Das traurige bei der Lidl App ist, dass das wahrscheinlich die erste wirklich signifikante Rabattaktion ist, die ich kenne. Klar, Supermärkte haben ständig irgendwelche Angebote, aber das ist dann meist 10% auf Schokolade oder Bier kostet 10 Cent weniger als sonst. Bei der Lidl App ist natürlich auch viel bullshit dabei, aber auch oft Grundnahrungsmittel um 20, 30, teilweise 50% reduziert. Wenn man jeden Euro zweimal umdrehen muss, fällt es einem da nicht leicht, seine Daten nicht zu verkaufen. Und ganz ehrlich wenn der Lidl bei mir nicht so weit weg wäre, würde ich das wahrscheinlich sogar selbst nutzen.
Die Frage ist, wie lange sich das hält: Aktuell geht es darum, möglichst viele Menschen in die App zu holen. Die App hat den Vorteil, dass man Leute wesentlich gezielter bewerben kann, weil man Onlineverhalten und Offlinekäufe mit Identitäten zusammenbringen kann.
Sobald die Leute in der App sind, kann man die Rabatte schrittweise reduzieren. Ab dann erfordert es ja zusätzlichen Aufwand, die App wieder zu deinstallieren.
Aktuell gibt es bei Lidl zum Beispiel [auch] Rabatte auf Eigenmarken, bei denen ohnehin kaum Marge drin ist. Das lohnt sich ja nur in absoluten Ausnahmefällen, wie bei einer Überproduktion, die man sonst wegschmeißen müsste.
Konzerne streben nach einem Monopol. Solange Lidl noch was von Rewe und Edeka wegnehmen kann, lohnt sich Werbung. Gesamtgesellschaftlich ist das wahrscheinlich nicht vorteilhaft. Zumal Werbung ja eigentlich auch nur immer aufwändiger wird, nicht unbedingt effektiver.
Es lohnt sich nur, wenn ich dadurch mehr Umsatz bekomme, als ich ausgebe. 5€ mehr Umsatz durch 10€ Werbeausgaben macht nur Sinn, wenn ich die Konkurrenz vernichten will.
Es geht mir aber auch allgemeiner um Werbung. Immer mehr Werbung giert nach dem selben Geldtopf, irgendwann muss das Kippen.
In einigen Jahren, wenn so ziemlich jeder die App nutzt, können dann individuelle Preise für jeden Konsumenten vorgeschlagen werden. Vielleicht gibt es dann Displays als Preisschilder, deren Betrag sich dann individuell ändern kann, oder - wenn sowieso jeder die App benutzt - gar keine Preisschilder mehr. Der Preis steht ja auch in der App.
Wenn die App z.B. gelernt hat, dass du eine bestimme Marke TK-Pizza bevorzugst, dann wird dir ggf. ein anderer (wahrscheinlich höherer) Preis angezeigt, als jemandem, der diese Pizza überhaupt nicht mag. Die Wahrscheinlichkeit, dass du die Pizza trotzdem kaufen wirst, ist hoch und somit macht der Supermarkt seinen Gewinn durch die individuellen Vorlieben seiner Kundschaft.
Und das ist zum einen genau der gleiche Fiebertraum, den Silicon valley uns seit 30 Jahren zu verkaufen versucht und zum anderen löst es das Problem von oben nicht: welches Geld sollen die Leute noch ausgeben?
Überleg mal, was für ein absurdes Szenario du gerade aufmalst: Milliarden werden ausgegeben, damit der selbe kleine Geldtopf etwas anders verteilt ausgegeben wird. Das ist nicht ökonomisch.
Milliarden werden ausgegeben, damit der selbe kleine Geldtopf etwas anders verteilt ausgegeben wird
Das ist unser ganzes Wirtschaftssystem.
Bei Lidl sitzen keine Volkswirte, die sich über die Einkommensverteilung Gedanken machen, sondern Manager, deren individuelle Line nach oben gehen muss.
Ich denke, dass es den Supermärkten in erster Linie darum geht, durch Rabattaktionen und Nutzung der App die Kunden längerfristig an sich zu binden. Das erklärt auch die komplexen Bedingungen, unter denen die Gutscheine einzulösen sind. Scheinbar muss man sich mit dem Regelwerk der App richtig befassen - im Gegensatz zum herkömmlichen “Punktesammeln”, bei dem soweit ich weiss diese Punkte jederzeit eingelöst werden können.
