Also, ich bin nicht gegen Steuern. Der Staat ist ja zu etwas gut, Infrastruktur, Sicherheit, Sozialleistungen, usw.

Es gibt viele Steuern die nachvollziehbar sind z.B die KfZ-Steuer ist logisch hu erheben weil die Straßen gewartet und saniert werden müssen. Zoll ist erhebenswürdig weil die Produkte aus dem Ausland über deutsche Infrastruktur transportiert und betrieben werden und das auch Geld kostest.

Nicht jede Steuer macht aber Sinn. Es gab in manchen Ländern eine Steuer auf die Fenstergröße, eine Gardinensteuer, und andere Bagatellensteuern. Die Einkommensteuer ist keine Bagatellensteuer da sie erheblich erhebliche Einnahmen “erwirtschaftet” für den Staat (26% in 2021) aber aus welchem anderen Grund besteht die?

Durch Arbeit wird ein Dienst erleistet oder Produkt gemacht worauf dann Steuern erhoben werden (Mehrwert, Umsatz, usw.). Der Arbeiter hat dem Land einen Dienst erwiesen, dessen Wert gesteigert und wurde dafür entlohnt. Warum diese Entlohnung besteuern? Das bedeutet der Arbeiter hat weniger Geld übrig um die Wirtschaft anzukurbeln mit dem Verkauf von Diensten und Gütern.

Diese Steuer hat einen erheblichen Einfluss je weniger man verdient. Je mehr man verdient desto mehr bleibt auch am Ende übrig - ja, selbst wenn sie stufenweise erhoben wird.

Würde es nicht mehr Sinn machen die Einkommenssteuer zu ersetzen mit einer oder mehreren Steuern z.B Vermögenssteuer oder Transaktionsteuer?

  • einkorn@feddit.org
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    2 days ago

    Grundsätzlich bin ich in dem Sinne bei dir, dass wir Einkommen weniger besteuern und dafür z.B. Vermögen- und Transaktionssteuern erheben sollten. Aber vor allem über diese Punkte müssen wir nochmal reden:

    Durch Arbeit wird ein Dienst erleistet oder Produkt gemacht worauf dann Steuern erhoben werden (Mehrwert, Umsatz, usw.). Der Arbeiter hat dem Land einen Dienst erwiesen, dessen Wert gesteigert und wurde dafür entlohnt.

    Die meisten von uns arbeiten für ein Unternehmen und nicht für den Staat. Unser Gehalt ist die Entlohnung für eine Dienstleistung, die wir in Form von Arbeitskraft für andere erbringen. Niemand von uns erwirbt irgendwelche Rechte an dem, was wir produzieren, was ja einer der Hauptkritikpunkte von Marx und Co. ist. Dass aus dieser Produktion ein Mehrwert entsteht, hat daher erstmal nichts mit uns zu tun.

    Das bedeutet der Arbeiter hat weniger Geld übrig um die Wirtschaft anzukurbeln mit dem Verkauf von Diensten und Gütern.

    Das Argument würde Sinn ergeben, wenn Steuern in einem schwarzen Loch verschwinden würden. Allerdings werden 100 % der Steuern, die der Staat erhebt, wieder über das Budget ausgegeben. Einerseits werden damit auch Menschen bezahlt, die dann konsumieren und andererseits werden damit Dinge finanziert, die du und ich passiv konsumieren: Wir profitieren von Infrastruktur, Rettungsdiensten, etc. In einer perfekten Welt kommt sämtliches Geld, was der Staat ausgibt, wieder bei uns allen in der ein oder anderen Form an. Dass dem an vielen Stellen nicht so ist, ist meiner Meinung nach kein Argument gegen Steuern, sondern gegen die derzeitige Ausgestaltung unseres Systems des Staates.

    Zur Einkommenssteuer allgemein: Die Einkommenssteuer ist keine “Wir nehmen dir dein Geld einfach weg”-Steuer. Es ist ein allgemeiner Beitrag zur Finanzierung unserer Gemeinschaft insgesamt. Viele sehen “den Staat” als irgendetwas Abgehobenes, das getrennt von uns als Gruppe von Leuten, die in einem Gebiet namens Deutschland leben, existiert. Der Staat ist grundsätzlich erstmal nichts anderes als die Verwaltung unseres Gemeinwesens. Ja, das fühlt sich häufig nicht so an, so abgehoben wie manche Politiker sind, aber das ist der Grundgedanke. Die Einkommenssteuer ist ein allgemeiner Beitrag dazu, dass wir so etwas wie öffentliche Güter haben. Zusammen mit der Vermögenssteuer ist die Einkommenssteuer aus meiner Sicht daher einer der Grundpfeiler für einen (gerechten) Staat. Über die Höhe dieses Beitrags kann sich natürlich gestritten werden, aber an und für sich ist er aus meiner Sicht unabdingbar für unser Verständnis als Gemeinschaft.

