Okay, also nehmen wir mal an, ich würde mich mehr für die Demokratie einsetzen wollen. Nehmen wir weiter an, ich wäre eine Persönlichkeit, die Anführerqualitäten wie Charisma, Redegewandheit und dergleichen missen lässt.
Welche Möglichkeiten blieben mir noch, mich für Demokratie zu engagieren und etwas gegen die AfD und dem drohenden Zerfall der Demokratie in Deutschland zu tun? Möglichkeiten, die ich kenne:

  • in eine Partei eintreten
  • auf Demos gehen
  • Stimme abgeben

Beim “in eine Partei eintreten” würde mich auch mal interessieren, “was man da so macht” (um es jetzt mal plump auszudrücken, wie es der Kern der Frage ist) - sprich: wie es hilft, die Demokratie stärken zu können und mehr zu sein, als eine Zahl (Mitglieder), die hochgezählt wird.

  • 123@feddit.org
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    2 days ago

    Du kannst dich sogar (auch) passiv für Demokratie einsetzen indem du zum Beispiel dein Geld bewusst verwendest. Damit meine ich jetzt nicht hier und dort zu spenden oder korrekt zu konsumieren. Das ist nicht prinzipiell schlecht, aber es verfestigt tedenziell eine Schieflage bei der notwendige Änderungen individuell statt politisch und strukturell angegangen werden.

    Jedenfalls finde ich es persönlich gut mit meinem regelmäßigen und dauerhaften Verbrauch an Energie (hauptsächlich Strom) Organisationen zu finanzieren, die vernünftig sind. In meinen Augen heißt das: Die nicht nur Energie vertreiben, sondern auch selbst erzeugen und dabei gut strukturiert sind. Die hiesigen Stadtwerke sind zwar wenigstens noch in öffentlicher Hand, aber leider nicht besonders mutig und entschlossen. Immerhin sind sie unabhängig, so blieb es bei überschaubaren Kreisläufen.

    Das führt mich zum nächsten Punkt: Auswahl der Bank. Ich war zum Beispiel lange Zeit Kundin der lokalen Sparkasse, weil mir öffentliche Banken eher sympathisch sind als privatwirtschaftliche. Hinzu kommt das diese in Deutschland nicht bloß wie alle Banken von Behörden beaufsichtigt und kontrolliert werden, sondern auch mittelbar von der Öffentlichkeit durch politisch gewählte Vertreterinnen. Trotz einer Selbstbeschränkung und einer Verflechtung mit der lokalen Zivilgesellschaft (zum Beispiel durch Kulturförderung, Sponsoring für Vereine) finanzieren Sparkassen leider auch sehr fragwürdige bis negative Dinge. Von Privatbanken möchte ich jetzt gar nicht erst anfangen zu reden. Ich bin deswegen Kundin einer zwar privatwirtschaftlich organisierten, aber weniger blöden Bank. Sie war und ist nicht perfekt, aber bemüht. Die Kontrolle und Ausrichtung durch politisch gewählte Vertreterinnen findet nicht statt, stattdessen machen das die Miteigentümerinnen, denn sie ist eine Genossenschaft.

    Geld macht (leider) den Unterschied und hat so viel. Beide Möglichkeiten haben nur indirekt mit Demokratie zu tun, beide sind überdurchschnittlich teurer (erstere nicht unbedingt, zweitere wahrscheinlich), deswegen muss man sich das finanziell gönnen können und wollen. Für mich ist das Luxus, aber ich leiste es mir im guten Glauben das Geld auch gutes steuern und stützen kann.

    Ansonsten gibt es natürlich noch eine ganze Reihe aktiver Optionen: Dazu finde ich es sinnvoll über die eigenen Rollen in der Gesellschaft nachzudenken und da anzusetzen. Beispiel: Ich bin lohnabhängig und bin deswegen in der Gewerkschaft. Ich habe Eigenschaft XYZ und bin aus diesem Grund in Gruppen oder öffentlichen Gremien (von Krankheit betroffen, Kinder erziehend, …). Ich bin Nachbarin und deswegen in Zusammeschlüssen. Ich bin Mieterin und deswegen im Mieterinnenverein. Ich mag XYZ und daher aktiv in entsprechenden Vereinen (Sportclub, religiöse Gemeinde, …) oder mir ist einfach wichtig das es XYZ gibt und bedanke mich daher ausdrücklich an entsprechender Stelle (Dienstbetreiberinnen, Abgeordnete/Vertreterinnen, Behörden). Selbst Informationen zusammentragen, weitergeben, sich auf Gespräche einlassen oder selbst initiieren geht natürlich auch.

  • Saleh@feddit.org
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    5 days ago

    In einer Partei kannst du alles und nichts tun.

    In der Regel hast du deine lokale Bezirksgruppe, die sich regelmäßig trifft. Dann hast du zu allen möglichen Themen Arbeitsgruppen, in denen die Positionen entwickelt werden, und wo du dich beteiligen kannst. je nachdem wie dein Bezirk drauf ist, gehört zu den gemeinsamen Themen auch Demos besuchen/organisieren, und natürlich in Wahlkampfzeiten Wahlkampf. Also Plakate aufhängen, Stände betreuen, Infomaterial verteilen, Haustürgespräche… Es werden auch interne Veranstaltungen zu bestimmten Themen organisiert, genauso wie Netzwerkveranstaltungen nach außen.

    Das sind alles Themen, wo man politisch arbeitet, ohne dass es um die Posten, Parteitage usw. geht. Die kommen noch oben drauf. Es braucht aber auch an allen Ecken und Enden “Verwaltungsarbeit”, die bei deiner Bezirksgruppe oder in der Kommunalpolitik wahrscheinlich nicht von Hauptamtlichen gemacht werden. Website pflegen, Kasse verwalten, Teeküche gefüllt halten…

    Und was “Redegewandheit” angeht, manchmal ist mit “Den Vorschlag finde ich blöd, dass geht mir gegen den Strich.” das Wichtigste gesagt.

    PS: Um Anführer zu sein, braucht man nicht unbedinkt Charisma, siehe Scholzomat.

  • MaxMalRichtig
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    5 days ago

    2 Dinge:

    • Tu das was du gut kannst und dir Spaß macht. Du bist musikalisch? Schreib Lieder. Du bist BWLer? Mach die Buchhaltung für nen Verein. Alle Talente werden im Kampf gegen den Faschismus gebraucht.

    • “Bildet Banden”. Wo du dir deine “Bande” suchst ist nicht mal so wichtig. Partei, Stadtteil-Gruppe, Fussball mit Flüchtlingen, Verein… Es gibt wahrscheinlich mehr demokratische & humanistische Menschenansammlungen in deiner Umgebung als man meint. Such dir eine in deren Gesellschaft du dich wohl fühlst und Selbstwirksamkeit entfalten kannst ohne nach 2 Wochen auszubrennen.