"Es bleibt das große Rätsel, wie Menschen glauben können, Gesellschaften könnten sich nicht an etwas weniger Fleisch, andere Energieerzeugung, vielleicht eine Weile weniger Flüge oder Städte mit mehr Fahrradwegen anpassen, aber problemlos an eine 3 Grad heißere Erde.” (Jonas Schaible)
Wer von Ökodiktatur spricht, hat das Problem nicht verstanden:
Ich bezweifle, dass es eine Entscheidung des Einzelnen für 3 Grad und gegen Klimaschutz ist.
Das Fernsehen (Mai Irgendwas) behauptete mal, dass umweltfreundliches Verhalten (Verzicht) auf persönlicher Ebene oder gar auf nationaler Ebene nicht funktionieren kann, weil es keine Regeln gibt, die jeden zum Verzicht zwingen.
Aktuell sieht es so aus, dass man auf persönlicher Ebene verzichten kann, während andere weiter machen wie bisher. Das nutzt zwar auch schon was, fühlt sich aber ungerecht an und motiviert nicht zum mitmachen. (Wieso soll ich, wenn der da nicht auch…)
Die Links:
Ich denke der Fehler liegt schon darin das “Verzicht” Narrativ zu akzeptieren. Viele der Umbauten der Gesellschaft führen auch anderweitig zu einer besseren und angenehmeren Gesellschaft. Verzicht ist es allenfalls bei einigen sehr einfachen Punkten wie z.B. nicht jedes Jahr ein neues Handy oder Fernreisen aber z.B. eine Stadt mit viel weniger Autos oder eine gesunde Ernährung hat auch Vorteile die mit dem Klimawandel recht wenig zu tun haben.
Ja, kann auch positiv sein und kann auch eine Frage der Änderung von persönlichen Gewohnheiten sein (mit nur kleinen Einschnitten. ) Aber nur weil ich in Wolfen (oder Raunheim, oder irgendeinem für Auto optimierten Ort) jetzt mit dem Fahrrad unterwegs bin, macht es die Stadt nicht zur Traumstadt. Das benötigt übergeordnete Regeln und Maßnahmen.
Der Verzicht auf das Eigenheim, dass wegen des Betons nicht mehr möglich ist oder das eigene Auto oder den Flug in den Süden oder auch nur das spanische Obst und Gemüse - das würde ich auch so nennen: Verzicht.
Der Verzicht auf Leben in der Isolation weit weg von anderen Menschen und von Infrastruktur auf Kosten von hohem Zeitaufwand für Transport und hohen Infrastruktur-Kosten die über Steuern wieder finanziert werden müssen.
Der Verzicht darauf Hunderttausende Euro an Einkommen über seine Lebenszeit (meist im signifikanten 2-stelligen Prozentsatz des Gesamt-Lebenseinkommens) auf ein Transportmittel zu verwenden nur um jede Woche damit die gleichen 3 oder 4 Strecken zu fahren.
Wie erwähnt, da kann man schon von Verzicht sprechen, das ist allerdings auch etwas was Leute tatsächlich selbst entscheiden können, die wenigsten haben hier Druck von ihrer Lebenssituation dass sie müssen.
Beton ist sicher nicht die einzige Möglichkeit ein Haus zu bauen, es ist nur eine der aktuell am meisten akzeptierten und erforschten Varianten. Es gibt durchaus alternative Baustoffe. Und selbst Beton kann klimafreundlicher werden, beispielsweise durch den Einschluss des entstehenden CO2 direkt im Beton. Oder durch Wiederverwendung bereits produzierter Betonteile. Aber klar, man kann sich darauf einschießen, dass nur Beton, der nach der aktuellen Methode produziert wurde, ein passender Baustoff ist. Das ist aber wenig pragmatisch.
Das alles ändert natürlich auch nichts daran, dass ein Eigenheim durchaus meist eine relativ egoistische Entscheidung ist und es in vielen Fällen eigentlich mehr Sinn ergibt, in einer größeren Gemeinschaft zu leben.
Ich würde das eher als “Freiheit vom Auto” betrachten oder als den “Verzicht auf Kreditraten und vermeidbare Zivilisationskrankheiten”. Es gibt natürlich eine Minderheit, für die bleibt irgendeine Art von privatem Auto sehr wichtig, etwa Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen.
Da kann ich jetzt tatsächlich nicht so viel dazu sagen. Andere Länder können schön sein, obwohl sie weit weg sind.
So, wie wir aktuell Landwirtschaft betreiben und so wie wir das Klima erwärmen, ist das spanische Obst und Gemüse sowieso tendenziell endlich.
Ich finde die Frage ist weniger, ob es sich um “Verzicht” handelt oder ob man dadurch zwangsläufig unglücklich wird. Persönlich machen mich Reisen mit dem Fahrrad insgesamt ganz glücklich. Persönlich hatte ich letztlich doch kein Problem damit, Kuhkäse und Kuhjoghurt auch wegzulassen und vegan zu werden. Die Verzichtsdebatte und die daraus resultierenden Probleme entstehen eigentlich nur, wenn sich das als von oben aufoktroyiert anfühlt. Ist halt blöd, wenn der “Verzicht” ein wesentlicher Teil der Lösung weltweiter Probleme ist, bei denen nicht endlos Zeit für die Lösung bereitsteht.
Die Politik wird sich nicht gegen den Willen der Bevölkerung für einschneidende Maßnahmen entscheiden. Wenn die radikale Schnitzelfraktion laut genug ist werden sich Parteien nicht gegen sie wenden, wenn jedoch aus der Bevölkerung die Bereitschaft und Eigeninitiative oder gar der formulierte Willen gegen die Tierindustrie laut wird trauen sich die die gewählt werden wollen auch etwas mehr.
Das ist auch kein Verzicht sondern eine Umstellung, ein Lernprozess. Und eine der wenigen Möglichkeiten Veränderungen in der Gesellschaft anzustoßen.