023 obv. noch nicht herausen ist.
Klar ist das arg verkürzt. Haushaltsaufstellung ist mit die komplizierteste und nervigste Aufgabe als Kommune. Aber die ÖPNV Finanzierung ist zumindest bei uns wirklich nicht das Problem im Haushalt. Es wird nur heiß gekocht, weil man damit Schlagzeilen machen kann.
Und ja, da bin ich bisschen neidisch. Weil wenn ich die Verschwendung der Autoinfrastruktur aufzeige, kräht kein Hahn danach, bzw. nur halt meine kleine Bubble. Aber wehe, jemand gibt 20 € zu viel für ein Bushäuschen aus :D
Geht nicht beides? Eine Vereinfachung und Pauschalisierung des Ticketpreises. Und gleichzeitig der Ausbau der Infrastruktur und wo nötig bessere Taktung der Verbindungen.
Die zwei Aspekte sind doch nicht funktional voneinander abhängig. Subventionen und Förderung sind in jedem Fall nötig.
Nein, mit der aktuellen und vermutlich der zukünftigen Regierung leider nicht. Diese sind nicht bereit substantiell mehr Mittel in den öffentlichen Nahverkehr zu investieren, dabei sind die ÖPNV-System in vielen Großstädten bereits überlastet oder an der Kapazitätsgrenze. Auch viele städtische U-Bahnen etc sind ziemlich marode.
Wenn wir da neue Linien und Ausbau haben wollen, brauchen wir jeden Cent der jetzt schon im System ist.
Zumal das Deutschlandticket auch kaum Leute von der Straße holt.
Dass Finanzierung des Ausbaus des ÖPNV mit der aktuellen Regierung nicht zu machen ist, ist schade. Dass die Infrastruktur nicht renoviert und ausgebaut wird, liegt dann aber nicht am Deutschlandticket, oder?
Ja der Erfolg ist nicht groß aber messbar. Und seiner Einschätzung würde ich folgen:
Als positiv wertet Dr. Allister Loder, Erstautor der Studie, den Marketingerfolg des Deutschlandtickets für 49 Euro pro Monat: „Erste Ergebnisse zeigen, dass es gelungen ist, das Ansehen des ÖPNV in Deutschland zu heben und Schritte hin zu einem nachhaltigeren Mobilitätssystem anzustoßen“, sagte Loder. „Nun muss aber dringend das ÖPNV-Angebot flächendeckend weiter ausgebaut werden, um noch mehr Menschen auch tatsächlich eine sinnvolle Nutzung des Deutschlandtickets zu ermöglichen.“
7% weniger Fahrten mit PKW bei denen, die sich ein Ticket gekauft haben, ist nicht nichts. Mehr kannst du auch nicht erwarten.
Erlernten Verhalten ändert man nicht sofort. Das braucht Zeit. Und ich behaupte mal, dass es Verbesserungspotential beim Angebot gibt.
Willst du es stattdessen vom Verkehrsclub Deutschland hören?
Das Bündnis weiter: „Der öffentliche Verkehr steckt inmitten einer schweren Finanzierungskrise. Sehenden Auges fährt die Bundesregierung die Verkehrswende vor die Wand.“ Von heute an gerechnet klafft bis zum Jahr 2030 allein bei den Betriebskosten eine Finanzlücke von mindestens elf Milliarden Euro. Mit Blick auf die hohe Inflation, den wachsenden Personalmangel und den zu erwartenden Anstieg der Fahrgastzahlen angesichts günstigerer Tickets, könnten die ungedeckten Betriebskosten noch erheblich höher ausfallen. Hinzu kommt ein steigender Investitionsbedarf in den Ausbau und Erhalt der Infrastruktur, Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Anschaffung moderner und klimafreundlicher Fahrzeuge, Digitalisierung und den Umbau von Haltstellen, die künftig für alle Menschen barrierefrei zugänglich sein sollen. Die geschätzten Kosten dafür betragen rund acht Milliarden Euro pro Jahr. Unter Berücksichtigung aller genannten Faktoren, ist in Zukunft sogar mit einer Finanzierungslücke von 15 Milliarden Euro jährlich zu rechnen, die von Bund und Ländern gestemmt werden muss.
Wo steht da, dass das alles fehlt weil das 50 Euro Ticket existiert? Un 9 Milliarden im Jahr sind nichts. Das könnten wir locker aufbringen wenn wir einfach das dienstwagen privileg aufweichen oder ne steuer auf reich sein erheben.