    • AntonMuster
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      2 days ago

      Ich finds ja immer absurd, wenn Leute auf den bösen Staat schimpfen, sich schlau fühlen, weil sie den Arbeitgeberanteil bei den Sozialleistungen als vom Staat abgezogenes Einkommen verbuchen und dann irgendwie auf eine Bazillionen Prozent Abgaben kommen… aber das Geld, das der Arbeitgeber abschnorchelt komplett ignorieren.

      • CelestialMittens@feddit.org
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        2 days ago

        Das Geld, das der Arbeitgeber “abschnorchelt” ist prozentual massiv niedriger als das, was für Staat und Soziales abgeht. Von meinem Brutto erhalte ich etwas mehr als die Hälfte, und da ist der “Arbeitgeberanteil” noch nicht mal eingerechnet. Ich finde es sehr nachvollziehbar es bedenklich zu finden, dass der durchschnittliche Arbeitnehmer über 50% seines Einkommens abgeben muss.

    • Zwuzelmaus@feddit.org
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      2 days ago

      Allerdings werden 100 % der Steuern, die der Staat erhebt, wieder über das Budget ausgegeben.

      Kleine Korrektur: Nicht 100%. Ein Teil geht an Leute/Firmen/Banken/Länder, die dem Staat Geld geliehen haben und dafür Zinsen kassieren dürfen. Das dient dann keinen Zwecken, die der Staat entsprechend seinen Aufgaben tut.

  • Zwuzelmaus@feddit.org
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    2 days ago

    Der Arbeiter hat dem Land einen Dienst erwiesen, dessen Wert gesteigert und wurde dafür entlohnt.

    Genau da war das Mißverständnis. Den Wert der Arbeit hat nicht das Land, sondern der Unternehmer einkassiert. Der Unternehmer ist heutzutage oft im Ausland.

    Und damit auch das Land einen Teil dieses Wertes abkriegt, gibt es diese Steuer.

    • jagermo@feddit.org
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      2 days ago

      Dazu kommt, dass die Einkommenssteuer mit den größten Anteil ausmacht, siehe destatis. Da müssten Alternativen sehr hoch sein, um das auszugleichen.

      Aber natürlich könnten die von dir genannten Steuern helfen und die Einkommenssteuer eventuell senken - wobei, das hab ich noch nie erlebt, außer für die FDP crew (aka Hotels, Gastro, etc)

      • renormalizer@feddit.org
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        2 days ago

        Die anderen (Konsum-)steuern, wie Mehrwertsteuer oder Zölle, sind de facto regressiv, weil ärmere Menschen einen größeren Teil ihres Einkommens für Konsum ausgeben. Deshalb ist eine progressive Einkommensteuer auch ein Baustein, der zu einer gerechteren Lastenverteilung beiträgt.

        Die Einkommensteuer komplett durch Konsumsteuern zu ersetzen wäre eine massive Umverteilung von unten nach oben.

  • istdaslol@feddit.org
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    2 days ago

    Sie ist quasi die Ursteuer. Mit als erstes wurde das Einkommen versteuert, so als Mitgliedsbeitrag. Ideal auch um Inflation gegenzuwirken in dem das im Umlauf befindliche Geld verringert wird. Mittlerweile haben wir ja de facto eine transaktionssteuer, da nur bei Schenkungen keinerlei steuerlichen Abgaben fällig sind. Sonst kommt immer noch irgendeine Steuer drauf. Heißen nur alle anders - auch damit sich die leichter anpassen können. Sonst gäbe es 500 Seiten mit Aufschlüsselungen, jetzt haben wir halt 500 verschiedene Steuern ^^

    Und ma so am Rande. Steuern sind nicht zweckgebunden, heißt die Kfz Steuer ist nicht für die Instandhaltung von Straßen usw. sondern landet in einem großen Pott mit all den anderen Geldern

    • copacetic
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      2 days ago

      Wikipedia meint die Einkommenssteuer gibt erst seit ~1800. Steuern gab es schon tausende von Jahren vorher. Es ist also sicher nicht die “Ursteuer”.

