Ich hab einige Vorurteile gegenüber Arch und würde euch gerne vielleicht darum bitten, dass Ihr mir mit euren Erfahrungen und Input diese beseitigt.
Häufig, wenn ich was negatives über Arch sage, sind Fanboys sauer, ohne zu erklären, wieso. Ich hab irgendwie das Gefühl, dass ich mit meinen bisherigen Ansichten vielleicht falsch liege.
Deswegen das Change-My-View. Ganz unten im Post erläutere ich nochmal genauer, wieso mir das so wichtig ist.
#Das wären folgende Punkte:
1. Nur als DIY-Distro valide
Ich finde den "Deine-Distro-Aspekt cool. Selbst mit dem vereinfachten Archinstall hat man damit was sehr individuelles geschaffen und kriegt das Gefühl, als hätte man was tolles selbstgebastelt, auch wenns nach Anleitung war, und das find ich super.
Was ich aber nicht ganz verstehe sind vorkonfigurierte, archbasierte Distros wie EndeavourOS und co. Wieso will man sich die Nachteile von Arch, ohne den klaren Vorteil der Individualität, antun?
2. Unzuverlässig
Weitere Annahme: Arch geht ständig ohne Grund kaputt. Grub zerschießt sich, Abhängigkeiten gehen flöten, usw.
Und wenn man sich beschwert, heißt es “Hättest halt die Patchnotes ausm Forum gelesen und wie wir alle paar Tage gewartet, selber Schuld.” oder so. Das hab ich schon mehrfach gehört.
Selbst erfahrene Archuser sagen, man sollte es nicht auf PCs installieren, die kritisch wichtig sind (Arbeitslaptop, usw.).
Wie sind da eure Erfahrungen?
3. Wenig Community-Beistand, elitäre Snobs, generell teils unfreundliche Community
3.1. “Wenn du kein Arch benutzt, bist du kein richtiger Linuxuser” 3.2. Anfängern Arch empfehlen 3.3. Blinder Fanboyism: Fehler schönreden und jedem, auch wenn er nicht in die Zielgruppe passt, Arch empfehlen
Natürlich sind das auf keinen Fall alle Arch-User. Die meisten, also die stille Mehrheit, sind wahnsinnig toll und haben uns beispielsweise, von anderen Distros, das Arch-Wiki zur Verfügung gestellt, wofür ich sehr dankbar bin.
4. Schwieriger Paketmanager-Syntax
Egal ob dnf, apt, zypper, etc., alle sind von den Basic-Befehlen austauschbar wenn man einen kennt. Pacman und die AUR-Helferlein sind für jemand Außenstehenden aber etwas weird. Yay hier, -Ss da, -Syu wann anders, usw. Warum nicht einfach “update” oder “install” statt dem von Arch? Finde/ fand ich als Arch-Noob seltsam.
5. Das AUR verliert an Bedeutung
Ich benutze Fedora Silverblue und hab da einen Arch-Distrobox-Container. In dem hab ich Zugriff auf alle AUR-Programme. Bisher hab ich das ein einziges Mal gebraucht, sonst bezieh ich alles über Flatpak oder andere Distrobox-Container-Distros.
Genau das kann jeder auf anderen Distros auch machen, ohne den Aufwand, der von Arch ausgeht. Wieso also Arch installieren, wenn ich es einfach containerisieren kann?
Nix gibt es ja auch noch, und das hat ein ähnlich großes Repetoire an Apps und läuft sogar ohne Distrobox.
6. Rolling-Release liefert keine gute tolle User-Experience
Ich kann hier leider nur von OpenSuse-Tumbleweed sprechen, da ich Arch bisher noch nie (so wirklich) installiert habe. TW fand ich ganz gut, aber bin dann doch wieder auf Fedora zurückgewechselt. Aus 2 Gründen:
- Deutsches Internet ist scheiße: wöchentlich mehrere GBs an Updates herunterzuladen war nervig und ich war mehr mit Updaten als mit Zocken beschäftigt
- Es hat sich recht unpolished angefühlt. Ich finde, Software braucht einfach ein paar Wochen oder Monate, bis die gröbsten Fehler behoben wurden. Es lief alles zwar im großen und ganzen okay (keine nennenswerten Totalausfälle.), aber ich hatte den Eindruck einer dauerhaften Beta.