Was sind wohl die “günstigeren Tickets” Hmmm?
Dreimal darfst du raten.
Beim Rest hast du Recht, Aufbringen könnten wir das locker, will die Politik aber nicht
Nö habe ich auch nirgendwo behauptet.
Nur dass das 49€ Ticket es eben schwieriger macht, als Stadt/Landkreis Angebotserweiterungen zumindest über die Ticketpreise kozufinanzieren
deckelt es die Summe die zur Finanzierung für den ÖPNV zur Verfügung steht
Inwiefern verhindert das D-Ticket, dass die Politik weitere Gelder zur Verfügung stellt?
Insbesondere Kommunen und Städte die finanziell sowieso bereits an der Wand stehen haben so keinerlei Möglichkeiten Ausbau oder auch nur Ersatzinvestitionen zur Erhaltung des Bestandes zu Refinanzieren.
Wieso muss öffentliche Infrastruktur über Einnahmen finanziert werden? Passiert bei Straßen doch auch nicht.
Deshalb werden die Politiker dann lieber den Preis gleich lassen, aber die Mittel nicht oder nicht ausreichend erhöhen
Die Mittel waren auch vor dem Deutschlandticket nicht ausreichend.
Der Grund liegt nicht im D-Ticket sondern in den Prioritäten, die die Politik setzt und die war und ist größtenteils immer noch die Förderung des Autoverkehrs.
Inwiefern verhindert das D-Ticket, dass die Politik weitere Gelder zur Verfügung stellt?
Habe ich das behauptet? Nein. Die Realität ist doch dass viele Städte gerne mehr für den ÖPNV tun würden, aber finanziell an der Wand stehen, und quasi nur Pflichtaufgaben finanzieren können. Die Unterstützung müsste hier von den Landes/Bundesregierung kommen. Tut sie aber nicht. Wenn so eine Stadt jedoch einen Angebotsausbau plant, könnte sie diesen durch höhere Ticketpreise oder Einnahmen teilweise refinanzieren. Diese Möglichkeit nimmt ihr das Deutschlandticket.
Wieso muss öffentliche Infrastruktur über Einnahmen finanziert werden? Passiert bei Straßen doch auch nicht.
Sollte sie nicht. Leider besteht aber diese Erwartungshaltung bei Schienen/Straßenbahninfrastruktur oft. Andere Länder sind weiter und operieren mit Grenzkostenmodellen für Schieneninfrastruktur.
Die Mittel waren auch vor dem Deutschlandticket nicht ausreichend.
Kein Widerspruch, aber Politiker scheuen sich vor unbequemen Entscheidungen. Und Preis erhöhen ist unbeliebt, Geld dafür klarmachen unbequem. Wir sehen ja bereits bei der Krankenhausfinanzierung wie gut das “duale System” klappt (Fallpauschalen sind für laufenden Betrieb da, Investitionen hat das Bundesland zu zahlen). In der Praxis drückt man sich davor, die Investitionsmittel bereitzustellen, oder sie in das DRG-System zu integrieren, weil ersteres unbequem ist, zweites beim Wähler unbeliebt (Beitragserhöhungen). Stattdessen lässt man das ganze von der Substanz leben, und fährt es langsam gegen die Wand
Und wir haben bereits beim 9€-Ticket oder auch bei Gratis-Nahverkehr in Tallinn gesehen, der reine Fahrpreis ist kein entscheidender Faktor für die Verlagerung vom Auto auf den ÖV, sondern die Angebotsqualität (Sauberkeit, Geschwindigkeit, Frequenz).
Für sozial Schwache kann und sollte man weiterhin Sozialtickets anbieten, aber sonst gibt es keinen Grund warum der ÖPNV zum Ramschpreis angeboten werden sollte (günstiger als so ziemlich alle anderen europäischen Metropolen), während Gelder für Investitionen und Betrieb dringend fehlen und die Politik auch keine Bereitschaft zeigt diesen zu einer ernsthaften Alternative zu machen
Also allein beim 9€ Ticket:
17 Prozent sind von anderen Verkehrsmitteln umgestiegen, 10% verzichteten während des 9€ Tickets auf mindestens eine tägliche PKW Fahrt (Quelle VDV), das ist also sehr wohl ein entscheidender Faktor.
Nö, wenn Fußgänger und Radfahrer in den ÖPNV umsteigen ist das kein Erfolg für die Umwelt.