  • kossa@feddit.org
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    2 days ago

    Es gibt viele Steuern die nachvollziehbar sind

    Steuern und Abgaben sind unterschiedliche Dinge. Steuern müssen erstmal keinen “Zweck” erfüllen, sie dienen zur grundlegenden Finanzierung des Staatswesens. Das macht auch Sinn, da es ja, selbst im verrücktesten, dystopischen, neoliberalen Nachtwächterstaat, Kernaufgaben des Staates gibt, die finanziert werden müssen.

    Also Polizei, Feuerwehr, Militär. Da gäbe es ja keine sinnvollen zweckgebundenen Steuern.

    Warum Einkommen besteuern? Ich glaube historisch war das verhältnismäßig einfach. Insbesondere, da man dann ja anfing, im Endeffekt die Unternehmen mit der Abführung zu beauftragen.

    Persönlich finde ich eine Einkommensteuer in Ordnung, insbesondere, wenn sie progressiv gestaltet ist. “Leistung” messen wir ja v.a. in monetärem Wert, der “Leistungsträger” ist ja immer reich oder verdient gut, es ist ja nie die arbeitslose, alleinerziehende Mutti irgendwie “Leistungsträgerin”. Und starke Schultern tragen mehr in der Solidargemeinschaft, also greift man am Einkommen progressiv ab.

    Spannender finde ich die Frage, warum wir unterschiedliche Arten von Einkommen unterschiedlich behandeln. Arbeitslohn kommt ja am schlechtesten weg. Kapitalerträge sind auch Einkommen, Erbschaften sind auch Einkommen, werden aber viel weniger besteuert.

  • copacetic
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    2 days ago

    Ich finde Ersetzen zu hart. Auch Mittelschicht und Wohlhabende sollten etwas beitragen und da ist das Einkommen vermutlich der einfachste Weg.

    Vermögenssteuer halte ich auch für sehr wichtig. Eine stärkere Erbschaftssteuer hätte aber einen ähnlichen Effekt und ist vermutlich einfacher und schneller umsetzbar.

    Transaktionssteuer halte ich nicht für sinnvoll. Liquidität ist wichtig für unsere Wirtschaft und eine Transaktionssteuer bremst da.

    Außerdem erwähnenswert, wir haben inzwischen in allen Bundesländern sowas wie eine Grundsteuer. Das ist praktisch eine Vermögenssteuer für Grundstücke. Kommunen können ihren Hebesatz selbst bestimmen. Jede Kommune die Geld braucht (also fast alle) sollte diese Hebesatz deutlich erhöhen.

    • Gieselbrecht@feddit.org
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      2 days ago

      Die Grundsteuer B ist auf die Mieter*innen umlegbar. Eine Erhöhung hat also bei vermietetem Wohneigentum keinen Effekt auf die*den Besitzer*in, sondern auf die nicht Besitzenden.

      • copacetic
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        2 days ago

        Ja, aber das ist unvermeidlich. Allerdings ist der viel Effekt stärker bei zB wohlhabenden Leuten mit riesigem Garten oder unbebauten Grundstücken die nur aus Spekulationsgründen ungenutzt bleiben.

        Aber ganz fundamental ist das Argument eigentlich: Der Wert eines Grundstück ist primär seine Lage. Der Eigentümer hat kaum Einfluss auf die Lage. Die Kommune hat viel Einfluss wie sich die Lage. Daraus folgt, dass die Wertsteigerung eines Grundstücks auch größtenteils der Kommune zugute kommen sollte und nicht dem Eigentümer. Eine Grundsteuer setzt das um.

  • Aequitas@feddit.org
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    2 days ago

    Nur kurz: Der Staat braucht keine Steuern zur Staatsfinanzierung, da er seine eigene Währung herausgibt. Die Existenz von Steuern hat andere Gründe:

    1. Steuern sorgen dafür, dass die Währungsnutzer die staatliche Währung nutzen und sind daher wichtig für die Akzeptanz der Währung. Das ermöglicht dem Staat Arbeitskraft, Güter und Dienstleistungen, die er von seiner Bevölkerung zur Erfüllung staatlicher Aufgaben braucht, mit seiner eigenen Währung zu kaufen.
    2. Steuern sind wichtig, um die Konjunktur zu steuern. Wenn Ausgaben das Gaspedal sind, dann sind Steuern das Bremspedal für den Staat. Sie reduzieren unsere Kaufkraft und damit die Nachfrage und setzten damit reale Ressourcen, z.B. Arbeitskraft, frei.
    3. Steuer sind ein wichtiges Werkzeug um Ungleichheit zu adressieren.
    4. Steuern beeinflussen das Konsumverhalten und helfen sozial-, gesundheits- oder umweltpolitische Ziele zu erreiche. Zum Beispiel Steuern auf Zigaretten oder Plastik.