Inspiriert von R, aber mich würde mal interessieren, was das Fediverse dazu denkt?

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    8
    ·
    4 hours ago

    “Zur alten Wirtschaftsstärke zurück” - ich glaub der Zug ist abgefahren:

    • das deutsche Modell basierte zu weiten Teilen auf der Exportstärke einiger industrieller Schlüsselsektoren (Maschinenbau, Automotive, Chemische Industrie), die wir durch das technologische Aufschließen insb. Chinas weitgehend nun eingebüßt haben.
    • jene Exportstärke war nur teilweise technologisch bedingt, sondern gründete sich gerade auch auf Lohndumping (schwache Reallohnentwicklung in den letzten Jahrzehnten) und Preisdumping (schwacher Euro) - dadurch bestand lange Zeit zu wenig Kostendruck, um stärkere Rationalisierung, Automatisierung und Digitalisierung unausweichlich zu machen
    • Gas und Öl waren nach Ende der Ölkrise schlichtweg zu günstig und verfügbar um eine aggressivere Energiewende “wirtschaftlich” zu rechtfertigen - das hat uns in unserem auf Gewinnmaximierung getrimmten System die Technologieführerschaft gekostet
    • die demographische Entwicklung lässt unweigerlich die Lohnnebenkosten hochschnellen. Dadurch immer weniger Netto vom Brutto und folglich geringerer Binnenkonsum
    • Wir haben eine historische schlechte Eigentumsquote (einschließlich starke Konzentration jenes Immobilienbesitzes), die in der EU ihres Gleichen sucht - das bedingt hohe Lebenshaltungskosten und einen Modernisierungsrückstau. Auch beides Gründe die schlecht für die Binnennachfrage sind

    … Wie wir das fixen wollen? Kp, bin kein ausgebildeter VWLer, aber wir könnten ja mal hiermit anfangen:

    1. Progressiver Besteuerung von Vermögen, Einkommen, Schenkungen und Erbschaften insb. der oberen 1-3%
    2. Starker Ausbau der Erneuerbaren, des Schienen- und Stromnetzes
    3. Stärkere öffentliche Investitionen in Schlüsseltechnologien
    4. Stärkere steuerrechtliche Förderung des Immobilienerwerbs zur Eigenbewohnung
    5. Steuerliche Entlastung der Unter- und Mittelschicht zur Förderung des Binnenkonsum
    • Ooops@feddit.org
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      4
      ·
      2 hours ago

      die demographische Entwicklung lässt unweigerlich die Lohnnebenkosten hochschnellen

      Das ist nicht unweigerlich sondern Symptom eines defekten Renten-, Sozial- und Wirtschaftssystems.

      Die Geschichte von den immer weniger Arbeitern, die immer mehr Rentner versorgen müssen, klingt nur so lange stimming, bis man sich mal die tatsächliche Entwicklung der Wirtschaft anguckt. Da gleicht die extrem gestiegene Produktivität nämlich problemlos die geringere Zahl der Arbeitskräfte mehr als aus. Was auch nur natürlich ist dank Technisierung und steigenden Automatisierung… das passiert schon seit dem Beginn der Industrialisierung ständig. Komischerweise ist damals niemand auf dem massiven demographischen Wandel im Arbeitsmarkt herumgeritten, als Kinder plötzlich nicht mehr arbeiten mussten und eine Person eine Familie ernähren konnte.

      Nur hängen Renten und Sozialversorgung eben inzwischen nicht an dem, was erwirtschaftet wird, sondern an den Löhnen, die immer mehr von der Wirtschaftleistung entkoppelt wurden, um den Gewinn nach oben zu scheffeln.