Ich (frage für nen Freund) war in den vergangen fünf Jahren schon mal kurz in der GKV pflichtversichert, sonst privat. Jetzt droht möglicherweise Arbeitslosigkeit. Die Umstände tun nichts zu Sache.

Das Befreiungsformular hat eine Checkbox “Ich war in den letzten 5 Jahren vor dem Arbeitslosengeld-Bezug nicht gesetzlich krankenversichert.”. Heißt das, dass eine Befreiung nicht mehr möglich ist?

Und die eigentliche Frage: Was kostet das dann? Bemisst sich der GKV-Beitrag am Arbeitslosengeld? Was, wenn ich gar keins bekomme (z.B. 3-Monatsfrist bei eigener Kündigung / Aufhebungsvertrag)? Werden andere Einkommensarten (Kapitalerträge, Vermietung) berücksichtigt? Vermögen?

Ich stelle mir gerade die Frage, ob es vielleicht sinnvoll ist vorübergehend in beiden Systemen GKV+PKV zu sein. Das ist zwar wahrscheinlich teurer als GKV+Zusatzversicherung, aber die Zusatzversicherungen haben ja auch nicht denselben Umfang und bilden keine Altersrückstellungen.

Wie sieht denn der Übergang in eine mögliche Selbstständigkeit aus? Kann ich mich dann wieder befreien lassen?

PS: Ich suche nicht nach politischen Meinungen zur GKV&PKV. Ich find das Zweiklassensystem blöd, bin aber jetzt halt in der Privaten. Noch keine 50. Gehe davon aus, dass die PKV teurer ist, würde das aber schultern.

  • philpo@feddit.org
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    23 hours ago

    Jepp. GKV und Zusatzversicherung ist der Weg “to go” wenn man wirklich die Zusatzleistungen will, allerdings viel Bürokratie. Ansonsten rennt um euer Leben - die Prognosen v.a. ab ca. 2045 sind nicht mal mehr katastrophal,es wird eher so sein,dass es einen guten Teil der PKVen dann nicht mehr gibt.

    Wir haben 2024 erstmals eine Pleite einer (kleinen)PKV erlebt - die ganze Branche steht aber extrem unter Druck, derzeit gibt es eine ganze Reihe von PKVen die nur durch den hohen DAX Kurs die Eigenkapitalvorgaben noch erfüllen können. Denn real sorgen die massiv gestiegenen Gesundheitskosten bei gleichzeitiger doppelter demografischer Katastrophe für massive Probleme v.a. in Bereich der liquiden Mittel. Sprich: Die Leute werden immer älter und kränker, d.h. die Hochkostenphasen steigen, gleichzeitig kommen weniger junge Versicherte nach - einerseits weil es einfach weniger junge Menschen gibt,andererseits weil Selbstständige und Freiberufler immer öfter aufgrund der empfundenen finanziellen Unsicherheit eher freiwillig in der GKV bleiben. Die öffentliche Hand tut ihr übrigens in dem die Zahl der verbeamteten Personen insgesamt deutlich abgenommen hat. Auch haben sich einige Versicherungen bei den oft als “Addon Produkt” angebotenen Pflegeversicherungen verkalkuliert was dazu geführt hat,dass hier zwar nicht die Produkte aber die Unternehmen als sich in Schieflage geraten sind.

    Um es mit dem Worten eines befreundeten Finanzwirts bei einer PKV zu sagen: “Wenn wir morgen einen Börsencrash mit 30% Wertverlust des DAX haben reißen 60% aller PKVen die Eigenkapitalquote und 30% gehen insolvent. Und das heißt,dass die Sicherungsfonds überlastet sind und ein Teil der Versicherten nicht ihr Geld erhält. Und sich tausende neue Tarife suchen müssen die dann ggf. das 10x kosten weil die Altersrücklagen weg sind”.

    Er ist übrigens GKV versichert.

    • Laser@feddit.org
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      16 hours ago

      Das kommt wohl darauf an, bei welcher privaten Versicherung man ist.

      Die, die ich sonst in privaten kenne, sind bei der DKV – das ist ERGO, bzw. Munich Re / Münchener Rück. Wenn die nicht mehr zahlen können, haben wir wohl andere Probleme.

      Ich bin bei der DBV (da ich mal im öffentlichen Dienst war und jetzt über der Beitragsbemessungsgrenze liege), das ist AXA, mit doppeltem Jahresumsatz der Munich Re, auch hier denke ich, dass die nicht alle Viere von sich strecken werden.

      Meine Versicherung ist definitiv nicht wirklich günstig, aber ich sehe da zumindest kein Risiko, dass die demnächst ausfallen.

      Wie es mit kleinen Klitschen aussieht, die versucht haben, einen Kundenstamm über möglichst niedrige Beiträge aufzubauen, weiß ich natürlich nicht. Aber bei den wirklich großen Anbietern kann ich mir nur schwer vorstellen, dass die die Eigenkapitalquote reißen geschweige denn insolvent gehen.

      Gemessen an den Mitgliederzahlen wird es wohl nur eine verhältnismäßig kleine Anzahl an Personen treffen, auch wenn denen das im Einzelfall nur wenig hilft. Fies an der Sache ist aus meiner Sicht halt, dass die Altersrückstellungen bei einem Wechsel nicht mitgenommen werden können, d.h. wenn man in der PKV zu einem anderen Anbieter wechseln möchte, wird es immer richtig teuer.

      • philpo@feddit.org
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        14 hours ago

        Ich wäre mir bei den großen Marken nicht so sicher - es ist ja durchaus Absicht,dass diese Unternehmen parallel mit mehreren eigenständigen Marken agieren und in rechtlich eigenständige Firmen ausgelagert sind. Das soll eben im Fall der Fälle die Muttergesellschaften schützen.

        In anderen Bereichen haben wir ja durchaus schon erlebt,dass solche Töchter dann bewusst vor die Hunde gehen.

        Von daher: Mal sehen.

        • Laser@feddit.org
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          12 hours ago

          Die DBV zumindest ist aber keine eigenständige Tochter, sondern nur eine Marke, soweit ich weiß. So ist z.B. das Kundenportal auf der Seite das der AXA.

          Wie gesagt, ich glaube, was du schreibst, aber ich denke nicht, dass es alle PKVen treffen wird – wissen tue ich es aber natürlich nicht.

          • philpo@feddit.org
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            11 hours ago

            Die DBV ist in der Tat als sog.Zweigniederlassung der AXA Lebensversicherungs AG registriert - wie das mit diesem Zweigniederlassung und Insolvenz aussieht müsste ich ehrlich gesagt aber raussuchen - das deutsche Recht ist da schwierig. Ebenso müsste man prüfen wie die Versicherungsbedingungen aussehen - es kann sein,dass diese trotzdem noch auf andere Tochter-Gesellschaften ausgestellt sind, auch kann es sein,dass eine Veräußerung/Verlagerung des Produktes machbar ist wenn diese bestimmte Rahmenbedingungen einhält und im Konzern bleiben - es kann so also eine Auslagerung an eine “Bad Bank” erfolgen.

            Theoretisch kann natürlich AXA wenn die Schieflage groß genug ist auch ihre LebensversicherungsAG Pleite gehen lassen, das ist in der Tat aber eher unwahrscheinlich.

            Generell sind aber aktuell v.a.die Beihilfe/Heilfürsorge Geschichten echt ein Problem für die Versicherer, der erste Pleitefall war ja auch ein Spezialversicherer aus diesem Bereich. Wir werden noch sehen wo das hinführt.