Verkehrswissenschaftler Bogenberger und sein Team haben rund 1.000 Menschen in München mit einer App ausgestattet, die vor, während und nach dem Aktionszeitraum deren Mobilitätsverhalten aufzeichnet. Die Studie läuft in der Kernzeit von Mai bis September. Die Zwischenergebnisse aus dem Juli bewertet Bogenberger vorsichtig optimistisch. Eins der Ziele bei der 9-Euro-Ticket-Aktion scheint aber verfehlt:
„Das Negative an der Sache ist, dass wir aber eben feststellen, dass das Auto nur zu drei Prozent weniger verwendet wird im Moment.“
Die Projektergebnisse spiegeln sich auch in Daten wieder, die die Stadt München regelmäßig zum Verkehrsaufkommen erhebt: Erstmals gab es im Juni weniger Autoverkehr als im Mai. Rechnet man den Sondereffekt der Ferienzeiten raus, betrug die Differenz drei Prozent, während sonst von Mai zu Juni ein Plus von drei Prozent üblich ist. „Das klingt vielleicht zunächst nach einem kleinen Unterschied – aber dass es diese Änderung im Jahreszeitraum gibt, ist außergewöhnlich“, betont Forschungsteamleiter Dr. Allister Loder.
Hier dann also die tatsächliche Aussage.
Die Studie des VDV basiert übrigens auf 70.000 Datenpunkten aus ganz Deutschland und dürfte somit zuverlässiger sein.
Das finale Ergebnis der Appstudie waren übrigens 7%
We found in our study and official figures that season-ticket ownership increased by about
10%, and especially new season-ticket customers, i.e., those who had no season ticket before,
increased public transport use. Nevertheless, only 20% of new season-ticket customers and 7% of
existing season-ticket customers indicated increased public transport use and decreased automobile
use.
Ich würde sagen, ganz ordentlich für das Gewohnheitstier Mensch.
" Overall, several studies concluded
that carbon savings were made, which were somewhere in the order of magnitude of 300,000 to
600,000 t CO2 per month; when considering the ticket’s costs of 2.5 billion Euro, this leads to
carbon abatement costs of around 1,500 (21) to 2,000 Euro per t CO2 (16)."
Das ist ein Erfolg für die Umwelt, kein Schaden. Leicht teurer als Carbon Capture prognostiziert wird, aber mit dem gewaltigen Vorteil, dass man Menschen zusätzlich Lebensqualität spendet.
Die Daten zeigen auch es wurden viele ÖPNV Reisen unternommen um weiter entfernte Orte zu erkunden. Man kann annehmen, die lokale Tourismusbranche hat gut profitiert.
Die Fußgänger die umgestiegen sind waren sicher teils Leute die sich weder ÖPNV noch Auto leisten konnten.
Leicht teurer als Carbon Capture ist ein schöner Euphemismus für horrend schlechtes Verhältnis von Euro zu eingespartem CO2.
Carbon Capture wird ja kaum genutzt und auch nicht als realistische Technik im Kampf gegen den Klimawandel angesehen.
Aber ja, es gibt durchaus eine große soziale Entlastungskomponente beim Klimaticket
Ja da geb ich dir vollkommen Recht im Bezug auf Carbon Capture. Deswegen würde ich es auch nie als das Klimarettermittel anpreisen.
Mein Fazit ist: Sozial ist das 9€ und in Begrenzterem Maße auch das 49€ Ticket super.
Klimatechnisch haben sie nur wenig direkten Einfluss, aber eventuell langfristig weil das Bewusstsein für den ÖPNV steigt, dann eventuell auch mehr Leute umsteigen und es populärer wird den Ausbau zu fördern.
Das Deutschlandticket muss sterben, damit die Verkehrswende in Deutschland passieren kann. Es ist das beste vergiftete Geschenk seit Jahren. Politisch populär, deckelt es die Summe die zur Finanzierung für den ÖPNV zur Verfügung steht. Insbesondere Kommunen und Städte die finanziell sowieso bereits an der Wand stehen haben so keinerlei Möglichkeiten Ausbau oder auch nur Ersatzinvestitionen zur Erhaltung des Bestandes zu Refinanzieren. Gleichzeitig sind Preiserhöhungen unpopulär weil der Preis so ein Politikum ist. Deshalb werden die Politiker dann lieber den Preis gleich lassen, aber die Mittel nicht oder nicht ausreichend erhöhen was langfristig dann zu Angebotskürzungen oder Qualitätsverschlechterungen führt.
