Ich bin da echt skeptisch, gerade weil die Industrie hier wieder mit Unwahrheiten weint:
Die Kosten für Strom und Gas machen etwa ein Fünftel der Produktionskosten aus, erklärt Ohlbrecht. In den letzten vier Jahren seien die Stromkosten um 200 Prozent gestiegen, die Gaskosten um 50 Prozent.
Die Industriestrompreise sind aktuell auf einem Langzeittief:
Jandura ist Geschäftsführer von “Obeta”, einem Elektrogroßhandel mit etwas über 1.000 Angestellten. Technik und Digitalisierung, das ist sein Geschäft. Und trotzdem, erzählt er, gibt es in der Zentrale einen Ort, der zurück “in die 70er Jahre” führt. Er öffnet die Tür zu einer Lagerhalle, in der sich Umzugskisten auf Paletten stapeln - teilweise bis zu vier Kartons in die Höhe, umschlossen von einer Plastikfolie. “Das sind alles Rechnungen, Lieferscheine und Bilanzbestätigungen, die wir aufbewahren müssen”, erklärt Jandura. “Dabei gibt es das alles digital. Niemand kommt hierhin und sucht sich eine Rechnung aus einem der Kartons raus”, erklärt er. “Das steht für mich für verkrustete Regelungen, die von gestern sind und nicht für morgen.”
Es ist völlig legal Rechnungen digital aufzubewahren und das sogar schon so lange, dass die 10 Jahre Aufbewahrungsfrist für Altrechnungen abgelaufen sind. Seit Januar gibt es sogar die eRechnung. Das braucht digitale Prozesse, aber dann kann man sich die muffige Lagerhalle sparen.
Ich glaube beim Strompreis sind die Unternehmer halt immer noch verunsichert wegen 2022.
Das einzig rationale Argument, was ich daran sehe ist, dass sie eine gewisse Planungssicherheit wollen. Der Industriestrompreis ist derzeit nur deswegen niedriger als 2021, weil die EEG-Umlage weggefallen ist. Im Diagram der dunkelblaue Preisanteil “Beschaffung” ist noch hoch.
Allerdings habe ich gehört, dass gerade die energie-intensiven Unternehmen keine Festpreise haben, so wie man es als Privatmensch in Deutschland gewohnt ist. Jeder kurze Dunkelflaute schlägt also direkt auf ihre Kosten durch. Ich glaube, ein Festpreis müsste auch möglich sein, aber wäre halt in den meisten Monaten teurer, weil der Stromanbieter ja dann das Preisrisiko übernimmt.
Was Herr Olbrecht also fordert ist eigentlich, das Risiko der schwankenden Strompreise auf den Staat bzw die Allgemeinheit abzuschieben.
Ein bischen kann ich das nachvollziehen, weil nicht er beschlossen hat von stabiler Fossil-Energie auf schwankende Erneuerbare umzusteigen. Andererseits sind Erneuerbare im Durchschnitt günstiger, also profitiert er doch auch. Wie wir im Dezember gesehen haben, sind unsere Speicherkapazitäten noch nicht sehr gut, aber das kommt die nächsten Jahre. Kurzfristig fände ich es deswegen sogar ok, die Strompreise durch staatliche Eingriffe zu stabilisieren.
Bei den Rechnung vermute ich, dass es nicht im Gesetze direkt geht, sondern irgendwelche de-facto Regelungen.
Zum Beispiel fordert das Gesetz “Manipulationssicherheit”. Wenn Herr Jandura nun Sharepoint im Betrieb nutzt, dann wird ihm ein Jurist gesagt haben, dass das für Manipulationssicherheit nicht ausreicht und dann landeten sie doch wieder beim Papierausdruck. Das sind dann die “verkrusteten Regelungen”. (Alles nur Mutmaßung!)
Ist jetzt aber hinfällig, denn das Wachstumschancengesetz erzwingt eine digitale Speicherung.