Mit Straßenblockaden und festgeklebten Händen auf Asphalt hat die “Letzte Generation” viele Menschen gegen sich aufgebracht. Doch damit soll nun Schluss sein, kündigen die Klima-Aktivisten an. Sie wollen andere Protestformen bevorzugen.
Eigenes Statement der LG gibts hier: https://letztegeneration.org/wandel-2024/
Nein, wir haben geworben mit “wir haben einen Plan”. Dass der Plan angesichts massiver finanzieller Gegenspieler und politischen Gewohnheiten immer “nur” eine Hoffnung war und bleibt, ändert nichts daran, dass der Widerstand notwendig ist. Wir sind dabei, alles zu verlieren, und es gibt kein Rezept was dir garantiert die Welt rettet. Aber es ist klar, dass die Katastrophe immer schlimmer wird, solange du dich dem nicht entgegen stellst und es wenigstens aufzuhalten versuchst.
Ja, du, und das richtet sich an alle hier und anderswo. Was du hier süffisant als Scheitern der LG und fehlende Selbstkritik anprangerst ist das Scheitern dieser gesamten Gesellschaft. Die bisherigen Klebeaktionen sind daran gescheitert, dass sie nur von uns Klimaaktivist*innen gemacht wurden und selbst die 20% die unsere Protestform der Straßenklebeblockade gut fanden, nicht mitmachen. Wir sind alle Teil dieser Gesellschaft, alle auf dem Weg in die Klimakatastrophe und zum Kollaps von Demokratie und Freiheit, und wir müssen alle Klimaaktivisti sein.
Du siehst dich jetzt bestätigt, dass der Plan nicht aufgegangen ist. Vielleicht denkst du jetzt, ah gut dass ich nicht auf das falsche Pferd gesetzt habe, man kann ja jetzt sehen, dass es nichts bringt. Aber das ist das paradoxe daran: wenn du und andere mitgemacht hätten und nicht an der Protestform herumgekrittelt hätten, dann hätte es ja funktioniert. Der Plan war bzw ist, dass wir polarisieren, Menschen die Kriminalisierung falsch finden und sich uns anschließen. Vielleicht hatte Martin Luther King einfach das Glück, dass es kein Social Media gab. Waren wir bisher nicht einladend genug? Waren wir bisher nicht deutlich genug, wieso Widerstand nötig ist?
Ich bin gespannt, ob du dann zu ungehorsamen Versammlungen kommst, wenn dich bisher das Straßenkleben vom Aktivismus abgehalten haben. Ich weiß noch nicht, wie das Menschen zum Handeln bringen soll, aber die Hoffnung stirbt ja zuletzt.
Weiterhin irgendwie nichtmal der Hauch von Selbstkritik. Gefühlt ist das ja auch genau das was ich kritisiert habe, danke das du das nochmal beweist.
Ansonsten unterstütze im Diskurs und wenn es mir möglich ist durch persönlichen Einsatz nahezu alle Formen des Widerstands gegen das “Weiter so”. Mir ist da ziemlich egal ob das angemeldete Demos, Klebe-&Farbaktionen, besetzte Kohlebagger, gesperrte Gasleitungen, Angriffe auf Cops bei Räumungen oder brennende fossile Infrastruktur ist. Ich find das alles besser als nichts tun.
Aber ich kann halt schon aussuchen wo ich dann mitmache und da zählen die Sachen von LG halt nicht dazu. Was unter anderem (aber nicht nur) an der für sehr dürftigen Reflexion und ihrer Kommunikation nach außen dazu liegt. LG ist aber nicht die einzige Gruppe bei der mich das stört.
Was soll ich denn da selbst kritisieren? Wir haben etwas ausprobiert, das in der Theorie gut klingt und es hat nicht gut funktioniert. Also probieren wir etwas anderes aus. Intern diskutieren wir ständig über dies und das und es gibt auch Streit und Konflikte. Letztes Jahr haben wir uns fast zerlegt durch die Diskussion über den Umgang mit Roger Hallam. Aber das hat halt keinen Platz in der Öffentlichkeit.