Die Idee ist toll, aber aktuell brauchen wir Investitionen wie nie zuvor in den ÖPNV wenn das mit der Verkehrswende und dem Klimawandel was werden soll, und keinen zementierten Stillstand wie ihn das Deutschlandticket bringen wird
Wie viel wir in Öffis investieren ist unabhängig von den Ticketpreisen. Wir haben auch vor dem Deutschlandticket schon wesentlich mehr in Autoinfrastruktur als alles andere geballert, und machen das auch weiterhin.
Wo ich mitgehe: Autoalternativen müssen vor allem besser sein, günstig(er) reicht nicht. Auch Gratisöffis wie in Tallin, Luxemburg und co haben die Zahl der Autofahrten nicht wirklich reduziert.
Nein ist es leider nicht. Vor Deutschlandticket haben die Ticketpreise durchaus einen beachtlichen Teil der Finanzierung getragen was auch in Leistungen investiert wurde
Die Deutsche Bahn ist kritische Infrastruktur, dafür können gerne Steurgelder verwendet werden.
Der Einnahmenausfall wird ja kompensiert. In unserer Verkehrsverbundbilanz war das 9€ Ticket auch nicht zu sehen. Der kommunale Zuschuss betrug 10 Mio. Euro / Jahr bei einem Haushaltsbudget von 1,1 MRD. Euro. Und Investitionen kamen immer on Top und wurden nie vom Ticketpreis refinanziert. Der ÖPNV ist ein ziemlich lächerlicher Posten im kommunalen Haushalt. Nur wird er halt gerne von Konservativen bespielt, weil Wähler wie du darauf anspringen. Da kann man schön gegen bashen.
Bei uns renovieren sie eine Tiefgarage für 60 Mio. (!!!) Euro. Da müsste der Parkplatz 100€ / h kosten, damit sich das rentiert. Interesse daran: 0. Dann haben sie dort in der Nähe noch ein Parkhaus gebaut mit einer maximalen Auslastung von 7 %. Aufschrei: Gering.
Ja der Status Quo wird kompensiert. Aber wenn deine Stadt ein paar neue Straßenbahn oder Buslinien in Betrieb nimmt, wie wird das refinanziert?
Genauso wie neue Parkbänke. Über den Haushalt. Straßenbahninfrastruktur jedoch mit zahlreichen Zuschüssen. Bis zu 90% mit einem Mix aus Bundes-, Landes- und EU-Fördermittel. Für E-Busse gabs auch Bundeszuschüsse.
Das Problem an kommunalen Haushalten ist eher, dass niemand bereit ist sein “Lieblingsprojekt” aufzugeben. Und am Ende wird dann halt eher das Parkhaus gebaut, als die Straßenbahn oder die Fahrradbrücke, wegen Auto-Mehrheiten im Stadtrat. Bei uns scheitert es auch oft an der Planungskapazität. Ich kann im Stadtrat noch so viel Infrastruktur beschließen, wenn die Verwaltung nicht die Ressourcen hat es umzusetzen.
Naja, das ist schon arg verkürzt das weißt du auch. Normalerweise würde die Stadt dann auch von den Mehrverkauften Tickets, mehr PKm in ihrem Netz einen Anteil bekommen
Sie bekommt auch jetzt schon einen Anteil der verkauften Deutschlandtickets. Ich weiß nur noch nicht wie viel, weil ich das nicht finde und die Bilanz für 2023 obv. noch nicht herausen ist.
Klar ist das arg verkürzt. Haushaltsaufstellung ist mit die komplizierteste und nervigste Aufgabe als Kommune. Aber die ÖPNV Finanzierung ist zumindest bei uns wirklich nicht das Problem im Haushalt. Es wird nur heiß gekocht, weil man damit Schlagzeilen machen kann.
Und ja, da bin ich bisschen neidisch. Weil wenn ich die Verschwendung der Autoinfrastruktur aufzeige, kräht kein Hahn danach, bzw. nur halt meine kleine Bubble. Aber wehe, jemand gibt 20 € zu viel für ein Bushäuschen aus :D
Geht nicht beides? Eine Vereinfachung und Pauschalisierung des Ticketpreises. Und gleichzeitig der Ausbau der Infrastruktur und wo nötig bessere Taktung der Verbindungen.
Die zwei Aspekte sind doch nicht funktional voneinander abhängig. Subventionen und Förderung sind in jedem Fall nötig.