Wenn der Kunde sich richtig in die App einfuchst und mit ihr interagieren muss, um die Rabatte zu erhalten, dann hat der Supermarkt eine Bindung des Kunden an sich erreicht. Das von mir beschriebene Szenario ist natürlich ein hypothetisch mögliches Extrem, denn die Supermärkte, die diese Apps herausgeben, machen das ja nicht aus lauter Nettigkeit.
Woher das Geld für die Werbung kommt: Meine Vermutung ist, dass ein Werbebudget in die Produkte bereits mit eingepreist wird (bei einigen Produkten (z.B. Marken) mehr, bei einigen (z.B. Eigenmarken) weniger).
Dass die Einkommen stagnieren, also im Verhältnis zu den steigenden Preisen sinken, ist ein generelles Problem. Das ist nicht ausschließlich auf Supermärkte und Lebensmittel beschränkt - allerdings nehmen der Einkauf von Lebensmitteln einen großen Teil davon ein.
Der Akt des Werbens ist ja auch in den letzten Jahren/ Jahrzehnten deutlich günstiger geworden. Man nutzt ja mittlerweile eine bereits vorhandene Infrastruktur (im Form von sozialen Medien). Ich glaube, eine Instagram-Story und ein erkauftes Statement von einem Influenzer sind mittlerweile günstiger als die Werbemaßnahmen, als Werbung noch Reklame geheissen hat.
Du spekulierst hier viel, aber letztlich ist das alles nur oberflächliches Marketing-Blabla.
Natürlich ist Werbung schon eingepreist. Alles ist bereits eingepreist, so funktioniert ein Unternehmen nun einmal.
Die Frage bleibt aber: was bringt das? Geht ein Kunde wirklich aufgrund von 10 Cent Rabatt zu Rewe und gibt dann dort so viel mehr aus, dass sich die Aktion lohnt? Die Margen im Einzelhandel sind extrem gering und ich bin der festen Überzeugung, dass die Marketing und Analystenheinis sich ihre Datenanalysen aus dem Arsch ziehen - ich behaupte, die meisten Leute kaufen da ein, wo sie im Alltag vorbeikommen und vielleicht noch dort, wo sie bestimmte Produkte bekommen. Frag mal in deinem Bekanntenkreis rum, was Butter, Äpfel, Brot gerade kosten. Ich wette mit dir, die meisten können dir das nicht im Detail sagen.
Geht ein Kunde wirklich aufgrund von 10 Cent Rabatt zu Rewe und gibt dann dort so viel mehr aus, dass sich die Aktion lohnt?
Ja, das tun einige. Das habe ich in meinem eigenen Bekanntenkreis erlebt, dass Leute lieber in Geschäften einkaufen gehen, weil die am Payback-Programm teilnehmen, um Punkte zu sammeln. Ähnliches habe ich auch erlebt, nur mit einer Tankstellenkette, bei der es bei einer bestimmten Anzahl an Punkten, die es für x Liter Benzin gab. Kunden sind dort tanken gegangen, um die Prämie zu bekommen, deren Wert um ein vielfaches unter dem lag, was man letztendlich mehr ausgegeben hat (wobei ich hier fairerweise erwähnen muss, dass Tankstellen am verkauften Benzin nichts verdienen, sondern nur durch Verkauf von Getränken und Snacks und Autozubehör)
Ich wurde sogar mehrmals Zeuge, dass Kunden einen Artikel bei Lidl nicht gekauft haben, weil der Rabatt von deren App doch nicht für den Artikel gegolten hat. Also ja, Leute machen sowas.
Ich kann tatsächlich nicht sagen, was bestimmte Produkte im Einzelnen kosten - allerdings kann ich es mir leisten, dies nicht wissen zu müssen. Viele Leute können es nicht.
ich behaupte, die meisten Leute kaufen da ein, wo sie im Alltag vorbeikommen und vielleicht noch dort, wo sie bestimmte Produkte bekommen.
Das handhabe ich auch so. Ich komme immer an den selben Orten vorbei.
Lies doch mal nur hier im Thread richtig mit. “Einkaufen nach Wochenprospekt” hab ich oben schon gelesen. Selbstverständlich gehen die Leute da hin, wo sie ihr Zeug möglichst günstig bekommen.