Bei Ubuntu und Fedora beispielsweise ist man immer ein paar Monate hinterher, aber dafür fühlt sich alles sehr polished an. Gleichzeitig ist es, im Gegensatz zu Debian beispielsweise, immer noch sehr modern.
7. Es ist nur was für Hobby-Linuxuser
Aus den oben genannten Gründen hab ich irgendwie den Eindruck, dass nur Leute, die Linux als Hobby, und nicht als Betriebssystem zum Zocken, Arbeiten, usw., verwenden, Arch toll finden.
Im RL habe ich bisher noch niemanden getroffen, der (u.a. beruflich) was mit Linux zu tun hat und Arch toll findet. Im Gegenteil. Ich hab das Gefühl, dass die meisten “Profis” irgendwann wieder auf Mint oder Ubuntu zurückgehen.
Ich, als tollpatschiger, eher Casualuser, sehe das genauso. Ich bin kein IT-ler und habe keine Lust, mich nach der Arbeit oder am hart verdienten Wochenende mit einem zerschossenen Betriebssystem auseinanderzusetzen und für 2 Stunden Zocken 5 Stunden Foren zu durchstöbern. Da finde ich mein jetziges immutable System sehr bequem und zuverlässig.
8. Minimalismus ist nicht immer gut
Arch wirbt ja mit der “nur, was du brauchst”-Philosophie. Ich mag aber viele vorinstallierte Pakete. Diese erhöhen für mich die Wahrscheinlichkeit, dass alles reibungslos funktioniert, z.B. Drucker, DE-Features, usw.
Natürlich finde ich den Bloat auf Windows beispielsweise mega ätzend und too much (Candy Crush, usw.), aber den “Bloat” auf Linux fand ich noch nie störend. Ich hab ihn oft nicht mal gemerkt. Besonders für Anfänger und Casual-User sind nützliche vorinstallierte Programme… nützlich 🙃
Sprachlich war einiges bestimmt etwas provokant ausgedrückt. Ich möchte Arch auf keinen Fall schlechtreden, es ist mit Sicherheit eine tolle Distro mit vielen Anhängern. Ich möchte einfach nur verstehen, wo der Reiz daran ist und ob meine Vorurteile falsch sind.
Mir ist das wichtig, da ich hier auf Lemmy (und ehem. Reddit) viel “Beratung” für Neueinsteiger betreibe und denen aushelfen möchte, genauso wie man mir vor ein paar Jahren geholfen hat. Quasi den “Generationenvertrag” aufrecht erhalten. Und da wäre es echt blöd, wenn ich Vorurteile weiterverbreite, das will ich nicht.
Häufig, wenn ich was negatives über Arch sage, sind Fanboys sauer,
Also mir ist völlig egal was du nutzt. Von mir aus auch Windows, wenn es dich glücklich macht. Ich bin aus dem Alter raus, wo man über so etwas streitet.
Ich finde den "Deine-Distro-Aspekt cool.
Den hab ich jetzt nicht so. Ist halt “meine” Installation, mit meinen zig kleinen Anpassungen in der Konfiguration. Da würde ich aber auch mit einer anderen Distro landen, wenn ich die so,lange am laufen hätte wie Arch.
Wieso will man sich die Nachteile von Arch, ohne den klaren Vorteil der Individualität, antun?
Ich kann jetzt zu EndeavourOS nichts sagen. Ist halt, soweit ich weiß, viel vorkonfiguriert, was vielleicht für Anfänger ganz gut ist. Und warum man sich arch “ohne den klaren Vorteil der Individualität” antut ist eigentlich einfach: Weil die Individualität nicht im entferntesten der entscheidende Punkt ist. Eher schon so Sachen wie die wirklich umfangreichen Repos und die exzellente Dokumentation und Pacman, was angenehm performant ist
Weitere Annahme: Arch geht ständig ohne Grund kaputt. Grub zerschießt sich, Abhängigkeiten gehen flöten
Das ist eine falsche Annahme. Ich hatte die letzten 8-9 Jahre ein- oder zweimal ein Problem, wo ich kurz im Forum nachschauen musste. Ansonsten ist das alles “rock solid”. Aber klar, es gibt Leute, die installieren blind alles mögliche aus dem AUR, wissen nicht was sie tun, mergen die evtl geänderten Systemkonfigurationen nicht nach dem Update, schauen vor dem Update nicht kurz auf die News oder konfigurieren sich das System kaputt etc… Darum denke ich persönlich auch, dass Arch keine Anfänger-Distro ist.