Sag du doch mal, was dich an den Methoden der LG stört. Wenn du sagst wir sind nicht reflektiert, wenn wir das zweite mal in drei Monaten die Strategie ändern, was erwartest du denn von uns? Kritisierst du FFF oder Ende Gelände auch dafür, dass sie immer dasselbe machen und immer noch keinen Erfolg haben?
Schön, dass du dich anderswo einsetzt. Aber ich finde es nicht gut, dass du hier dann so unkonstruktive Knüppel zwischen die Beine wirfst. Wir sind eine Bewegung bzw sollten es sein.
Zu sagen, dass ich mir von der sichtbarsten Organisation einer Bewegung mehr öffentliche Selbstkritik wünsche ist wohl was anderes als “unkonstruktive Knüppel zwischen die Beine werfen”. Das Teilen der eigenen Erfahrung sowie der eigenen Analyse ist besonders wertvoll wenn es um Fehler und Strategiewechsel geht. Davon kann können neben der Klimabewegung insgesamt sogar andere Bewegungen profitieren.
Ich glaube voll das ihr reflektiert, aber warum teilt ihr nicht zumindest etwas davon mit? Im Statement zum Ende der Straßenblockaden steht halt was ganz anderes als du hier schreibst drin.
Du schreibst:
Im öffentlichen Statement steht dagegen:
Da liegt inhaltlich für mich schon sehr viel dazwischen. Warum da nicht sowas wie “Wir haben es nicht geschafft genug zu mobilisieren, wir denken das liegt an x und y” oder “Wir hören mit Straßenblockaden komplett auf, weil sie aus Grund X und Y nichtmehr hilfreich für unserer Ziel ist”. Das ist halt so meine Erwartungshaltung. Daran messe ich auch bspw EG und FFF. Bei EG habe ich an mehreren Stellen öffentliche Reflektion mitbekommen und sie kommunizieren ja auch gerade offen daürber, dass sie einen Strategiefindungsprozess sind. FFF verfolge ich jetzt nicht so direkt.
Willst du damit wissen warum ich nicht mitmache oder eher wo ich gerne mehr Selbstkritik hören würde? Beim zweiteren wären der Umgang mit Daten oder die eigene sehr prägende Rolle in Außenwirkung der Klimabewegung Punkte wo ich mir mehr wünschen würde.
Habt ihr dazu irgendwas veröffetnlicht?
Zu letzterem: https://wiki.letztegeneration.org/de/oeffentlich/AGs/Sozialer-Support/AwarenessAG/RogerHallam
Das mit der Transparenz da hast du recht, das ginge besser. Ich stecke da nicht so drin. Wir haben eine sehr strategische Pressearbeit und ich denke da gehört dazu, dass alles irgendwie positiv formuliert werden soll. Mir geht das auch oft auf den Geist. Ich hab das aber für strategisch sinnvoll gehalten. Fehlende Transparenz hab ich noch nicht als Kritik von außen gehört.
Ich muss zugeben, die Pressemitteilung hab ich sehr durch meine Vorkenntnisbrille gelesen und im Call dazu kam mir das auch differenzierter vor als in der PM.
Keine Ahnung wer Roger Hallam ist und ich will es auch nicht wissen.
Klar muss gerade die LG aufpassen was sie nach außen kommuniziert. Scheißestürme lauern heutzutage überall.
Was ihr macht ist und war gut und richtig, lasst euch bloß nicht von so ewiggestrigen pöbelnden Autoopfern verunsichern
Danke für den Link!
Ich glaube für mich selbst ist nicht wirklich Transparenz der Punkt, gerade bei den aktuellen Ermittlungen zum Thema kriminelle Vereinigung kann darauf gerne verzichtet werden. Statt die konkreten Prozesse transparent zu machen, wäre eher eine Kommunikation der Ergebnisse nach außen oder über Umwege/halböffentlich in der Bewegung für mich wichtig.
Wenn der aktuell sichtbarste Teil der Klimabewegung die Hauptaktionsform komplett einstellt / ersetzt, dann ist die Analyse warum das gemacht wird in meinen Augen schon super wichtig für die anderen Teile der Klimabewegegung.
Ansonsten danke für die Ausdauer beim Antworten :)