Life-Cycle Investing and Leverage: Buying Stock on Margin Can Reduce Retirement Risk.
Grundidee: Junge Menschen sollten ihre Altersvorsorge-Fonds auf Pump kaufen statt sie erst langsam anzusparen.
In der Praxis ist es schwierig, da kein Finanzinstitut sowas wirklich anbietet. Konsumer-Kredite sind unnötig teuer (insbesondere jetzt da die 0% Zeiten vorbei sind). Gehebelte ETFs sind subtil anders (weil sie sich täglich resetten).
Meines Wissens nach lässt sich das also in der Praxis nicht umsetzen, oder?
Ja, hier :)
Einige Zeit lang mit dem USA Anteil über den Amundi LevETF (Rest mit Regionen-ETFs), inzwischen bin ich bei Faktorinvesting gelandet. Da gibt es keine gehebelten Fonds, deshalb über Margin bei IBKR (mit Backups bei DAB/Smartbroker, comdirect, Rahmenkredit, …). Aktienquote ist 150% auf Kredit plus Anleihen über Futures. Ich kann gerne später noch mehr schreiben. Was würde sich besonders interessieren.
Kredit ist nicht optimal, weil man die Zinsen nicht absetzen kann. Aber derzeit finde ich es noch einigermaßen akzeptabel.
LevETFs sind absolut in Ordnung. Rebalancing ist notwendig um das Risiko unter Kontrolle zu halten. Täglich gefällt mir aus Risikosicht besser als in längeren Intervallen. Es gibt ja den Effekt des Volatilität Decays (auch schon bei 50% vs. 100% Aktien). Mit täglichen Rebalancing wirkt die tägliche Volatilität, bei monatlichem die monatliche, etc. Auskommen tut man dem aber nicht, wenn man länger wartet. Und wenn man nicht rebalanct, ist der Hebel langfristig viel niedriger (bei positiver Rendite).
Ich hab Volatility Decay noch nicht wirklich verstanden, deswegen hab ich bisher nichts mit LevETFs gemacht.
In diesem Backtest hier schneidet 2x Leverage besser ab als 1x. Allerdings ist 3x ungefähr genauso gut wie 2x, sprich Volatility Decay frisst den Leverage-Gewinn von 2x auf 3x komplett weg.
In dem Artikel versucht er auch den Volatility Decay in jährliche Kosten umzurechnen und kommt zu dem Schluss, dass 2x durch daily rebalancing fast 2%pa Kosten entstehen. Das kann man grob mit den Zinskosten eines Lombard- oder Konsumer-Kredits vergleichen. Sprich inzwischen lohnt sich LevETF sogar während man vor 2 Jahren besser einen Kredit aufgenommen hat.
Den Volatility Decay gibts aber nicht nur bei täglichem Rebalancing, ich erwarte ähnlichen “Kosten” für monatliches Rebalancing. Finanzierungskosten in Höhe des risikolosen Zinses plus Aufschlag (>=0.3%) hat ein LevETF übrigens auch noch immer.
Ich frage mich ja warum keine Bank ein ETF-Äquivalent zum Hauskauf anbietet:
- Ich kriege eine Kredit über ein paar Hundertausend Euro zu Konditionen ähnlich beim Hauskauf.
- Bank investiert das Geld direkt in einen ETF meiner Wahl. Als Sicherheit bleiben die Anteile bei der Bank.
- Über die nächsten Jahre stottere ich den Kredit ab. Das Risiko der ETF Entwicklung trage ich.
Das Haus als Sicherheit ist nicht liquide und der Preis wird nicht so oft festgestellt (nicht marked to market), das gibt eine Illusion von mehr Preisstabilität. Und Immobilien sind nicht so risikoreich wie 100% Aktien, ich habe 60% in Erinnerung. Ich habe aber sogar mal gelesen, dass die Bank sich das Recht vorbehalten kann, den Kredit zu kündigen, wenn der Wert des Hauses weit sinkt.
Das Äquivalent ist der Wertpapierkredit. Die Sicherheit sind die Wertapiere, für die es eine gewisse Beleihungsquote im Bereich 50%…85% gibt. (größer 70% habe ich bisher nur bei IBKR gesehen) Der grundlegende Unterschied ist eben, dass die Wertpapiere marked to market sind und die Bank/der Broker sofort sieht, wenn er Gefahr läuft, dass die Sicherheiten weniger als die geschuldete Summe ist. Dann kommt entweder dar Margin Call oder der automatische Verkauf (mir ist das zweite lieber, ich will ja nicht mit sechsstelligen Schulden ohne anderes Vermögen enden)
Ich investiere leicht gehebelt. Alles in einem Maße, dass ich das bei Einkommensverlust noch relativ bequem weiter aus dem Portfolio bedienen kann und es keine Margin Calls geben kann.