3.1 Wenn du kein Arch benutzt, bist du kein richtiger Linuxuser” 3.2. Anfängern Arch empfehlen 3.3. Blinder Fanboyism: Fehler schönreden und jedem, auch wenn er nicht in die Zielgruppe passt, Arch empfehlen
Dann solltest Du dir eine Gruppe mit älteren Menschen suchen und die Spinner einfach sein lassen. Ich hab dieses Stammesverhalten sowieso noch nie verstanden und für mich gibt es auch nicht dieses “wir Arch User”. Ich hab nichts mit jemandem gemein, nur weil der zufällig die gleiche Distro nutzt wie ich und das ist mir auch egal.
Ich hab ein paar mal geholfen, und das war im groben und ganzen mein Kontakt zur “Community”. Auf Github hatte ich mal ein Problem mit einem Kernel-Release geschildert und hatte sofort eine Diskussion mit dem Maintainer. Alles ganz normal.
- Schwieriger Paketmanager-Syntax
Du brauchst:
pacman -S
,pacman -Ss
,pacman -Syu
undpacman -Rns
. Damit hast Du 99% erschlagen. Das kann man sich merken und für komplizierteres schaut man in die Man-Pages oder ins Wiki. Das ist bei anderen Distros auch nicht anders. Wenn dir das immer noch zu kompliziert ist, dann erstellst Du dir halt Aliase, wobei ich nicht wirklich wüsste weshalb.Das AUR verliert an Bedeutung
Für mich hatte es nie diese riesige Bedeutung und ich nutze das auch eher sehr, sehr sparsam. Das hält Dein System stabil.
Rolling-Release liefert keine gute tolle User-Experience
Also ich hab keine Probleme aber klar, wenn du brandaktuelle Software hast, dann hast du auch mal einen Bug. Ich kann aber nicht behaupten, dass das oft vorkommt. Eher sehr selten. Wenn Du was willst, was mehr “battle-tested” ist, dann gibt es noch “OpenSUSE Slowroll”. Eine Rolling Distro die ein paar Monate abwartet, bevor sie das neueste installiert. Ich hätte Schwierigkeiten wieder auf ein Rolling Release zu verzichten.
Aus den oben genannten Gründen hab ich irgendwie den Eindruck, dass nur Leute, die Linux als Hobby, und nicht als Betriebssystem zum Zocken, Arbeiten, usw., verwenden, Arch toll finden.
Ich zock auf Arch. Warum auch nicht? Was soll der Unterschied sein? Ich würde den auch beruflich nutzen, wenn nötig. Ich würde Arch natürlich nicht auf einem Server einsetzen. Da willst du ja eher ein System was sich nicht ändert aber ansonsten?!
und für 2 Stunden Zocken 5 Stunden Foren zu durchstöbern.
Ich hab echt keine Ahnung wo du das her hast. Das ist nicht meine Erfahrung.
Arch wirbt ja mit der “nur, was du brauchst”-Philosophie.
Arch ist keine minimale Distro. Ich weiß nicht wo das Vorurteil her kommt.
Edit:
Ich hatte mich damals für Arch entscheiden, weil man bei jeder Frage irgendwann automatisch beim Arch-Wiki gelandet ist. Das Wiki ist einfach völlig konkurrenzlos in der Linux-Welt. Und dann hatte ich mir gedacht, wenn ich da sowieso immer wieder lande und dann prüfe ob ich das für meine Distro so übernehmen kann, dann kann ich auch gleich Arch nutzen. Und dann hab ich es probiert und bin dabei geblieben weil es einfach läuft, weil es immer aktuell ist und wegen des Wikis. Vorher hatte ich immer mal wieder neu installiert. Jetzt nicht mehr.