Nein, mit der aktuellen und vermutlich der zukünftigen Regierung leider nicht. Diese sind nicht bereit substantiell mehr Mittel in den öffentlichen Nahverkehr zu investieren, dabei sind die ÖPNV-System in vielen Großstädten bereits überlastet oder an der Kapazitätsgrenze. Auch viele städtische U-Bahnen etc sind ziemlich marode. Wenn wir da neue Linien und Ausbau haben wollen, brauchen wir jeden Cent der jetzt schon im System ist. Zumal das Deutschlandticket auch kaum Leute von der Straße holt.
https://www.tum.de/aktuelles/alle-meldungen/pressemitteilungen/details/deutschlandticket-fuehrt-kaum-zum-verzicht-aufs-auto
Wie das klingt, Leute von der Straße holt. ;)
Dass Finanzierung des Ausbaus des ÖPNV mit der aktuellen Regierung nicht zu machen ist, ist schade. Dass die Infrastruktur nicht renoviert und ausgebaut wird, liegt dann aber nicht am Deutschlandticket, oder?
Ja der Erfolg ist nicht groß aber messbar. Und seiner Einschätzung würde ich folgen:
7% weniger Fahrten mit PKW bei denen, die sich ein Ticket gekauft haben, ist nicht nichts. Mehr kannst du auch nicht erwarten.
Erlernten Verhalten ändert man nicht sofort. Das braucht Zeit. Und ich behaupte mal, dass es Verbesserungspotential beim Angebot gibt.
Digga was?
Danke für die fundierte Kritik
fundierte Kritik geht nur bei fundierten Behauptungen.
Willst du es stattdessen vom Verkehrsclub Deutschland hören?
https://www.vcd.org/service/presse/pressemitteilungen/oepnv-braucht-zukunft-buendnis-fordert-milliardeninvestitionen-in-den-oeffentlichen-verkehr
Die KfW schätzt den Investitionsbedarf in den ÖPNV bis 2030 auf 65 Milliarden Euro
Wo steht da, dass das alles fehlt weil das 50 Euro Ticket existiert? Un 9 Milliarden im Jahr sind nichts. Das könnten wir locker aufbringen wenn wir einfach das dienstwagen privileg aufweichen oder ne steuer auf reich sein erheben.
Was sind wohl die “günstigeren Tickets” Hmmm? Dreimal darfst du raten. Beim Rest hast du Recht, Aufbringen könnten wir das locker, will die Politik aber nicht
Und du glaubst die Politik würde das wollen, wenn das 50 euro ticket nicht existieren würde? Lachi.
Ich glaube ihr seid euch einig, dass der fehlende politische Wille das Problem ist.
Nö habe ich auch nirgendwo behauptet. Nur dass das 49€ Ticket es eben schwieriger macht, als Stadt/Landkreis Angebotserweiterungen zumindest über die Ticketpreise kozufinanzieren
Inwiefern verhindert das D-Ticket, dass die Politik weitere Gelder zur Verfügung stellt?
Wieso muss öffentliche Infrastruktur über Einnahmen finanziert werden? Passiert bei Straßen doch auch nicht.
Die Mittel waren auch vor dem Deutschlandticket nicht ausreichend.
Der Grund liegt nicht im D-Ticket sondern in den Prioritäten, die die Politik setzt und die war und ist größtenteils immer noch die Förderung des Autoverkehrs.
Habe ich das behauptet? Nein. Die Realität ist doch dass viele Städte gerne mehr für den ÖPNV tun würden, aber finanziell an der Wand stehen, und quasi nur Pflichtaufgaben finanzieren können. Die Unterstützung müsste hier von den Landes/Bundesregierung kommen. Tut sie aber nicht. Wenn so eine Stadt jedoch einen Angebotsausbau plant, könnte sie diesen durch höhere Ticketpreise oder Einnahmen teilweise refinanzieren. Diese Möglichkeit nimmt ihr das Deutschlandticket.
Sollte sie nicht. Leider besteht aber diese Erwartungshaltung bei Schienen/Straßenbahninfrastruktur oft. Andere Länder sind weiter und operieren mit Grenzkostenmodellen für Schieneninfrastruktur.