Das traurige bei der Lidl App ist, dass das wahrscheinlich die erste wirklich signifikante Rabattaktion ist, die ich kenne. Klar, Supermärkte haben ständig irgendwelche Angebote, aber das ist dann meist 10% auf Schokolade oder Bier kostet 10 Cent weniger als sonst. Bei der Lidl App ist natürlich auch viel bullshit dabei, aber auch oft Grundnahrungsmittel um 20, 30, teilweise 50% reduziert. Wenn man jeden Euro zweimal umdrehen muss, fällt es einem da nicht leicht, seine Daten nicht zu verkaufen. Und ganz ehrlich wenn der Lidl bei mir nicht so weit weg wäre, würde ich das wahrscheinlich sogar selbst nutzen.
Die Frage ist, wie lange sich das hält: Aktuell geht es darum, möglichst viele Menschen in die App zu holen. Die App hat den Vorteil, dass man Leute wesentlich gezielter bewerben kann, weil man Onlineverhalten und Offlinekäufe mit Identitäten zusammenbringen kann.
Sobald die Leute in der App sind, kann man die Rabatte schrittweise reduzieren. Ab dann erfordert es ja zusätzlichen Aufwand, die App wieder zu deinstallieren.
Aktuell gibt es bei Lidl zum Beispiel [auch] Rabatte auf Eigenmarken, bei denen ohnehin kaum Marge drin ist. Das lohnt sich ja nur in absoluten Ausnahmefällen, wie bei einer Überproduktion, die man sonst wegschmeißen müsste.
Ich frag mich eher, was genau die hoffen aus den Menschen rauszuholen.
Wir werden mehr und mehr beworben, aber die verfügbaren Einkommen sinken tendenziell. Wer soll also die Gelder für die Werbung letztlich bezahlen?
Konzerne streben nach einem Monopol. Solange Lidl noch was von Rewe und Edeka wegnehmen kann, lohnt sich Werbung. Gesamtgesellschaftlich ist das wahrscheinlich nicht vorteilhaft. Zumal Werbung ja eigentlich auch nur immer aufwändiger wird, nicht unbedingt effektiver.
Es lohnt sich nur, wenn ich dadurch mehr Umsatz bekomme, als ich ausgebe. 5€ mehr Umsatz durch 10€ Werbeausgaben macht nur Sinn, wenn ich die Konkurrenz vernichten will.
Es geht mir aber auch allgemeiner um Werbung. Immer mehr Werbung giert nach dem selben Geldtopf, irgendwann muss das Kippen.
Und genau das will ich. Ich will heute ein paar Prozent Marktanteil vom Konkurrenten erobern, die ich dann in der Zukunft ausquetschen kann.
In einigen Jahren, wenn so ziemlich jeder die App nutzt, können dann individuelle Preise für jeden Konsumenten vorgeschlagen werden. Vielleicht gibt es dann Displays als Preisschilder, deren Betrag sich dann individuell ändern kann, oder - wenn sowieso jeder die App benutzt - gar keine Preisschilder mehr. Der Preis steht ja auch in der App.
Wenn die App z.B. gelernt hat, dass du eine bestimme Marke TK-Pizza bevorzugst, dann wird dir ggf. ein anderer (wahrscheinlich höherer) Preis angezeigt, als jemandem, der diese Pizza überhaupt nicht mag. Die Wahrscheinlichkeit, dass du die Pizza trotzdem kaufen wirst, ist hoch und somit macht der Supermarkt seinen Gewinn durch die individuellen Vorlieben seiner Kundschaft.
Und das ist zum einen genau der gleiche Fiebertraum, den Silicon valley uns seit 30 Jahren zu verkaufen versucht und zum anderen löst es das Problem von oben nicht: welches Geld sollen die Leute noch ausgeben?
Überleg mal, was für ein absurdes Szenario du gerade aufmalst: Milliarden werden ausgegeben, damit der selbe kleine Geldtopf etwas anders verteilt ausgegeben wird. Das ist nicht ökonomisch.
Das ist unser ganzes Wirtschaftssystem.
Bei Lidl sitzen keine Volkswirte, die sich über die Einkommensverteilung Gedanken machen, sondern Manager, deren individuelle Line nach oben gehen muss.