Edit #2:
Aber ja. Man muss Arch nicht direkt nutzen bzw. man kann es auch als Gastsystem in der Toolbox/Distrobox nutzen. Ich persönlich würde kein Silverblue nehmen. MircoOS finde ich ganz interessant und hatte ich mir angeguckt aber ich bin dann doch bei Arch geblieben. Es gibt für mich einfach keine wirklichen Grund zu wechseln. Ich gewinne dabei nichts außer dass es vielleicht “cool” ist mal was neues zu haben. Never change a running System.
Also ich fand deine Antwort definitiv überzeugend, danke! :)
Insgesamt hängt die Stabilität anscheinend stark vom User selbst ab, wie du gesagt hast. Gibt paar Leute wie du, die sagen, dass nie was passiert, und paar, die nach 2 Stunden Benutzen schon ihr System bricken.
Beim Pacman-Syntax geb ich dir Recht. Den fand ich am Anfang seltsam, aber nach 2x Benutzen war er okay. Es gab bisher nur kaum Gründe, wieso ich meinen Arch-Container anstatt Flatpak benutzen musste, deshalb ist das Muscle-Memory schon wieder eingerostet :D
Aber wenn du so von Pacman schwärmst, dann probier ich das mal näher aus.
Dann solltest Du dir eine Gruppe mit älteren Menschen suchen und die Spinner einfach sein lassen.
Reddit war da ganz schlimm. Lemmy ist da deutlich entspannter. Und wie du gesagt hast, solche Diskussionen sind es mir oft nicht wert. Aber stimmt schon, am Ende des Tages ist Linux Linux und die meisten Distros sind heutzutage eh alle gleich.
Aber wenn du so von Pacman schwärmst, dann probier ich das mal näher aus.
Also wenn Du auf Silverblue bist, dann würde ich zuerst gucken ob die Software da als Flatpak vorhanden ist und dann erst, wenn nicht vorhanden oder wenn andere Gründe dagegen sprechen, aus den Arch-Repos.
Und schwärmen tue ich nun nicht von Pacman. Es gibt sicher auch Sachen wo Dnf oder Apt die Nase vorn hat aber Pacman ist halt merklich schneller als Dnf. ich fand Dnf schon sehr träge.
Ich teile die meisten Eindrücke. Aber falls du trotzdem Lust auf eine Rolling Release Distro hast kannst du dir mal OpenSUSE Tumbleweed ansehen. Ist ein bisschen näher am User, aber trotzdem ziemlich minimal und ein Rolling Release mit automatisch getesteten Paketen.
Persönlich bin ich noch nicht zu 100 % zufrieden. Ich hätte am liebsten ein Debian Sid in stabiler. Mir fehlt vor allem ein Mechanismus für automatische Updates. Es gibt zwar etwas für Sicherheitsupdates, aber das System an sich muss manuell aktualisiert werden. Ist vor allem blöd wenn das auf den Rechnern von weniger versierten Nutzern installiert ist.
Dabei ist es eigentlich cool, wie BTRFS in den Update-Mechanismus integriert ist. Es wird automatisch vor jedem Update ein Snapshot angefertigt auf den man bei Bedarf zurückgehen kann.
Aber falls du trotzdem Lust auf eine Rolling Release Distro hast kannst du dir mal OpenSUSE Tumbleweed ansehen.
Siehe Punkt “Rolling Release ist blöd” oder wie ich ihn genannt habe 🙂
Ich hätte am liebsten ein Debian Sid in stabiler. Mir fehlt vor allem ein Mechanismus für automatische Updates. Es gibt zwar etwas für Sicherheitsupdates, aber das System an sich muss manuell aktualisiert werden. Ist vor allem blöd wenn das auf den Rechnern von weniger versierten Nutzern installiert ist.
Silverblue Silverblue Silverblue! 😁 Ich kann gar nicht oft genug sagen, wie geil ich das finde. Ich benutze genauer gesagt uBlue (universal-blue.org), das ist Silverblue auf Steroiden.