Kein Widerspruch, aber Politiker scheuen sich vor unbequemen Entscheidungen. Und Preis erhöhen ist unbeliebt, Geld dafür klarmachen unbequem. Wir sehen ja bereits bei der Krankenhausfinanzierung wie gut das “duale System” klappt (Fallpauschalen sind für laufenden Betrieb da, Investitionen hat das Bundesland zu zahlen). In der Praxis drückt man sich davor, die Investitionsmittel bereitzustellen, oder sie in das DRG-System zu integrieren, weil ersteres unbequem ist, zweites beim Wähler unbeliebt (Beitragserhöhungen). Stattdessen lässt man das ganze von der Substanz leben, und fährt es langsam gegen die Wand
Und wir haben bereits beim 9€-Ticket oder auch bei Gratis-Nahverkehr in Tallinn gesehen, der reine Fahrpreis ist kein entscheidender Faktor für die Verlagerung vom Auto auf den ÖV, sondern die Angebotsqualität (Sauberkeit, Geschwindigkeit, Frequenz). Für sozial Schwache kann und sollte man weiterhin Sozialtickets anbieten, aber sonst gibt es keinen Grund warum der ÖPNV zum Ramschpreis angeboten werden sollte (günstiger als so ziemlich alle anderen europäischen Metropolen), während Gelder für Investitionen und Betrieb dringend fehlen und die Politik auch keine Bereitschaft zeigt diesen zu einer ernsthaften Alternative zu machen
Also allein beim 9€ Ticket:
17 Prozent sind von anderen Verkehrsmitteln umgestiegen, 10% verzichteten während des 9€ Tickets auf mindestens eine tägliche PKW Fahrt (Quelle VDV), das ist also sehr wohl ein entscheidender Faktor.
Auf den Rest sind andere ja schon eingegangen.
Nö, wenn Fußgänger und Radfahrer in den ÖPNV umsteigen ist das kein Erfolg für die Umwelt.
https://www.deutschlandfunk.de/hintergrund-die-bahn-bilanz-neun-euro-ticket-struktur-transport-100.html
Hm der VDV sagt 10%, der Deutshclandfunkartikel 3%, woran könnte das liegen?
Kramen wir mal nach der Quelle: https://www.cs.tum.de/9-euro-ticket-mehr-menschen-fahren-bus-und-bahn/
Hier dann also die tatsächliche Aussage. Die Studie des VDV basiert übrigens auf 70.000 Datenpunkten aus ganz Deutschland und dürfte somit zuverlässiger sein. Das finale Ergebnis der Appstudie waren übrigens 7%
Ich würde sagen, ganz ordentlich für das Gewohnheitstier Mensch.
Auch im Endreport zur Studie stützt die TUM sich dann viel auf die VDV Daten. https://www.hfp.tum.de/hfp/tum-think-tank/mobilitaet-leben/veroeffentlichungen/
" Overall, several studies concluded that carbon savings were made, which were somewhere in the order of magnitude of 300,000 to 600,000 t CO2 per month; when considering the ticket’s costs of 2.5 billion Euro, this leads to carbon abatement costs of around 1,500 (21) to 2,000 Euro per t CO2 (16)."
Das ist ein Erfolg für die Umwelt, kein Schaden. Leicht teurer als Carbon Capture prognostiziert wird, aber mit dem gewaltigen Vorteil, dass man Menschen zusätzlich Lebensqualität spendet. Die Daten zeigen auch es wurden viele ÖPNV Reisen unternommen um weiter entfernte Orte zu erkunden. Man kann annehmen, die lokale Tourismusbranche hat gut profitiert.
Die Fußgänger die umgestiegen sind waren sicher teils Leute die sich weder ÖPNV noch Auto leisten konnten.
Leicht teurer als Carbon Capture ist ein schöner Euphemismus für horrend schlechtes Verhältnis von Euro zu eingespartem CO2. Carbon Capture wird ja kaum genutzt und auch nicht als realistische Technik im Kampf gegen den Klimawandel angesehen. Aber ja, es gibt durchaus eine große soziale Entlastungskomponente beim Klimaticket
Ja da geb ich dir vollkommen Recht im Bezug auf Carbon Capture. Deswegen würde ich es auch nie als das Klimarettermittel anpreisen.
Mein Fazit ist: Sozial ist das 9€ und in Begrenzterem Maße auch das 49€ Ticket super. Klimatechnisch haben sie nur wenig direkten Einfluss, aber eventuell langfristig weil das Bewusstsein für den ÖPNV steigt, dann eventuell auch mehr Leute umsteigen und es populärer wird den Ausbau zu fördern.