In Deutschland und auch sonstwo ist das halt alles eher schwierig. Die meisten dürften erst in den Lebensmitte die nötige Bonität haben, sich nennenswert Geld zu guten Konditionen leihen zu können.
Wie meinst du das? Bessere Konditionen als IBKR oder DAB wird es doch auch mit hohem Vermögen kaum geben?
IBKR nervt und DAB geht gerade auch nur mit Wechsel des Depotverwalters, oder? Hab auch noch ne Linie bei Smartbroker, die bleibt nur leider so groß wie sie grad ist.
Konditionen kommt drauf an was man sucht. Mit Konsumentenkredit variiert der Zins nicht und gibt kein margin Call. Ebenso mit Hypotheken.
Mit Konsumentenkredit variiert der Zins nicht und gibt kein margin Call. Ebenso mit Hypotheken.
Hypotheken erfordern Immobilien… Und Konsumentenkredite (du meinst Ratenkredite) sind doch viel teurer, oder? Die haben ja keine Sicherheiten. Und in der Höhe begrenzt, aber zu Beginn vermutlich in Ordnung.
Ich habe nichts gegen Margin Call. Ich deleverage, wenn die Aktien sinken. Ich will nicht mit sechsstelligen Schulden enden…
Ich habe auch noch einen bei Smartbroker und wenn das nicht mehr geht, wechsel ich zu einem anderen Vermittler mit dem gleichen Zinsmodell. Hauptsächlich ist mein Kredit aber bei IBKR, Rest ist nur Backup.
Margin Call auf die Rentenkasse ist eher nicht so geil.
Wenn man sich als typischer Finanzler mit 30 dann die ersten 100k eingesammelt hat, die komplett ins Depot knallt und dann noch über einen Lombardkredit 50% extra reinhebelt, ist das schon wieder was anderes. Wobei der Lombard in der Regel auch um die 5% an Zinsen frisst, die muss man erstmal an Mehrrendite reinholen.
Ich habe da vor einiger Zeit ein Interview mit, wenn ich mich recht erinnere, Andreas Beck gesehen. Der hatte Simulationen dabei, über Haltedauer und Beleihungsquote und natürlich Ertrag.
Das Problem war wohl, dass man da relativ schnell in Probleme kommt, weil man häufig in die Situation kommt, dass man bei Oma nochmal nachpumpen gehen muss, wenn die Beleihungsquote unter Level x fällt. Selbst mit dem automatischen anteiligen Verkauf ist das problematisch, weil du die Anteile ja dann zwangsläufig zur Unzeit verkaufst und die dir dann in der Erholungsphase fehlen.
Das Ergebnis war unterm Strich, dass das Fenster in dem sich das lohnt eher klein ist. Wenn ich mich recht erinnere hat er Privatanlegern davon sogar explizit abgeraten.
Das Problem war wohl, dass man da relativ schnell in Probleme kommt, weil man häufig in die Situation kommt, dass man bei Oma nochmal nachpumpen gehen muss, wenn die Beleihungsquote unter Level x fällt.
Aryes / Nalebuff empfehlen (und ich sehe das genauso), zu Beginn einen konstanten Hebel zu verfolgen. Ich mache z.B. 1.5x (weil mir 2x zu viel ist). Das heißt aber auch, dass ich bei fallenden Kursen verkaufen werde, damit der Hebel nicht anwächst. Der notwendige Beleihungswert für 1.5x ist 33%, da ist viel Luft zu den 60%…75% die ich bei meinen Wertpapierkrediten habe.
Selbst mit dem automatischen anteiligen Verkauf ist das problematisch, weil du die Anteile ja dann zwangsläufig zur Unzeit verkaufst und die dir dann in der Erholungsphase fehlen.
Das ist meiner Meinung nach einfach falsch. Klar, dass Beck das anders sieht. Der will ja seinen Market-Timing-Ansatz verkaufen.
Prinzipiell ist eine konstante Aktienquote ein sehr guter Ansatz. (Bei LCI ist das nur eine Notlösung zu Beginn, weil man keinen übertrieben hohen Hebel möchte). Dann ist es einfach so, dass man mit <100% Aktien bei fallenden Kursen kauft und mit >100% verkauft.