- Fast unzerstörbar
- Updatet sich von selbst im Hintergrund, ohne, dass man davon mitbekommt, und beim nächsten Reboot (nicht erzwungen) hat man die neuesten Updates bereits installiert.
- Recht aktuell (Fedora’s Updatezyklus von 6 Monaten), aber kein Rolling release
- Viele DEs verfügbar, uBlue bietet quasi alle DEs/ TWMs als Community-Images an, darunter beispielsweise auch Cinnamon oder Hyprland
- Funktioniert OOTB, auch für Nvidia-Besitzer
- Sollte mal was schiefgehen (Userfehler, etc.) kann man einfach eins der vorherigen Images auswählen und da reinbooten. Funktioniert besser als bei TW
- Weniger Bugs + mehr Sicherheit: jede Installation ist die selbe, es gibt keinen Paketdrift. Daher können Devs schneller fixen und did Behebungen betreffen dann alle User. Sicherer ist es auch, weil man quasi nur in Containern (Flatpak, für Nicht-Anfänger dann Distrobox oder Nix) arbeitet
Deutsches Internet ist scheiße: wöchentlich mehrere GBs an Updates herunterzuladen war nervig
Deutsches Internet könnte zwar besser sein aber so schlimm wie du das hier darstellst ist es nun auch wieder nicht, jedenfalls nicht für den typischen Standort.
Bei mir aufm Land, mit schlechtem WLAN-Empfang, doch.
Ich setze Arch fast überall ein, Workstations, Server, NAS und kann viele der genannten Punkte nicht verstehen. Mir ist noch kein einziges Mal etwas beim Update kaputt gegangen, und aktuell hab ich 10 Systeme mit Arch im Einsatz, eine ganze Reihe dieser Systeme ist inzwischen 5 oder mehr Jahre alt. Bis vor kurzem hatte ich Arch auch auf meinem Arbeits-Laptop genutzt, bis der Arbeitgeber alles Zentral auf Windows 11 umgestellt hatte und damit eigene OS nicht mehr erlaubt waren.
Warum Leute Systeme wie Endeavour einsetzen verstehe ich aber auch nicht, kann den Vorteil auch nicht erkennen.
Vor Arch hatte ich Jahrelang Gentoo eingesetzt, mit Gentoo hatte ich meinen Einstieg in Linux (nach einigen erfolglosen Versuchen mit Debian 3, und Suse Linux).
Was ich an Gentoo und auch an Arch mag ist gerade das es ein DIY System ist, ein System das einen nicht alles vorschreibt und automatisiert sondern einem viele Freiheiten lässt. Beruflich arbeite ich auch viel mit anderen Linux Distributionen, Ubuntu und CentOS/Almalinux, und wie oft man da gegen die Systeme kämpfen muss, gegen all die Automatismen, da merke ich immer wieder wie gut ich es doch mit Arch habe.
Ein weiterer Grund ist das ArchWiki und die Dokumentation von Arch, das kenne ich in dieser Qualität auch nur von Gentoo.
Aber für Neulinge und Casual User die Linux einfach nur benutzen und nicht in alle Tiefen ergründen wollen würde ich Arch auch nicht empfehlen.
mit Gentoo hatte ich meinen Einstieg in Linux
Liegt das daran, dass du masochistische Züge hast, oder daran, dass ich nicht alt genug bin, um die Anfänge von Linux miterlebt zu haben und das nachvollziehen könnte?
Wenn ich das richtig verstanden habe, war Linux, vor Ubuntu, kein “benutzbares” Desktop-OS für die potentiell breitere Masse. Die ganzen Urgestein-Distros wie Slackware, Debian, Arch, Gentoo, usw., sind auch heute noch, wenn und wo sie verwendet werden, recht minimalistisch OOTB ausgestattet und erwarten gewisse Vorahnung.
Lag deine Entscheidung damals mit Gentoo und Arch einfach nur daran, dass es kaum nutzerfreundlichere Distros zu dieser Zeit gab? Oder war es eine bewusste Entscheidung, direkt ins kalte Wasser zu springen?
