Was die deutsche Ideologie des Exportweltmeistertums für hiesige Arbeitnehmer bedeutet, liest man selten in der bürgerlichen Presse. Umso erfrischender diese Analyse in der Zeit heute.

  • copacetic
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    5 days ago

    Erfrischend, ja.

    Es schadet übrigens nicht nur den USA sondern auch in der EU. Deswegen wird es regelmäßig kritisiert. Beispielsweise hier 2013 und 2017. Wir brechen hier dauernd EU-Recht, aber vermutlich sind die meisten EU-Politiker und Beamten auch zu neoliberal um das Problem zu verstehen.

    Das ist für mich der Hauptgrund, warum ich die rechte Wirtschaftspolitik ablehne, die auf Förderung der Unternehmen zielt. Unser “Geschäftsmodell Exportweltmeister” bröckelt jetzt weg mit Trump. Wir müssen unsere Wirtschaft umbauen und eine starke Binnennachfrage erzeugen um wenigstens teilweise Ersatz für wegbrechende Exporte zu erzeugen. Das erscheint mir einfacher indem vor allem Konsumenten statt Unternehmen gefördert/entlastet werden.

    Die EU als Ganzes hat eine ausgeglichene Bilanz. Also flappsig gesagt: Löhne hoch und Produkte aus EU-Ländern kaufen.

    Was mir nicht so ganz klar ist: Das ganze hat grob mit der Agenda 2010 unter Schröder angefangen. Grund war die hohe Arbeitslosigkeit. Droht uns das mit dem Ansatz wieder? Wie verhindert man das anders als mit Lohndumping?

    • Saleh@feddit.org
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      11
      ·
      5 days ago

      Man könnte eine höhere Arbeitslosigkeit auch damit abschwächen, dass man die Regelarbeitszeit reduziert. Wenn man beim Erwerb vom Wohneigentum/Häusern den Kauf der eigenen vier Wände gegenüber spekulativen Investitionen noch fördert, dann kann sogar bei sinkender Produktivität mehr Wohlstand im Land entstehen, weil die Produktion mehr im Inland konsumiert wird, und die Profite aus Eigentum ebenfalls eher im lokalen Kreislauf bleiben.

      Dazu kann man staatliche Infrastrukturinvestitionen, die wir sowieso dringen brauchen, vorantreiben, wenn man Vermögen und Kapitalerträge stärker besteuert.

      • Tamero@feddit.org
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        4 days ago

        Solange aber nicht in den nächsten Jahren eine grundlegend andere Einwanderungspolitik gemacht wird und Millionen Menschen einwandern, wird man aufgrund des Demografischen Wandels keine Probleme mit zu wenigen Jobs bzw. zu viel Arbeitslosigkeit haben.

    • trollercoaster@sh.itjust.works
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      2
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      4 days ago

      aber vermutlich sind die meisten EU-Politiker und Beamten auch zu neoliberal um das Problem zu verstehen.

      Oder aber sie sind einfach zu korrupt, um mit diesem Problem ein Problem zu haben.

    • Tamero@feddit.org
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      3
      ·
      5 days ago

      Das Problem einer hohen Arbeitslosigkeit wird allein schon mit der höheren (Binnen-)Nachfrage abgeschwächt, da solange die Produkte auch in Deutschland hergestellt werden, mehr Arbeiter/innen benötigt werden. Außerdem kann die Arbeitslosigkeit auch durch öffentliche Investitionen und einer dadurch gestiegene Nachfrage nach Arbeiter/innen gelöst werden. Die letzte Möglichkeit die mir einfällt wäre Private investionen zu fördern indem man eine Vermögenssteuer einführt, aber investionen in die reale Wirtschaft von der Vermögenssteuer teilweise ausnimmt oder indem man risikoreiche Aktiengeachäfte verbietet. Dann muss man nur noch Steuerflucht verhindern indem man eine Wegzugssteuer für Milliardäre einführt oder die Vermögenssteuer an die Staatsbürgerschaft koppelt und man eine hohe Vermögensabgabe bei Wechsel der Staatsbürgerschaft macht.

      • copacetic
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        3
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        5 days ago

        solange die Produkte auch in Deutschland hergestellt werden

        Das ist einfacher gesagt als getan.

      • Quittenbrot@feddit.org
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        1
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        4 days ago

        Das Problem einer hohen Arbeitslosigkeit wird allein schon mit der höheren (Binnen-)Nachfrage abgeschwächt, da solange die Produkte auch in Deutschland hergestellt werden, mehr Arbeiter benötigt werden.

        Das führt aber indirekt wohl auch wieder zu einer Form von neuem wirtschaftlichen Nationalismus. Wenn ein verhältnismäßig wohlhabendes Land wie D seine Produktion wieder ins Land holt, ist das zwar gut für uns, aber schlecht für die Länder, die sich in den letzten paar Dekaden durch die ausgelagerte Produktion gut entwickeln konnten. Bspw die Autofertigung in Osteuropa. Oder siehe auch USA vs Mexiko.

        Diese schwächeren Länder profitierten bisher davon, dass das ausgelagert wurde. Dreht man das zurück, müsste man dann nicht in Konsequenz auch wieder bei Handelsschranken landen? Ein Land ohne Produktion müsste sich ja dann gegen die starken Länder verteidigen, die ihre Fertigung wieder komplett bei sich zusammenziehen und jedes Land am Ende eigentlich nur für den Binnenmarkt produzieren.

        • Tamero@feddit.org
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          4 days ago

          Es geht ja nicht darum das Deutschland überhaupt nicht mehr Sachen Importiert sondern darum das man nicht mehr Exportiert als Importiert. Aktuell ist es ja so das Deutschland zuviel Exportiert und es dadurch andere Ländern wirtschaftlich schlechter geht.

          • Quittenbrot@feddit.org
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            4 days ago

            Es geht ja, wie im Artikel erwähnt, auch den Deutschen schlechter. Die Schere geht weiter auf, die Binnennachfrage sinkt. Für ein Unternehmen wie VW ist der chinesische Markt mittlerweile viel wichtiger als der heimische.

            Der Export an sich macht den Beschäftigten ja nicht arm. Ich denke eher, dass es daran liegt, dass Unternehmen wie Siemens oder VW mittlerweile in großem Maße im Ausland produzieren, also am deutschen Beschäftigten vorbei. So kriegt dieser nichts mehr ab vom “Erfolgsmodell Exportweltmeister”. Wenn man aber, übertrieben gesagt, “bei uns und für uns” produzieren würde, würde der Erfolg der Wirtschaft auch beim Beschäftigten ankommen, denn einmal ist er als Beschäftigter ein Teil davon und andererseits ist er dann der Markt für diese Unternehmen.

            Aber wie gesagt, zu Ende gedacht führt das wahrscheinlich, und das kann man ja auch schon in Ansätzen sehen, zu einer neuen Ära des Protektionismus und der Abschottung.

  • Obelix@feddit.org
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    4 days ago

    Ohne dass ich mich jetzt zu volkswirtschaftlichen Themen äußern will: Wir importieren jedes Jahr 80-100 Milliarden Euro an fossilen Brennstoffen und verbrennen diese. Das könnten wir lassen und damit höchstwahrscheinlich noch wildere Exportüberschüsse produzieren.