Ich denke, dass es den Supermärkten in erster Linie darum geht, durch Rabattaktionen und Nutzung der App die Kunden längerfristig an sich zu binden. Das erklärt auch die komplexen Bedingungen, unter denen die Gutscheine einzulösen sind. Scheinbar muss man sich mit dem Regelwerk der App richtig befassen - im Gegensatz zum herkömmlichen “Punktesammeln”, bei dem soweit ich weiss diese Punkte jederzeit eingelöst werden können.
Wenn der Kunde sich richtig in die App einfuchst und mit ihr interagieren muss, um die Rabatte zu erhalten, dann hat der Supermarkt eine Bindung des Kunden an sich erreicht. Das von mir beschriebene Szenario ist natürlich ein hypothetisch mögliches Extrem, denn die Supermärkte, die diese Apps herausgeben, machen das ja nicht aus lauter Nettigkeit.
Woher das Geld für die Werbung kommt: Meine Vermutung ist, dass ein Werbebudget in die Produkte bereits mit eingepreist wird (bei einigen Produkten (z.B. Marken) mehr, bei einigen (z.B. Eigenmarken) weniger).
Dass die Einkommen stagnieren, also im Verhältnis zu den steigenden Preisen sinken, ist ein generelles Problem. Das ist nicht ausschließlich auf Supermärkte und Lebensmittel beschränkt - allerdings nehmen der Einkauf von Lebensmitteln einen großen Teil davon ein.
Der Akt des Werbens ist ja auch in den letzten Jahren/ Jahrzehnten deutlich günstiger geworden. Man nutzt ja mittlerweile eine bereits vorhandene Infrastruktur (im Form von sozialen Medien). Ich glaube, eine Instagram-Story und ein erkauftes Statement von einem Influenzer sind mittlerweile günstiger als die Werbemaßnahmen, als Werbung noch Reklame geheissen hat.
Du spekulierst hier viel, aber letztlich ist das alles nur oberflächliches Marketing-Blabla.
Natürlich ist Werbung schon eingepreist. Alles ist bereits eingepreist, so funktioniert ein Unternehmen nun einmal.
Die Frage bleibt aber: was bringt das? Geht ein Kunde wirklich aufgrund von 10 Cent Rabatt zu Rewe und gibt dann dort so viel mehr aus, dass sich die Aktion lohnt? Die Margen im Einzelhandel sind extrem gering und ich bin der festen Überzeugung, dass die Marketing und Analystenheinis sich ihre Datenanalysen aus dem Arsch ziehen - ich behaupte, die meisten Leute kaufen da ein, wo sie im Alltag vorbeikommen und vielleicht noch dort, wo sie bestimmte Produkte bekommen. Frag mal in deinem Bekanntenkreis rum, was Butter, Äpfel, Brot gerade kosten. Ich wette mit dir, die meisten können dir das nicht im Detail sagen.
Ja, das tun einige. Das habe ich in meinem eigenen Bekanntenkreis erlebt, dass Leute lieber in Geschäften einkaufen gehen, weil die am Payback-Programm teilnehmen, um Punkte zu sammeln. Ähnliches habe ich auch erlebt, nur mit einer Tankstellenkette, bei der es bei einer bestimmten Anzahl an Punkten, die es für x Liter Benzin gab. Kunden sind dort tanken gegangen, um die Prämie zu bekommen, deren Wert um ein vielfaches unter dem lag, was man letztendlich mehr ausgegeben hat (wobei ich hier fairerweise erwähnen muss, dass Tankstellen am verkauften Benzin nichts verdienen, sondern nur durch Verkauf von Getränken und Snacks und Autozubehör)
Ich wurde sogar mehrmals Zeuge, dass Kunden einen Artikel bei Lidl nicht gekauft haben, weil der Rabatt von deren App doch nicht für den Artikel gegolten hat. Also ja, Leute machen sowas.
Ich kann tatsächlich nicht sagen, was bestimmte Produkte im Einzelnen kosten - allerdings kann ich es mir leisten, dies nicht wissen zu müssen. Viele Leute können es nicht.
Das handhabe ich auch so. Ich komme immer an den selben Orten vorbei.
Lies doch mal nur hier im Thread richtig mit. “Einkaufen nach Wochenprospekt” hab ich oben schon gelesen. Selbstverständlich gehen die Leute da hin, wo sie ihr Zeug möglichst günstig bekommen.