Masochistisch stimmt irgendwie schon, ich hatte mir mit Absicht eine Distribution gesucht die möglichst kompliziert war ohne Slackware oder Linux from Scratch zu sein (so verrückt bin ich dann auch nicht). Ich wollte etwas mit dem ich möglichst viel von der Benutzung und Linux Administration lernen konnte, und dann war ich einfach dabei geblieben.
Ich finde Gentoo noch heute deutlich einfacher als die meisten anderen Distribution, wenn man erstmal verstanden hat wie Linux unter der Haube funktioniert und wie alles zusammen gehört. Das ist wie bei einem Oldtimer, zu lernen damit umzugehen und sie zu fahren mag am Anfang deutlich schwerer sein aber man lernt dabei auch sehr viel und wenn was kaputt geht dann ist fast sofort klar wo und wie. Die “einfachen” Distributionen haben ganz viele Systeme um einem die komplizierten Sachen vom Hals zu halten, aber wenn was Kaputt geht dann ist alles versteckt und vergraben in verschachtelten Komponenten.
Ich bin eigentlich nur deswegen von Gentoo weg weil das ganze Kompilieren einfach zu viel Zeit verschlungen hatte, und das was es mir irgendwann nicht mehr wert.
Ich habe immer Mal wieder andere Distributionen, auch Ubuntu und Linux Mint, ausprobiert aber die ganzen Systeme die sie da eingebaut haben um es Benutzerfreundlich zu machen, all die vielen Automatisierungen, das steht mir einfach im Weg und ich haben mit diesen Distributionen viel mehr Schwierigkeiten. Ich persönlich empfinde Ubuntu und Konsorten für fast so schlimm wie Windows was die Bevormundung angeht, diese Distributionen sind toll so lange man sie ganz genau so benutzt wie die Macher sich das vorgestellt haben, aber weiche etwas ab und die Abgründe tun sich auf.
Arch Linux war nah genug an Gentoo dran, vom Grad der Freiheit und der Reduziertheit, um mir nicht im Weg zu stehen und einfach das mit zu machen was ich machen will.
Ich hab über 2 Dekaden jetzt echt viele Distros durch und auch wenn ich schlussendlich meinen Weg zurück zu Debian gefunden habe, ist mir Arch echt positiv in Erinnerung geblieben, da es mir früher auf Nieschen CPU wie dem PPC sehr vorteilhaft war.
Bei dem ein oder anderen Punkt stimme ich dir zu, ich hatte immer Bange mir beim Updaten irgendwas zu zerschießen, dass sah bei anderen Distros aber nicht unbedingt besser aus.
Beim Punkt Community muss ich aber widersprechen.
Vielleicht hat sie sich massiv geändert, aber um 2010 war dieses Forum pures Linux-Gold, beinahe so gut wie Ubuntuusers, die ich heute noch regelmäßig ansteuere um mich allgemein zu informieren.
Was du oben beschrieben hast, passt aber genau auf das Debian-Forum.Paketmanager 100% … was hab ich apt vermisst =D
Arch ist halt was für Bastler. Wem das gefällt, der wird damit glücklich. Wer einfach einen Rechner will der ohne viel Aufwand funktioniert, nimmt was anderes.
Das Problem an gewissen Personen ist ja, dass alles außer gebastel alles minderwertig und “klickibunti” diffamiert wird. Meistens sind das dann 16-23 jährige Azubis/Studenten, die genug Tagesfreizeit haben, sich 20h die Woche mit ihrem Rechner zu beschäftigen und weitere 20h online rumblöken.
Ich bin mittlerweile deutlich über 30 und ich will eine Workstation. Computer sind Werkzeuge, die funktionieren sollen. Wenn ein Betriebssystem allein vom existieren kaputt geht, dann ist das für mich Abfall, denn ich habe keine Zeit dafür.
Ich bin mittlerweile deutlich über 30 und ich will eine Workstation. Computer sind Werkzeuge, die funktionieren sollen. Wenn ein Betriebssystem allein vom existieren kaputt geht, dann ist das für mich Abfall, denn ich habe keine Zeit dafür.
Genau so sehe ich das auch. Daher Debian als Server und Fedora Silverblue als Desktop. Aber wer was anderes nutzt, das ist halt seine Präferenz, damit muss und kann ich gut leben :) Älter werden ist schön btw^^
Ich gehe mal nach und nach durch:
1: Endeavour und Co haben halt den Vorteil dass es halt einfach ist. Gut für Einsteiger oder faule, aber sonst haben die eigentlich keine Vorteile.
2:Also,dass es Arch zerlegt kann hin und wieder mal vorkommen, passiert aber nicht oft und die fixes sind meiner Erfahrung nach meist relativ ei fach(leider brauch man oft Zeit bis man den entsprechenden Blog Post gefunden hat). Auf einem Server würde ich Arch nicht installieren, eben wegen der Gefahr dass es sich zerlegt. Wenn man Backups macht hat man jedoch auch kein Problem damit es auf einem Arbeitspc zu installieren.
3: Das Problem mit den Toxischen Usern kann man halt nicht ändern, ist mir aber noch nicht vorgekommen. Besonders wenn man seine Fragen auf Lemmy stellt sind die ziemlich entspannt.
Dieser Fanboyism ist halt das Resultat wenn Leute den Kontakt zur Realität verlieren. Natürlich, Arch ist für Neulinge großartig um zu lernen, jedoch ist es halt wie bei Vögel wo du aus Nest geworfen wirst und man dir sagt “Fly butch”. Nachdem man oft genug aufs Maul geflogen ist kann man es, aber bis dahin dauert es.
4: Syntax ist halt einfach etwas was man lernen muss. Ist halt schön weil er kurz ist. Ansonsten stimme ich dir zu.
5: Das ist so, jedoch gibt es halt auch nicht alles auf Flatpak, weshalb das AUR oft echt gute Lösungen bietet. Des Weiteren werden im Wiki oft auch die AUR Pakete für Programme angegeben, weshalb es schön ist, weil man nicht erst nach Flatpak Alternativen suchen muss.
6: Der Rolling Release Aspekt ist glaube ich einfach Geschmackssache. Man hat halt ein Aktuelles System, aber hat halt auch die Nachteile, dass man ggf. Fehler hat oder es sich erschießt oder eben, wie du ja sagtest, “unpolished” aussieht.
7: Es kommt halt drauf an. Viele Leute nutzen es halt nicht, weil es einfach auch Zeit und Liebe braucht. Wer nicht bereit ist seinem System zur Not auch ein paar Stunden zu schenken ist bei Arch falsch. Ist ja auch legitim. Fairerweise muss man sagen, dass ich mit Mint aber mindestens genauso viele Probleme wie bisher mit Arch hatte,. Ist immer auch User abhängig.
8: Minimalismus ist so eine Sache. An sich sehr schön aber manchmal auch nervig. Dafür bringen die DE 's ja oft viel gute Software mit sich. Ist halt auch wieder eine Geschmacks und Philosophie Sache.
Zu 5.: da hab ich ja auch Distrobox erwähnt. Siehst du da einen konkreten Nachteil in der Benutzung davon im Vergleich zu bare metal? Damit kriegt man ja quasi alle Arch-Pakete auf Nicht-Arch.
Und zu 7.: War das bei Mint was ernsteres oder halb so wild? War es wirklich ein “Aus dem Nichts kaputt gegangen” oder eher Selbstverschuldung, die ein “Normaluser” nicht gemacht hätte? Denkst du, eine immutable Distro würde dir nicht einfach so kaputt gehen?
Mir ist beispielsweise aufgefallen, dass meine Fedora Atomic (Silverblue) Installation bisher deutlich weniger Bugs als die Workstation hat, obwohl die selben Pakete installiert sind. Liegt am mangelnden Konfigurationsdrift.
Zu distrobox kann ich nichts sagen, da ich es noch nicht genutzt habe, aber mir fällt aktuell kein aktuer Nachteil ein.
Bei mir ist bei Mint halt erst discord irreparable kaputt gegangen und anschließend Steam. Einfach von jetzt auf gleich. Bei Arch waren es lediglich Pakete die im Konflikt standen welch ich einfach entfernen musste. Jedoch ist abseits davon alles stabil gelaufen. Woran es lag weiß ich nicht.
Mir persönlich ist auch aufgefallen, dass mein Arch am PC mehr zicken als mein Arch am Laptop macht. Keine Ahnung wieso.
TL;DR
Arch ist meiner Erfahrung nach zuverlässiger als Deine Vorurteile, dem Rest stimme ich mehr oder weniger zu.
1. Nur als DIY-Distro valide
Yep.
2. Unzuverlässig
Weitere Annahme: Arch geht ständig ohne Grund kaputt. Grub zerschießt sich, Abhängigkeiten gehen flöten, usw.
Wie sind da eure Erfahrungen?
1 x Probleme nach Update/12 Jahren bei ~ 2–3 Updates/Monat.
1 x beim Basteln selber das System so zerschossen, dass ich es komplett neu aufsetzen musste. (ist mir als Neuling mit Suse und Ubuntu auch passiert)
3. Wenig Community-Beistand, elitäre Snobs, generell teils unfreundliche Community
Hm. Ehrlicherweise habe ich bisher ausschließlicherweise mit dem Wiki und den Manpages kommuniziert. Stimmt also wohl.
4. Schwieriger Paketmanager-Syntax
Na ja –
pac -Syu
tippt sich scho a weng schneller alsapt update && apt upgrade
.Ist Gewohnheitssache.
5. Das AUR verliert an Bedeutung
Mag sein. Zu Flatpacks fehlt mir die Erfahrung.
6. Rolling-Release liefert keine gute tolle User-Experience
- Deutsches Internet ist scheiße: wöchentlich mehrere GBs an Updates herunterzuladen war nervig und ich war mehr mit Updaten als mit Zocken beschäftigt
Also bei wöchentlichen Updates sind es bei mir nur ein paar 100 MB, und das Update läuft im Hintergrund. Ich kann das System parallel ohne Probleme benutzen.
- Es hat sich recht unpolished angefühlt.
Hm. Kann ich nicht nachvollziehen. Liegt aber wahrscheinlich an meinem vorwiegend konsolenorientierten System.
7. Es ist nur was für Hobby-Linuxuser
Definitiv?
Ich bin kein IT-ler und habe keine Lust, mich nach der Arbeit oder am hart verdienten Wochenende mit einem zerschossenen Betriebssystem auseinanderzusetzen und für 2 Stunden Zocken 5 Stunden Foren zu durchstöbern. Da finde ich mein jetziges immutable System sehr bequem und zuverlässig.
Na ja – Ich hab mein Arch-System einmal aufgesetzt, und solange ich es nur zum Browsen, Mediennutzen, Emails, Dokumente erstellen und Programmieren benutze hat es bisher keine Probleme gemacht.
8. Minimalismus ist nicht immer gut
Nun ja – Geschmacksache. Je mehr man installiert hat, desto länger dauern halt die Updates…
Besonders für Anfänger und Casual-User sind nützliche vorinstallierte Programme… nützlich 🙃
Absolut!
Sprachlich war einiges bestimmt etwas provokant ausgedrückt.
Unsere Vorstellungen von provokant scheinen weit auseinanderzuliegen…
Ich möchte einfach nur verstehen, wo der Reiz daran ist
basteln
und ob meine Vorurteile falsch sind.
teilweise
Ich nutze Arch Linux für Desktop und Server (ja kein Scheiß) und es passt genau in meinen workflow rein
langsame point release distros machten mir dagegen nur Ärger auf die lange Sicht (spätestens beim nächsten Upgrade und 5 Jahre auf der selben sich nicht verbesserten Software sitzen möchte ich auch nicht)die Zielgruppe ist sehr genau und wer davon nicht betroffen ist hat sehr wahrscheinlich woanders einfach mehr Spaß und das ist ok
wer was anderes behauptet ist halt ein Arschlochzu der Update Thematik:
opensuse verfolgt hier ein anderes Modell, sie rebuilden die Pakete ständig und verpaketieren kleinteiliger als Arch Linux (z.B. openssh ist ein Paket bei Arch Linux client, server, docs, headers alles zusammen)
als rolling release führt das zu ewig langen Updates wo man fast das ganze System austauscht